Esther und Fabian Zurbriggen oder das totale Ferienerlebnis

«Pirmin Zurbriggen» ist ein grosser Name, doch Esther und Fabian Zurbriggen haben dem vielfach ausgezeichneten Wellness & Spa Pirmin Zurbriggen in Saas­Almagell längst den eigenen Stempel aufgedrückt. Mit beispielloser Freude, Leidenschaft und Kreativität hat das begnadete Gastgeberpaar sein Haus zu einem der besten und charmantesten Ferienhotels der Alpen gemacht.


Es war vor fast 30 Jahren, als Pirmin Zurbriggen mit sei-ner Frau Moni das elter liche Hotel im Walliser Flecken Saas-Almagell übernahm. So berühmt der früh zurückgetretene Zurbriggen auch war, so un be kannt war damals sein Hotel. Das änderte sich natürlich gründlich, als der erfolgreichste Rennfahrer der Schweizer Skigeschichte für seine Hotelgäste im wahrsten Sinn des Wortes plötzlich greifbar wurde.


Heinz Julens Handschrift

Dass man nicht bloss von Pirmin, sondern auch von seinem Hotel sprach, lag ein Jahr später zu einem guten Teil an dessen Schwager Heinz Julen. Als Künstler, De ­signer, Architekt, kreativer Querdenker, bunter Hund, Paradiesvogel und einiges mehr hatte er sich in der Region einen star­ken Namen verschafft. Dieser Tausend­sassa, der später noch eine ganze Reihe von Walliser Hotels mit seiner unverkennba­ ren Handschrift versehen sollte und heute in Zermatt selbst das Top­Hotel Backstage be sitzt, habe im «Pirmin Zur briggen» ei nen faszinierenden, verrückten neuen Speise saal eingerichtet, hiess es. Einen, den man ebenso ge sehen haben müsse wie die von Julen gestaltete Bar.



Weil ein Hotel nicht bloss aus Speisesaal und Bar besteht, freuten wir uns über Heinz Julens Kreativität im Hotel Pirmin Zurbriggen, mehr aber nicht. Auch Mitte der 1990er­Jahre zog uns noch nichts nach Saas­Almagell. Wir bekamen zwar mit, dass das Hotel von Pirmin und Moni weit hinten im Saaser Hochtal überdurch­schnittlich gut lief und dass die beiden in Zermatt ein Suitenhotel bauen liessen. Etwas später registrierten wir auch, dass ihnen die Doppelbelastung mit zwei Hotels zu gross wurde. Dass sie sich auf ihr Pro­jekt in Zermatt konzentrieren wollten und das Haus mit dem berühmten Namen in Saas­Almagell an Pirmins Schwester Esther und deren Mann Fabian Zurbriggen abgetreten hatten. Nicht ahnen konnten wir, dass mit dem Besitzerwechsel eine schier unglaubliche Erfolgsstory ihren Anfang nahm.



Begeisterung für das neue Gastgeberpaar

Der nach Zermatt umgezogene Pirmin zeigte sich zwar weiterhin regelmässig in seinem einstigen Hotel, doch zu seiner Freude wuchs die Begeisterung der Gäste in Windeseile auch für Nachfolger Fabian Zurbriggen. Der habe zwar nie eine Medail­l e gewonnen, dafür sei er Weltmeister im Après­Ski, witzelte man schon bald. Und er sei ein begnadeter Gastgeber. Wenn er zum Mikrofon greife und zu singen beginne, gehe jeweils die Post ab. Dann werde bald einmal auf den Tischen getanzt. Und seine Frau Esther sei erst recht eine Perle. Langjährige Stammgäste erinnern sich ger­ ne zurück an die Ski­Weltmeisterschaften 1985 in Bormio. Damals gewann Pirmin drei Wochen nach einer Knieoperation Gold in der Abfahrt und in der Kombina­tion sowie Silber im Riesenslalom. Esther vertrat während der WM ihre Eltern im Hotel, damit diese nach Bormio fahren konnten. Nach dem Medaillensegen sei im Hotel während drei Tagen nonstop so aus­gefallen gefeiert worden, dass die Balken krachten, wissen Beteiligte von damals. Esther habe das wilde Treiben souverän und wunderbar charmant gemanagt. Nichts, aber auch gar nichts habe sie aus der Ruhe ge bracht. Ganz grosse Klasse sei das ge­wesen.


