Das Hotelrating Schweiz ist kein Schnellschuss und keine Marketingplattform. Es ist das renommierteste, wichtigste und traditionsreichste Hotelrating der Schweiz. Heuer erscheint es zum neunundzwanzigsten Mal, zum ersten Mal in der NZZ am Sonntag und zum dreizehnten Mal in Buchform. Ein Buch mit einer Auflage von 10 000 Exemplaren, das im Buchhandel erhältlich ist und im Weber Verlag erscheint. Karl Wild, der Pionier in der Disziplin der Hotelbewertung, hat das Rating geprägt. 1997 ist die erste Ausgabe erschienen. Der Rest ist Geschichte. Eine, die ich weiterschreiben darf. Das ist eine grosse Ehre. Eine grosse Freude. Eine grosse Sache. Wir sind ein achtköpfiges Redaktionsteam und weil wir recherchieren, bewerten und beschreiben, diskutieren wir auch engagiert und differenziert über unsere Einordnung. Die Resultate habe ich am Ende zu verantworten. Das tue ich auch – einfach fällt es mir trotzdem nicht. Gerade, weil ich Hotels liebe. Hotels sind mein Leben und das Bessere ist der Feind des Guten. Ich weiss. Aber manchmal ist die Punktedifferenz eben sehr knapp. Würden wir es uns einfach machen, würden wir die Hotelbewertung und die Verantwortung dafür delegieren. Weil wir das nicht tun, stehe ich mit meinem Namen für die durchaus streitbare Liste der 150 besten Hotels der Schweiz. Genauso, wie Karl Wild 28 Jahre mit seinem Namen für das Rating stand. Für diese Ausgabe hat er ein letztes Mal noch die Trouvaillen entdeckt und beschrieben. Danke Karl. Wenn immer ich seine Einschätzung brauche, ist er da. Sich einmischen tut er nicht. Diese Haltung beeindruckt mich sehr.
Gut. Und welches sind nun die besten Hotels und Trouvaillen der Schweiz? Das verraten wir Ihnen auf den folgenden Seiten. Neu zeichnet das Hotelrating nicht die 100 besten, sondern die 150 besten Hotels der Schweiz aus, denn es geht uns nicht nur um Fünf-Sterne-Häuser. 110 der 150 Hotels sind Ferienhotels aller Kategorien (Fünf-Sterne-, Vier-Sterne-, Nice-Price- und Familien-Ferienhotels). Das bedeutet, wir haben in diesem Jahr die Kategorie der besten Vier-Sterne-Ferienhotels von den besten Nice-Price-Ferienhotels abgekoppelt, die im Drei-Sterne-Bereich klassifiziert sind. Die Basis unserer Bewertung bildet jene des Branchenverbandes HotellerieSuisse. Sie ist ein Bestandteil unserer Beurteilung und zusammen mit den Gästeeindrücken macht sie über ein Drittel der maximal zu vergebenden Punktezahl aus.
Ohne die Zusammenarbeit mit der Branche wäre unsere Arbeit nicht möglich. Wir sind auf gute Gespräche mit den Hoteliers und Direktorinnen angewiesen und ich bedanke mich für das Wohlwollen und die Akzeptanz. Unsere Spielregeln sind klar. Wenn wir in einem Hotel übernachten, dann geschieht dies in Absprache und auf Einladung. Ein Usus im Reisejournalismus ist auch, dass man dazu steht und nicht um den heissen Brei herumredet. Wir sind professionell und erfahren genug, uns nicht blenden zu lassen. Unsere Expertenmeinung bleibt jedoch subjektiv, genau wie die Gästebeschreibungen. Nobody is perfect.
Fest steht jedoch, dass wir Ihnen mit dem Hotelrating Schweiz mehr als 150 gute Gründe liefern, Ferien in der Schweiz zu verbringen. Oder spontan ein romantisches Wellnessweekend zu planen. Oder einen inspirierenden Städtetrip. Andrin Willi
Der Beirat
Der Beirat steht dem Redaktionsteam des Hotelrating Schweiz strategisch und beratend zur Seite.
