Daniel Borer, stiller Mann im Hintergrund

Daniel Borer ist ein überaus interes-santer Mann. Mal ist er Allgemein-mediziner und kümmert sich um seine Patienten, mal ist er Investor und entscheidet über Millionen. Genau genommen sind es Rolex-Millionen. Sein Vater war Hauptaktionär von Rolex Biel, wo die Luxusmarke ihre Uhrwerke produzierte. Rolex Biel wurde vor fast zwanzig Jahren für 2,5 Milliarden Franken («Bilanz»-Schätzung) an Rolex Genf verkauft, weil die Nachfolge nicht geregelt werden konnte. «Ich wollte nie was anderes werden als Arzt», sagt Daniel Borer. Seine Frau, eine Juristin, entschied sich für die Familie.

Ein Faible für alles Schöne
Die Freude am Geschäften liegt dem Arzt im Blut. Augenfällig dabei ist, dass er nicht auf das schnelle Geld aus ist, sondern exklusive Produkte bevorzugt. «Ich habe ein Faible für alles Schöne», sagt er. Zum Beispiel für schöne Hotels wie das «Giardino» in Ascona. 2006 verbrachte er dort erstmals ein Weekend und lernte zufällig den Völkl-Skifabrikanten und «Giardino»-Mitaktionär Gregor Furrer kennen. Wenig später sass Borer im Verwaltungsrat des Tessiner Kulthotels.

Borer sah sich jedoch nicht in der Rolle des Kopf-nickers. «Ich wollte wissen, wie so ein Hotel funk-tioniert», sagt er – und entwickelte rasch eigene Vorstellungen betreffend die Weiterentwicklung des «Giardino». Vorbehaltlos unterstützt wurde er in  seinen Plänen von General Manager Philippe Frutiger, der kurz zuvor aus dem «Lenkerhof» gekommen war. Der Haken an der Sache: Die bisherigen Grossaktio-näre mit Hans-Dieter Cleven (früher Finanzchef des Handelsriesen Metro) an der Spitze zogen nicht mit. 2010 zahlte Borer sie aus. Dann kaufte er auch die «Giardino»-Immobilien zurück. Der Cleven-Clan hatte sie zwei Jahre zuvor für 50 Millionen Franken an den Immobilienfonds LivingPlus der Credit Suisse abgetreten.

Investor, nicht Mäzen
Nun war der Weg frei. Die Giardino Group wurde gegründet, und in Minusio konnte kurz darauf das «Giardino Lago» eröffnet werden, ein trendiges Boutiquehotel direkt am See fürs Life- und Beach style-Publikum. Und dann war da natürlich die Chesa Guar-dalej in Champfèr bei St. Moritz. Das Hotel hatte in den 80er-Jahren mit seiner Saunalandschaft Trends gesetzt, konnte das Niveau aber später nicht mehr  halten. Der Besitzer bot die kriselnde Chesa der Giardino Group an, und die griff zu. Die Herberge am Fuss des berühmten Suvrettahangs wurde komplett renoviert und begeistert seither als jugendliches Luxushotel für drei Generationen.

Bis heute hat Borer rund zweihundert Millionen Franken in seine Hotels investiert. Dabei sieht er sich ausdrücklich als Investor, nicht als Mäzen. Und er versucht sich bei seinen Aktivitäten, wenn immer möglich im Hintergrund zu halten. Er möchte durch Leistung wahrgenommen werden, nicht als Spröss-ling der Rolex-Gründerfamilie. Der Gemeinschafts-praxis im Berner Seeland wird er freilich treu bleiben. Zwar arbeitet der Mittfünfziger bloss noch in einem kleineren Teilzeitpensum, doch ein gänzlicher Rück-zug aus dem geliebten Beruf ist kein Thema. «Wenn ich Arzt bin, vergesse ich alles andere», sagt er. Das sei für ihn fast so, als nähme er eine Auszeit. «Und vor allem verliert man nie die Bodenhaftung.»

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