Senkrechtstart im Hotelrating

So machten wir uns vor bald 20 Jahren denn endlich auf nach Saas­Almagell, lies­sen uns prompt anstecken vom Enthusias­mus für dieses Haus und setzten es gleich auf Rang sieben im Schweizer Hotelrating mit den 35 besten Nice­Price­Ferienhotels der Schweiz. Sechs Jahre später war das Wellness & Spa Pirmin Zurbriggen, wie es heute heisst, erstmals die Nummer eins und hält diesen Platz seit mittlerweile zwölf Jahren fast ohne Unterbruch. In der Rangliste mit den besten Winterhotels mit vier Sternen liegt es seit ebenso langer Zeit meist an der Spitze. Ganz vorn ist das Hotel übrigens auch hinsichtlich Auslastung. Bei einer Öffnungszeit von 330 Tagen im Jahr ist es zu über 90 Prozent ausgebucht. Gründe für diesen Erfolg gibt es viele. Da ist einmal die Lage direkt neben den Berg­bahnen und der Eisbahn im idyllischen Blumendorf Saas­Almagell, dem Ausgangs­punkt für wunderschöne Wanderungen in einer spektakulären Naturlandschaft, um ­geben von 18 Viertausendern. Das Preis­Leistungs­Verhältnis im Hotel ist top, die Küche von Markus Ries ist auch ohne Punkte und Sterne erstklassig, die Service­qualität ist vom Feinsten, die Freundlich­keit und Professionalität der 40 topmoti­vierten Mitarbeitern ist sprichwörtlich. Dass es in den vergan genen zwei Jahren nur drei Abgänge gab, spricht für sich.










Perfekte Ergänzung

Und dann ist da natürlich das Gastgeber­paar selbst. «Wir sind mit Freude und Liebe bei der Sache», sagt Fabian Zurbrig­gen. «Wir wollen dem Gast das totale Feri­enerlebnis bieten, nicht mehr und nicht weniger.» Sport, Spiel und Spass, Erholung, Sonne und Glück, das sind die Schlag­worte, die ihm dazu spontan einfallen. Fabian und Esther ergänzen sich perfekt. Sie ist zuständig für Personalmanagement und Organisatorisches und ist immer mor­gens für die Gäste da. Ab 12 Uhr übernimmt Fabian, der sich vor allem um Marketing und Gästekontakte kümmert. Als Enter­tainer singt und unterhält er die Gäste zudem mehrmals pro Woche. «Ich organi­siere, Esther kontrolliert», sagt Fabian. «Der Mix aus unseren Ideen, Fähigkeiten und Neigungen macht 90 Prozent des Erfolgs aus.»

Und weiter: «Unser Vorteil ist, dass wir beide im Gastgewerbe gross geworden sind, das Gen wurde uns gewissermassen in die Wiege gelegt. Für uns war immer klar, dass wir einmal die elterlichen Be­ triebe übernehmen würden. Es gibt doch nichts Grösseres, als Gäste zu verwöhnen und ihnen die Ferien zu verschönern.»


Fabians Eltern führten einst ein Restau­rant mit ein paar Gästezimmern zwischen Saas­Grund und Saas­Almagell. Er machte eine KV­Lehre, arbeitete kurz in einem Treuhandbüro und war zu seinem eigenen Erstaunen plötzlich Moderator bei Radio Saas, dem nach eineinhalb Jahren das Geld ausging. Als seine Mutter starb, übernahm er mit 24 Jahren das elterliche Restaurant. Weil er dem Lokal einen Namen verschaf­fen wollte und musste, konzentrierte er sich auf Rösti. Nächtelang stand er als Laie in der Küche und feilte an allen möglichen Varianten. Letztlich entschied er sich für 20 Röstiarten, die teils bis heute ein Renner sind.


Fabian erobert Esthers Herz

Im neu übernommenen Betrieb war Fabian nun Mädchen für alles. Seine Mutter hatte ihn Waschen, Bügeln und Putzen gelehrt, und die Gäste würdigten seinen Einsatz mehr und mehr. Bald herrschte in seinem Lokal fast jede Nacht Rambazamba bis morgens um eins. Im Restaurant lernte Fabian dann auch Esther kennen. Sie war im elterlichen Hotel in Saas­Almagell unter anderem für die Kinderanimation zustän­dig und kam jeweils mit einer Schar von Knirpsen in Fabians Restaurant. Da war schliesslich immer was los. Fabian ver­liebte sich umgehend in die hübsche junge Frau und überlegte sich eine Erfolg ver­sprechende Vorgehensweise. Es war die Zeit, als Udo Jürgens gerade «Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii» sang. Und so fragte Fabian sei­nen Schwarm eines Tages geradeheraus: «Gehn wir?» Esther sagte spontan zu und Fabian gab drei Tage später einem Freund den Auftrag, die Flugtickets für New York und Hawaii auf Esthers Bett in ihrem Hotel zu legen. Der Mann platzierte die Billetts dann zwar auf einer falschen Bettdecke, doch nach der ersten Aufregung lichtete sich der Nebel. Kurz darauf flogen die bei­den in die Staaten. «Sie war ein Goldschatz und ist es bis heute geblieben», sagt Fabian.



