Verstärkte Lieferkettenprobleme, steigende Preise. Ist in der aktuellen Situation ein Umbau oder eine Renovation überhaupt sinnvoll?
Wie viele andere Branchen ist auch die Innenarchitektur in einer hohen Abhängigkeit von funktionierenden, internationalen Lieferketten. Wir arbeiten täglich mit Lieferanten aus der ganzen Welt zusammen, denn die Wünsche unserer Kunden sind vielfältig und oft einzigartig. Die letzten zwei Jahre hat die Pandemie das Weltgeschehen beherrscht und die Lieferketten sukzessive beeinflusst. Was am Anfang noch mit Lagerbeständen kompensiert werden konnte, stellt uns heute vor immer grössere Herausforderungen. Die Möbelindustrie ist eigentlich im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen lange robust durch die Coronakrise gekommen. Die aktuelle Situation in China und nun auch noch der Ukraine-Konflikt verschärfen die schon in den letzten Jahren angespannte Lage weiter. Das hat konkrete wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere da neben der Metallbranche auch die Forst- und Holzwirtschaft stark betroffen ist. Weniger Material bedeutet höhere Preise. Das zeigt sich auch beim Import von Möbeln und Möbelteilen. Holz aus dem Osten wird knapp, und aus der Ukraine ist derzeit so gut wie gar kein Holzimport möglich. Auch die Importe aus den Nachbarländern der Ukraine, wie Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen, sind derzeit schwierig, und zusätzliche Exportverbote von Russland für Rundholz könnten zu einem langfristigen Problem werden. Dazu der hohe Dieselpreis, welcher die Transporte zusätzlich verteuert. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Märkte weiterentwickeln. Für uns und unsere Kunden bedeutet dies allerdings nicht nur höhere Preise, auch die mangelnde Planungssicherheit bereitet zunehmend Kopfzerbrechen.
Aber wie sollen wir also diese Herausforderungen lösen? Krisen kann man nicht voraussehen und schon gar nicht einplanen. In einer Zeit der Ungewissheit müssen wir lernen, flexibler zu denken. Um sich einem Wandel anzupassen, erfordert es Kompromissbereitschaft, aber vor allem ist es wichtig, vorausschauend zu agieren, Reaktionszeiten einzuplanen und proaktiv nach neuen und alternativen Wegen zu suchen.
Im Rahmen der Globalisierung wurde es zur Normalität, Möbel und Ausstattungselemente von internationalen Anbietern zu beschaffen. Grund dafür ist einerseits die Vielfalt, welche angeboten wird, aber allem voran ist es natürlich der Preisvorteil, welchen Niedriglohnländer gegenüber einem regionalen Anbieter haben. Während im Restaurant oft auf das Prädikat «regionale Küche» besonders Wert gelegt wird, spielt dieser Aspekt bei der Auswahl des Interieurs meist eine eher untergeordnete Rolle. Doch eine Sensibilisierung für regionale Anbieter kann auch Vorteile bringen. Kürzere Wege vereinfachen die Serviceleistungen. So kann ein Produkt, welches einen Fehler aufweist, gegebenenfalls repariert werden. Bei günstigen Waren, die von weit her kommen, wie beispielsweise aus China, lohnt sich dieser Aufwand nicht, diese Produkte werden einfach ersetzt. So wird ein Möbelstück zum Wegwerfprodukt. Doch was ist mit dem ökologischen Fussabdruck, den wir dabei hinterlassen?
Wir haben in den letzten zwei Jahren die Erfahrung gemacht, dass viele Hoteliers und Gastronomen zu Beginn der Pandemie anstehende Projekte auf Eis gelegt haben. Was natürlich aufgrund der Ungewissheit verständlich war und ist. Doch einige wenige haben die Zeit für neue Planungen genutzt, um für «das Danach» gewappnet zu sein. Dies hat sich bei vielen nun ausgezahlt. Nach und nach kam es sogar zu einem regelrechten Boom, alle wollten auf einmal umbauen, renovieren oder zurückgestellte Projekte wieder starten. Doch wenn wir die Situation heute betrachten, ist sie genauso ungewiss wie vor zwei Jahren, die Handelsmetropole Shanghai ist im Lockdown, Peking steht kurz davor und dann noch die Ungewissheit in Osteuropa. Es gibt also keinen guten oder schlechten Zeitpunkt für einen Umbau oder eine Renovation, es ist aber immer dann richtig, wenn es nötig ist.