Die Tester
Die Redaktion arbeitet unabhängig vom Verlag. Hier bestehen keine Möglichkeiten der redaktionellen Einflussnahme über Marketingleistungen. Für die Redaktion arbeiten neben Andrin Willi die folgenden unabhängigen Tester:
Klasse- und Klassentreffen feiert «150 beste Hotels der Schweiz»
Das Who’s who der Schweizer Hotellerie traf sich am 26. Mai, um die 150 besten Hotels und Hoteliers für das Jahr 2025/2026 zu feiern. Im «The Dolder Grand» in Zürich wurde die Jahresbesten in den beiden Kernkategorien gekürt. Hotel des Jahres (d.J.) ist «Bergwelt Grindelwald» – Patrik Scherrer, Luzius Kuchen und Gastgeberin Tanja Münker. Die Hoteliers d.J. sind Kurt und Julia Baumgartner, Belvedere Scuol. Ausgezeichnet wurden auch die Sieger in sechs Hotelkategorien sowie neun Persönlichkeiten mit Spezial Awards. Die Ausgezeichneten, welche die Urkunde entgegennahmen, sind sich bewusst, dass ihr persönlicher Erfolg das Ergebnis einer Teamarbeit ist. Ein erfolgreiches Hotel ist ein Gesamtkunstwerk, das in seinen ästhetischen, ökonomischen und sozialen Aspekten nur gemeinsam verwirklicht werden kann. Erstmals übergab Andrin Willi als neuer Chefredaktor des Schweizer Hotelrating «Die 150 besten Hotels der Schweiz» die begehrten Auszeichnungen. Sein Vorgänger und Hotelrating-Pionier Karl Wild wurde von den rund 220 Gästen mit langanhaltendem Applaus verabschiedet. Andreas Züllig, ehemaliger Präsident HotelierSuisse, würdige ihn in einer Laudatio. Er bedankte sich dafür, dass «Karl die Branche mit seiner Messlatte drei Jahrzehnte forderte und förderte».
Der warme Frühlingsabend trug zur entspannten Atmosphäre bei diesem kollegialen Klassen- und Klasse-Treffen bei. Nach der Premiere der «150 besten Hotels» freut sich die Hotelbranche schon auf den Anlass im nächsten Jahr. Bis dahin bleibt weiterhin alles im Fluss. Denn in vielen Hotels wurde die Ambition geweckt, 2026 selbst auf der Bühne der Besten zu stehen. phg
Hotel des Jahres
Alpine Design Resort Bergwelt Grindelwald. Auf dem Bild zu sehen: Tanja Münker, Gastgeberin, Patrik Scherrer und Luzius Kuchen, Swiss Design Collection AG
Hotelier des Jahres
Kurt und Julia Baumgartner, Belvedere Scuol
Die Besten der Fünf-Sterne-, Vier-Serne-, Nice-Price-, Wellness-, Stadt- und Familien-Ferienhotels
von links nach rechts:
obere Reihe: bestes Vier-Sterne-Hotel Hotel Vitznauerhof, Raphael Herzog; bestes Nice-Price-Ferienhotel Hotel Landgasthof Kemmeriboden-Bad, Alexandra und Reto Invernizzi; bestes Wellnesshotel Grand Resort Bad Ragaz Simon Spiller
untere Reihe: bestes Stadthotel The Dolder Grand, Markus Granelli; bestes Familien-Ferienhotel Valbella Resort, Ramona und Thomas Vogt; bestes Fünf-Sterne-Hotel Castello del Sole, Gabriela und Simon Jenny
Das sind die acht Gewinner von Spezial-Awards
von links nach rechts:
obere Reihe: Koch des Jahres: Franz W. Faeh; Concierge des Jahres: Marco Vaudo; Newcomer des Jahres: David Frei; Aufsteiger des Jahres: Dominik G. Reiner
untere Reihe: Comeback des Jahres: Mark Patrick Jacob; Auslandhotelier des Jahres: Lorenz Mäder; Aussteiger des Jahres: Maurice Marro; Investoren des Jahres: Simone und Urs Wietlisbach
«Karl, du hast gezeigt, wo die Messlatte für Exzellenz liegt»
Laudatio für Karl Wild von Andreas Züllig
Es ist für mich eine grosse Ehre und eine grosse Freude, die Laudatio zu deinem Abschied als Initiator und Verantwortlicher des Karl Wild Hotelratings halten zu dürfen.