Gut investierte Millionen

Seit sie das Hotel vor 22 Jahren übernah­men, haben Esther und Fabian Zurbriggen es kontinuierlich weiterentwickelt und mit einem zweistelligen Millionenbetrag zu einem der besten und schönsten Vier­Sterne­Superior­Häusern in den Alpen gemacht. Zu eigentlichen Rennern haben sich die sechs Loft­Wellnesssuiten auf zwei Etagen mit eigener Sauna und Doppel­Whirlpoolwanne entwickelt. Die Suiten dürfen sich offiziell mit fünf Sternen schmücken und waren ursprünglich für junge Liebespärchen gedacht, «doch zu unserem Erstaunen werden sie sehr oft auch von älteren Paaren gebucht», sagt Fabian. Wichtig ist eigentlich bloss, dass sie fast ständig ausgebucht sind.

Für eine Überraschung, einen Marketing­gag der Extraklasse, sorgten die Zurbrig­gens im Coronawinter 2020/21. Fabian kam mitten in der Nacht eine Idee. Er rief Schwager Pirmin in Zermatt an – und der war von Fabians Geistesblitz auf Anhieb begeistert. Gemeinsam starteten sie dann auf www.gastrojournal.ch einen Aufruf an selbstständige, von der Pandemie gebeu­telte Wirtepaare in der Schweiz und luden sie im Januar für zwei Nächte entweder ins Hotel Pirmin Zurbriggen in Saas­Almagell oder ins Suitenhotel Zurbriggen in Zermatt ein. Alles, aber auch alles war inbegriffen. 600 Wirte meldeten sich, 60 wurden als glückliche Gewinner eines Superaufent­halts ausgelost. «Das Medienecho war ge ­waltig, die Werbung unbezahlbar», strahlt Fabian.


Der Coup mit dem «Monte-Moro»

Jüngster Meilenstein in der tollen Ge­ schichte des Hotels ist die Übernahme des nur 100 Meter vom «Pirmin Zurbriggen» entfernten Drei­Sterne­Hotels Monte­Moro im vergangenen Jahr. Die Besitzerin war in die Jahre gekommen, hatte keine Nachfolgeregelung und wollte das Haus verkaufen. Die Zurbriggens, die im Tal oft erfolglos Unterkünfte suchten, packten die Gelegenheit beim Schopf und erwarben das Hotel.

In den 14 älteren Zimmern wohnen seither Mitarbeiter, zudem wurde eine grosse Kan­ tine gebaut. Die 18 neuen Zimmer werden an Gäste vermietet. Das traditionsreiche Restaurant ist weit herum bekannt für seine Röstis und Cordon Bleus – und läuft besser denn je. «Wir sind froh, dass wir das ‹Monte­Moro› übernehmen konnten», sagt Fabian. «Und es ist gut für das Dorf, denn in den vergangenen Jahren mussten immer mehr Betriebe wegen Nachfolgeproblemen geschlossen werden.»


Offene Zukunftsfragen

Dass das Hotel Pirmin Zurbriggen seither über Angebote im Drei­, Vier­ und Fünf­Sterne­Segment verfügt und damit ein ungewöhnlich breites Gästesegment an­ sprechen kann, ist ein grosser Vorteil. Wei­tere Übernahmen jedoch sind kein Thema. «Wenn wir zehn Jahre jünger wären, sähe das natürlich anders aus», sagt Fabian. «Jetzt aber sind wir glücklich, dass wir gesund sind und einen wirklich wunder­baren Betrieb führen dürfen. Wenn man das gerne macht, ist es das Schönste auf der Welt.» In drei bis vier Jahren werde Esther das Pensionsalter erreicht haben, fährt er fort. Dann wolle man reduzieren und das Leben noch etwas geniessen. Vor­stellen könnte er sich allenfalls, «ein klei­nes Beizli» zu haben.

Und das Hotel Pirmin Zurbriggen, dieses gefeierte Bijou der Walliser Alpen? «Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass die Kinder den Betrieb der Eltern über­nehmen», sagt Fabian. Die 21­jährige Anna und der zwei Jahre jüngere David gingen ihre eigenen Wege. Und das sei auch richtig so. Sollte das Hotel nicht in der Familie bleiben, müsse es halt verkauft werden. «C’est la vie ...»



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