Klein, originell und erfolgreich

Boutiquehotels sind gefragt, das zeigen die Auslastungen dieser Häuser – aber auch die Bewertungen. Wir haben einen illusteren und illustrativen Querschnitt von Hotels mit guten Noten zusammengestellt. Zudem verspricht das Resonanzdenken Chancen für Hotels, die sich der Individualität verschrieben haben und ihr Gewerbe mit Leidenschaft betreiben.

Klein, anders, jenseits von 08/15, das ist eines der Erfolgsrezepte in der Hotellerie. Oft sind Häu-ser mit wenigen Zimmern flexibler und werden mit grossem persön-lichem Engagement geführt. «Generell kann ge sagt werden, dass Individualität gefragt ist», sagt Vinzenz van den Berg, Leiter der Un ternehmenskommunikation HotellerieSuisse. Das zeige sich auch in der Nachfrage nach Boutiquehotels oder in den Auswahlkriterien wie Nachhaltigkeit und Regionalität, nach denen die Gäste buchen. «Authentizität und Ursprünglich-keit so wie kleine und feine Betriebe kom-men bei den Gästen gut an.» Das gelte vor allem für Leisure Tourismus. «Ein erfolg-reiches Konzept an einem Standort A ist an einem anderen Standort nicht zwangsläu-fig im selben Masse erfolgreich», gibt Vin-zenz van den Berg zu bedenken. 

Resonanz – ein Potenzial für kleinere Hotels
Das deutsche Zukunftsinstitut spricht von Resonanztourismus, «dem Weg zurück zur richtig verstandenen Gastfreundschaft». Resonanz sei heute ein Grundbedürfnis vieler Menschen. «Am Weg zum neuen Res onanztourismus sind touristische Akteure gefordert.» Es gelte nicht mehr nur in Produkten, Angeboten und Ver-käufen zu denken, sondern auch in Reso-nanzen. «Es geht darum, Beziehungen zu Menschen zu gestalten. Dieses Verständ-nis eröffnet der Tourismusbranche neue Handlungs- und Wertschöpfungsmöglich-keiten.» In diesem Feld haben kleine Hotels grosses Potenzial: Gastgeber kleiner, per-sönlich geführter Hotels können den direk-ten Gästekontakt optimal pflegen.

«Unglaublich leidenschaftlich»
Originell und klein: Damit erfüllt das Hotel Bellerive in Zermatt alle Erfolgskriterien und steht in der Gunst der Tripadvisor-User an vierter Stelle. Dass das kleine Hotel beliebt ist, bezeugen auch seine diversen Auszeichnungen. So rangiert das Haus unter anderem auf Rang zwei der 25 bes-ten, kleinen Schweizer Hotels. Das Haus umfasst 21 Zimmer, drei Junior Suiten, einen Sky-Room und ein Duplex-Apparte-ment. Alle Zimmer sind modern, kom-fortabel sowie stilvoll eingerichtet und als Rückzugsort zum Entspannen und Genies-sen konzipiert. Gastgeber sind Katja und Mario Noti. In fast allen Tripadvisor-Kate-gorien ist das Hotel mit der Höchstnote ausgezeichnet – mit einer Ausnahme: Das Preis-Leistungsverhältnis liegt ganz knapp unter der Höchstnote. Auch hier zeugen die Auslastung von 85 Prozent und der Anteil an Stammgästen von 55 Prozent von einer hohen Gästezufriedenheit. 

Der persönliche Service und die individu-elle Beratung sind dem Inhaberpaar sehr wichtig. Auch Mario Noti stellt fest, dass die Nachfrage nach kleinen Boutiquehotels generell sehr hoch ist. «Im Hotel Bellerive ist es uns ein Anliegen, ein aussergewöhn-liches Gästeerlebnis zu schaffen, das modernen Luxus mit der Ruhe der Natur verbindet», betont er. Die engagierten Mit-arbeitenden nehmen sich Zeit, die Vorlie-ben der Gäste zu verstehen und sicherzu-stellen, dass ihr Aufenthalt auf ihre indivi-duellen Bedürfnisse und Wünsche zuge-schnitten ist. «Der Schlüssel liegt in der Ausführung. Sie muss makellos, authen-tisch und unglaublich leidenschaftlich sein.» Zudem engagiert sich das Hoteltea-meam für Nachhaltigkeit und verant-wortungsvollen Tourismus. «Zu unseren umweltfreundlichen Praktiken gehören Energieeinsparung, Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Digita-lisierung.»

Bescheidenheit und Tradition
Gute Noten gibt es auch für das Laret pri-vate Boutique Hotel in Samnaun/Laret. Das Haus bietet 14 Zimmer mit «privatem Ambiente, Komfort und Bescheidenheit, Tradition und Moderne» und ist ein Klein-hotel für Erwachsene. Die Gastgeberfami-lie Cornelia und Christian Metz-Jenal glänzt in vier von fünf Tripadvisor-Bewer-tungskategorien mit der Höchstnote 5. Einen halben Punkt Abzug gibt es bei der Lage. «Die herzliche Begrüssung bei der Ankunft, jeden Abend ein Fünf-Gang-Menü als kulinarischen Leckerbissen vom Feinsten sowie Freundlichkeit und Sauber-keit sind kaum zu überbieten», schreibt ein Gast auf der Bewertungsplattform.