Seit 1997 gibt es unter deiner Leitung und verbürgt mit deinem Namen dieses Rating. Unglaubliche 28 Jahre warst du das Herz und die Seele dieser für unsere Branche so wichtigen Plattform. Ich komme später auf das Thema Wichtigkeit zurück. Von Anfang an kritisiert von jenen, die noch nicht dabei waren und erfreut und stolz zur Kenntnis genommen von jenen, die von euch ins Ranking aufgenommen wurden.
Ich habe mich am Anfang gefragt, warum ein erfolgreicherWirtschafts- und Sportjournalist sich auf die Hotellerie in der Schweiz fokussiert. Deine Kindheitserinnerungen im Engadin vor dem «Palace»inSt. Moritz oder Grand Hotel in Bad Ragaz, nicht im, sondern damals noch vor diesen Palästen, haben dichgeprägt. Diese Traumwelten, in der sich das Leben abspielt, haben dich immer fasziniert. Und dann sind da natürlich vor allem die Menschen in unserer Branche. Wir Gastgeber sind offene, emphatische Menschen, die mit jedem über Gott und die Welt diskutieren können. Klar kann es spannender sein, über dieEntwicklung der Aktienkurse oder die Karriere eines erfolgreichen Sportlers zu berichten.
Die Hotellerie ist wie eine kleine Nussschale, in der sich die ganze Welt abspielt. Abwechslungsreicher, spannender und vor allem angenehmer geht es nicht mehr!
Uns verbindet nicht nur unsere Liebe zur Konfitüre, du als Liebhaber des Confibrots am Morgen und ich als Produzent in meiner Freizeit, sondern auch dieLiebe zur Schweiz im Allgemeinen und die Liebe zurHotellerie im Speziellen. Unsere Branche, auf die wirstolz sein dürfen und die den guten Ruf als Gastgeberlandund Wirtschaftsstandort Schweiz mitHerzblut,höchster Qualität und Innovation in dieWelt hinausträgt. Diese Wahrnehmung, welche diegrossen Pioniere wie Seiler, Ritz, Badrutt und dieHotelfachschule in Lausanne aufgebaut haben.
Schon 2004, als ich Präsident des Hotelierverein Graubünden war, titelte das Magazin des Tagesanzeigers:«Gastfeindschaft inklusive», «Willkommen im Hotel miserable», «Wie die Schweiz ihre Touristen vertreibt». Dieses Bashing gegen unsere Branche ging weiter und erreichte ihren Höhepunkt Anfang 2015mit Blickschlagzeilen wie «Zu teuer, zu lausig», «Total überteuert und unter jeder Sau», «Ferien in der Schweiz nicht zu empfehlen». Wer an meiner letzten DV in Basel dabei war, merkt, dass mich solche Schlagzeilenmitten ins Gastgeber-Herz getroffen haben. So hatte ich mir vorgenommen, in meiner Funktion als Gesicht und Stimme der Branche dieses negative Bild in der Öffentlichkeit und der Politik zu verändern.
Du Karl hast mit deinem meist geachteten Rating dieLeuchttürme der Branche ins Schaufenster gestellt.Du hast gezeigt, dass wir sehr viele innovative und mitHerzblut geführte Hotels und Gastgeber in der Schweizhaben. Nicht nur die leuchtenden Luxushotels, sondernauch die kleinen und feinen Drei- und Vier-Sterne-Betriebe in der Schweiz hast du berücksichtigt.
Nicht nur die Gastgeber der grossen Betriebe, sondern auch die kleinen familiengeführten versteckten Perlen, die wir in der ganzen Schweiz haben. Du warst für uns in meiner Mission für die Veränderung der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit eine enorm wichtige Unterstützung. Du hast mit deinem Rating geholfen, dass wir Gastgeber wieder stolz auf uns sind.
Du hast dazu beigetragen, dass die Gäste mit Überzeugung und einer positiven Einstellung bei uns übernachten und sich gerne von uns verwöhnen lassen. Du hast dazu beigetragen, dass wir in der Politik und den Ämtern als anerkannt wichtiger Wirtschaftszweig und Botschafter der Schweizer Qualität auf der ganzen Welt wahrgenommen werden. Du hast auch dazu beigetragen, dass wir Gastgeber uns in einem gesunden Wettbewerb an den Besten gemessen und uns gemeinsam weiterentwickelt haben.
