Evelyn Kocsis ist für Hotellerie und Gastronomie auf fünf Flusskreuzfahrtschiffen von Thurgau Travel verantwortlich. Sie kann den Start des neuen Flaggschiffes kaum erwarten.
Auf dem Mittellandkanal hat die «Thurgau Chopin» Hannover erreicht. Während die Passagiere für Ausflüge an Land strömen, erzählt Evelyn Kocsis von ihrer ersten Aufgabe des Tages: «Ich habe zusammen mit dem Restaurantchef das Frühstücksbüffet inspiziert.» Sie prüfte die Qualität des Brotes, des Aufschnittes, die Optik – alles, was die Standards von Thurgau Travel vorgeben. Später wird sie einigen Kabinen einen Testbesuch abstatten und Sauberkeit und Setup checken.
Auf den ersten Blick hat die 54Jährige einen Traumjob. Während der Hälfte ihrer Arbeitszeit weilt sie an Bord von Flusskreuzfahrtschiffen, den Rest verbringt sie im Headquarter von Thurgau Travel, einem der beiden grossen Schweizer Flusskreuzfahrtanbieter. In Weinfelden heckt sie neue Konzepte aus, justiert Qualitätsstandards und hält Kontakt zu den Ansprechpartnern bei den Reedereien und auf den Schiffen.
Details sind wichtig
Evelyn Kocsis trat vor elf Jahren in den Dienst von Thurgau Travel. Sie arbeitet als Direktorin Hotel Operations und verantwortet Beherbergung und Gastronomie auf fünf Schiffen: «Thurgau Chopin», «Thurgau Saxonia», «Thurgau Casanova», «Antonio Bellucci», und «Thurgau Gold». «Ich überprüfe, ob die Punkte, die in einem mit den Reedereien vereinbarten Dienstleistungskatalog festgehalten sind, an Bord umgesetzt werden», erläutert Evelyn Kocsis.
Die Reedereien stellen Schiffe und Crews, das Produkt auf dem Wasser trägt die Handschrift von Thurgau Travel. Details sind wichtig: «Sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten beim Service oder beim Essen, suche ich das Gespräch mit den Verantwortlichen. Ich scheue mich auch nicht, beim Küchenchef zu wenig oder zu viel Sauce auf den Tellern zu bemängeln.»
Die Zürcherin, die in Frauenfeld wohnt, hatte ihr Auge während fast 13 Jahren in Asien geschärft. Als erste Frau überhaupt arbeitete sie als Hotel und ZugManager auf dem luxuriösen «Eastern & Oriental Express» zwischen Singapur und Bangkok.
Für den Betreiber, der heute Belmond heisst, führte sie auch die Hotel Operation auf dem Flusskreuzfahrtschiff Road to Mandalay in Myanmar.
Worin liegt der Unterschied zwischen einem Kreuzfahrtschiff und einem Hotel an Land? «Die Logistik», antwortet Evelyn Kocsis. «Wir sind auf pünktliche und komplette Lieferungen angewiesen – gleichzeitig aber auch auf Flexibilität, denn ein Schiff kann mal einen Tag Verspätung haben.»
Gourmeterlebnis für Vegetarier
Anfang Juli startet die «Thurgau Gold» zur Jungfernfahrt. Sie wird zum Mass aller Dinge in der ThurgauTravelFlotte, vollgepackt mit Innovationen.
Das Schiff mit 87 Kabinen und 4 Suiten, das vorerst auf dem Rhein und dessen Nebenflüssen unterwegs sein wird, erfüllt nicht nur hohe Ansprüche an die Nachhaltigkeit, etwa mit modernster Technik und in die Reling eingebauten Solarpanels. Auf der «Thurgau Gold» wird auch eine hybride Art der Bordgastronomie zelebriert. In einem Private-Dining-Sektor im Hauptrestaurant serviert man maximal zwölf an gemeldeten Gästen einen vegetarischen Mehrgänger. Thurgau Travel arbeitet hier mit dem Spitzenkoch Pascal Haag zusammen. Auf dem Sonnendeck glüht bei schönem Wetter ein Grill, und die Brasserie d’Or verheisst Spätaufstehern Znüni mit Bagels, offene Weine und Champagner zum Apéro und am Abend Bistroküche. Thurgau Travel plant beim goldenen Vorzeigeschiff nicht einfach ins Blaue: «Wir legen grossen Wert auf Gästebefragungen. Dabei wurde klar, dass unsere Klientel durchaus offen für ein vegetarisches, aber noch kaum für ein komplett veganes Menü ist», sagt Evelyn Kocsis.
Für die aktuelle Kreuzfahrtsaison hat der Veranstalter auf allen Schiffen ÀlacarteService beim Dinner eingeführt. «Die Zeiten, in denen die Gäste schon beim Frühstück Fleisch, Fisch oder Vegi ankreuzten, sind vorbei», räumt die ThurgauTravel-Hotelière ein.
Eine Herausforderung bleibt auch im Flussreisenbusiness, gut geschultes Personal anzuheuern. Die Crews sind international zusammengesetzt. Osteuropäerinnen, Türken, Ägypterinnen, in der Küche Indonesier, neuerdings im Housekeeping Kenianerinnen. «Wichtig ist, dass neben unserer Reiseleitung zumindest die Chefs einwandfrei Deutsch sprechen. Schliesslich sind wir mit Schweizer Schiffen unterwegs», sagt Kocsis. Swissness pflegt man im Übrigen bei den Genuss mitteln: In den Bars an Bord warten helvetische Spirituosen, für den Gluscht Basler Läckerli und Gottlieber Hüppen.
Für Evelyn Kocsis steht die Qualität des Erlebnissen an Bord an erster Stelle.