Kein Wunder, dass die Inhaber mit der Auslastung und dem Stammgästeanteil sehr zufrieden sind. Genaue Zahlen wollen sie keine bekannt geben. Gründe für den Erfolg ihres Hotels sehen sie in der persön-lichen Führung, im hochwertigen Zimmer-standard, im kreativen Speiseangebot und in der guten Servicequalität. Die Lage im urtümlichen Bergbauerndorf und das exklusive Angebot von 14 Zimmern komme bei den Gästen gut an. «Kleine Boutique-hotels sind dann gefragt, wenn ein klares

Profil erkennbar ist», fasst Cornelia Metz-Jenal zusammen. «Als kleines Hotel kann man nicht alles anbieten. Aber das, was man anbietet, muss man richtig gut und mit Herzblut machen.»

Klein und gut ausgelastet
Das «Zollhaus» in Bern ist ein One-Suite-Hotel. Es verfügt also gerade mal über ein Zimmer. Der Gast nächtigt im alten Zollhaus auf der Berner Nydeggbrücke im historischem Gemäuer und auf zwei Eta-gen. Im ersten Stock lädt ein Doppelbett zum Schlafen ein, im Erdgeschoss ein funktionales Bettsofa. Gefrühstückt wird in den eigenen vier Hotelwänden oder auf der privaten Terrasse. Das Ein-Zimmer-Hotel ist dem Unternehmen Altes Tram-depot Brauerei Restaurant AG angeglie-dert. Bei Booking.com wird das «Zollhaus» als hervorragend kategorisiert, mit 9,3 von 10 Punkten. Das Hotel ist denn auch mit 80 Prozent gut ausgelastet. «Die Lage, das einmalige Konzept des One-Suite-Hotels und die Geschichte hinter dem Zollhaus sind für den Erfolg ausschlaggebend», sagt Celia Meier, Leiterin Administration der Altes Tramdepot Brauerei Restaurant AG. «Ich vermute, die Nachfrage nach Boutiquehotels steigt. Die Gäste suchen ein ganzheitliches Erlebnis. Bucht man eine Hotelkette, egal ob in Asien, Australien oder Europa, sind alle Hotels im selben Stil gebaut, da fehlt das individuelle Erlebnis.»

Zehn Zimmer hat das Maya Fastenhotel & Spa in Nax zu vergeben. Für sein inno-vatives Konzept und seine Projekte ist das Walliser Hotel mit mehreren internatio-nalen Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Green Mobility Award. Das Haus liegt idyllisch, bietet einen atem-beraubenden Blick auf die Alpen und hat sich auf Detox-, Fasten- und Wellnesspro-gramme spezialisiert. Auch dieses Hotel ist mit 75 bis 80 Prozent sehr gut ausge-lastet. «Das liegt zum Teil an unserem Konzept, Ernährung und Heilfasten, und auch daran, dass wir ein ökologisches Hotel sind», sagt der Hotelinhaber Louis Papadopoulos. Auch er stellt fest: «Kleine Boutiquehotels sind seit einigen Jahren mehr und mehr gefragt.»

Exklusiv und extravagant
Mit acht einzigartigen Zimmern punktet das «The River House» in Andermatt. Auch dieses Hotel schafft es fast auf die Höchstnote der Bewertungsplattformen. Ihr Haus sei anders, heisst es auf der Hotelhome-page, es sei exklusiv und extravagant. Im Mittelpunkt steht die Ökologie in allen Bereichen. Die Philosophie des Hauses ist es, offen und flexibel auf die Gäste zu- zugehen. Auf Tripadvisor fasst Kunde M. seinen Eindruck so zusammen: «Perfekt digital, perfekt renoviert, perfekt bequem, perfekt freundlich.»

Das Luzerner Hotel Barabas ist allein auf-grund seiner Räumlichkeiten originell, denn es ist in einem ehemaligen Gefängnis am Löwengraben untergebracht. Die Gäs te schlafen hier freiwillig in Zellen. Wenn auch in schön bunten und komfortablen. In der Doppelzelle für VIP-Verbrecher s tehen Boxspringbetten und ein Privat-bad. Letzteres steht auch jenen Gästen zur Verfügung, die eine Doppelzelle oder eine Drei- oder Vierbettzelle buchen. Zur Sechsbettzelle gehört ein Gemeinschafts-bad. Die Bewertungen auf den ver schie-denen Plattformen bewegen sich bei 4 von 5 Sternen.

Das Hotel an der Aare in Solothurn zählt 16 Zimmer. Zu den in frischen Farben gehaltenen Zweier-, Dreier und Einbett-zimmern gehören auch vier neu renovierte Langzeitstudios sowie genügend Raum, um Seminare durchzuführen. Die Lage am Rande der Solothurner Altstadt ist attrak-tiv, alles ist zu Fuss erreichbar. Auch dieses Haus glänzt mit einer guten Bewertung: Note 5,4 von 6.

Neun Zimmer und eine Zwei-Zimmer-Suite findet der Gast im «Signauhouse» in Zürich. Alle Räume sind geschmackvoll eingerichtet und bieten einen Ausblick auf den wunderschönen Garten. Für die Gast-geberinnen Suzanne Gross und Regula Brucker ist ihr Haus eine Stätte des An kom-mens und Erholens, ein Ausgangspunkt für innere Einkehr und individuelle Ent-deckungen. Die Bewertungen variieren je nach Plattform zwischen 4 und 5 Punkten. Für Kunde B. etwa ist das «Signauhouse die perfekte Oase für einen Zürichaufent-halt.»

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