Lieber Karl, man kann dir für deinen Beitrag zur Weiterentwicklung und zum Erhalt des guten Rufes der Schweizer Hotellerie gar nicht genug danken. Du hast uns gefördert, aber auch gefordert.
Das war für den einen oder anderen schmerzlich, aber auch ein Ansporn, sich weiterzuentwickeln und zu den besten der Schweiz und der Branche zu gehören. Du hast aufgezeigt, wo die Messlatte für Exzellenz liegt. Von der Jugendherberge bis zum Luxushotel. Du hast den Menschen, eines der wichtigsten Faktoren im Gastgewerbe, ein Gesicht und eine Stimme gegeben. Von jungen Nachwuchstalenten bis zu den vielen Pionierinnen und Pionieren. Dafür möchte ich dir herzlich danken. Mein Dank gilt aber auch Annette Weber, der Sonntagszeitung und jetzt neu der NZZ am Sonntag, die uns eine viel beachtete Plattform gaben und geben werden.
Dir lieber Karl wünsche ich auch in Zukunft weiterhin viel Freude zusammen mit deiner Frau bei der Pflege deiner Kontakte und Besuche deiner alten Wirkungsstätten. Als kleines Dankeschön für deine geleistete Arbeit verspreche ich dir eine lebenslange Versorgung mit meiner hausgemachten Confitüre aus Maienfeld. Und als kleine Vorfreude habe ich dir zwei Müsterli aus meiner neusten Confiproduktion mitgebracht.
Lieber Karl, von Herzen alles Gute, bleib gesund und munter und weiterhin so wach und interessiert. Ich freue mich auf weiterhin viele entspannte Treffen mit dir.
Mein guter Chef
Mark van Huisseling
Andrin Willi fiel mir schon vor vielen Jahren auf – als ein junger Mann alter Schule. Mit ihm könnte ich zusammenarbeiten, dachte ich. Jetzt ist es so weit, endlich. In einer ganz anderen Zeit für die Welt und Hotellerie, vor knapp zwanzig Jahren also, war ich Mitglied eines Vereins mit Namen Tourism and Sports Journalists Club International.Dabei handelte es sich um eine kleine Gruppe Schweizer Chefredaktoren, die ein-, zweimal jährlich zusammenkamen in einem Fünf-Sterne-Hotel in St. Moritz, in dem sie beherbergt sowie verpflegt wurden und ihnen Hersteller oder Händler erlesener Waren ihre Neuheiten vorstellten (und Muster davon überliessen). Das klingt nach Begünstigung beziehungsweise Vereinnahmung auf hohem Niveau, ich weiss. Doch das war es im Grunde nicht mal – der Clubgründer und -präsident, ein best vernetzter Public Relations-Unternehmer, sagte allen, die uns Dienste leisten oder Güter anbieten wollten im Voraus: «Ihr bekommt nichts dafür – ausser der Gelegenheit, einen guten Eindruck zu hinterlassen.» Und daraus könne eine wohlmeinende Berichterstattung entstehen. Oder viele wohlmeinende Berichterstattungen. Oder auch keine (ich zum Beispiel wurde in Hotels auf Mauritius eingeladen, bekam Manufaktur-Skis und Designerbrillen geschenkt; über die Hotels sowie Skis habe ich geschrieben, über die Brillen nicht). Ah, those were thedays.
Der Club hatte, wie man sich vielleicht vorstellen kann, ein Problem (wenn auch möglicherweise nicht das Problem, das man sich vorstellt). Nämlich dass er kaum neue und erst recht keine jungen und/oder weiblichen Mitglieder fand. Es war der Augenblick, als auf Redaktionen die Lage ernster wurde. Die Pace, Häufigkeit, mit der Texte erwartet wurden vom Verleger, stieg. Plus die Compliance, Regeln, wie sich Angestellte verhalten sollen respektive was sie annehmen dürfen, zog auch in Schweizer Medienhäuser ein. Die höhere Hürde aber, man glaubt es kaum, war mangelndes Interesse von Journalisten in leitenden Stellungen oder solchen, bei denen der Präsident Potenzial zu erkennen glaubte (wie in meinem Fall). Sie waren mehrheitlich nicht daran interessiert, zur Eröffnung der Wintersaison ins Engadin zu fahren und sich dort verwöhnen sowie unterhalten zu lassen und die neusten Gadgets kennenzulernen, kein Witz.
Sohn einer Hoteliersfamilie
Die Ausnahme, die die Regel bestätigte, war ein damals knapp 30-jähriger Gastrojournalist. Dieser sasse ines Freitagabends, nach der drei Minuten dauernden Generalversammlung des Clubs, beim darauffolgenden(deutlich) längeren Abendessens neben mir. Es war – Sie ahnen es – Andrin Willi und er arbeitete damals entweder für Salz & Pfeffer oder bereits für Vinum, ich erinnere mich nicht mehr genau. Woran ich mich aber genau erinnere: Er war kein Aufschneider, der sich und sein Wissen in den Vordergrund stellte, sondern ein zurückhaltender Beobachter, wie man es eigentlich von einem Journalisten erwartet. Oder war es allenfalls Unsicherheit, fühlte er sich in der Gesellschaft der ihn hierarchisch sowie altersmässig übertreffenden Männer ein wenig unwohl, unterlegen gar? Möglich, wenn auch unnötig. Wie ich, zwölf Jahre älter als er, jüngstes Clubmitglied, dennoch bald herausfand: Ich merkte nämlich, dass er im Grunde der Einzige war, der wirklich Bescheid wusste über die Felder, auf denen wir uns bewegten, über die wir referierten und schrieben. Im Gegensatz zu uns war er ein Sohn einer Hoteliersfamilie, aufgewachsen im (damals darniederliegenden) Posthotel Löwe in Mulegns, anschliessend weiter sozialisiert und ausgebildet im Waldhaus Sils (dass er später noch die Hotelfachschule Luzern besuchte und abschloss, somit gelernter Hotelier ist, erzählte er mir erst später, natürlich).
Was mir ausserdem auffiel an Andrin, am Abend schon, als ich ihn kennenlernte, wie auch während vieler folgenden Begegnungen: Er gab einem nie zu verstehen, dass er den tieferen Einblick in die erwähnten Gebiete hatte. Sondern es ihn interessierte, wie ich dieses oder jenes sah. Weil er auch etwas mit meiner Ansicht anzufangen wusste. Plus, besonders überraschend für einen damals jungen Mann, er mochte und glaubte an gedruckte Zeitungen, Zeitschriften, Bücher et cetera.
Drei Minuten Arbeit, dann das Wichtige
Die Mischung dieser Eigenschaften führte dazu, dass ich beschloss, ich möchte gerne mit Andrin Willi zusammenarbeiten. Oder, da er jünger ist als ich, ihn mal als Auftraggeber haben, weil ich so länger im Geschäft bleiben kann. Irgendwie kam es nicht dazu, als er Chefredaktor von Marmite, der Schweizer Genusszeitschrift, war. Aber egal, es ist nie zu spät für einen Anfang. Und dieser begann vergangenes Jahr. Wir trafen uns an einer Veranstaltung in der Zermatter Hotelperle Cervo, Andrin hatte gerade die Leitung des Karl Wild Hotelratings übernommen und war auf der Suche nach freien Mitarbeitern. Ob ich einer davon sein möchte, fragte er. Worauf ich sinngemäss entgegnete, im Grunde ja, denn wo sei man freier als in einem Auftragsverhältnis, für das man nicht bezahlt wird. Und was er noch wissen müsse, sagte ich weiter: Ich sei aussergewöhnlich angenehm und einfach in der Zusammenarbeit, jedenfalls solange ich machen dürfe, was ich wolle.
Wie viele Chefs würden diese Selbsteinschätzung als Empfehlungsschreiben für eine Zusammenarbeit lesen? Wahrscheinlich nicht sehr viele. Aber macht nichts, einer ist genug. Und dieser eine ist Andrin Willi. Das macht ihn zu einem guten Chef, für mich auf jeden Fall. Das heisst, im Umgang ist er weniger ein Chef. Er erinnert mich mehr an den Präsidenten des Clubs, von dem ich erzählt habe (und in dem Andrin und ich uns kennenlernten). Die GV, die eigentliche Arbeit, dauerte drei Minuten. Danach ging’s (geht’s) abend- oder tagefüllend um das Wichtige – um feines Essen, schöne Weine, wundervolle Waren und, natürlich, die besten Hotels.