Aus Gümligen in die Welt

Aus Gümligen in die Welt

Für den hohe Anforderungen stellenden Innenausbau des Hotel Les Trois Rois war  die Schreinerei Röthlisberger verantwortlich. Ihre Fähigkeiten bewies das
­Unternehmen bereits bei frühen ausgeführten Arbeiten für die Hoteileigner und die Architekten Herzog & de Meuron. «Rö» hat jedoch noch andere Facetten: Ohne  Peter Röthlisberger hätte es das international gefeierte Design-Hoch mit Möbeln junger Schweizer Designer nie gegeben.

Die 1928 gegründete, ehemalige Dorf-Schreinerei ist heute ein Gesamtan­bieter im Innenausbau mit rund 70 Mitarbeitenden in Gümligen, einer hauseigenen En­­gineering-Abteilung und Niederlassungen in mehreren Ländern. Den Weg von der traditionellen Werkbank zu hochmodernen, CNC-gesteuerten Geräten und einem Maschinenpark, der sich auf jedes erdenkliche Projekt einstellen lässt, ging Peter Röthllisberger seit den 1970er-Jahren kontinuierlich und erfolgreich. Neben der Verarbeitung von Hölzern plant und konstruiert das Unternehmen mit Metall, Glas, Stein und vielen weiteren Materialien und produziert seit 1977 in Zusammenarbeit mit führenden Designern eine eigene Kollektion hochwertiger Designmöbel. Die erfinderische Neugier, immer nach noch besseren Umsetzungslösungen zu suchen und die enge Zusammenarbeit mit Architekten und Designern, aus der viele wertvolle Freundschaften gewachsen sind, er­­möglichen bis heute Designklassiker.



Der Innenausbau im Grand Hotel Les Trois Rois – Herausforderung und Chance
Der Rundgang im fast fertigen neuen Ge­­bäude mit Projektleiter Andreas Kramer zeigte sich als Crashkurs in Holztechno­logie und handwerklicher Fertigung. Im Salon überrascht die Wandverkleidung aus Bambus mit unsichtbar eingefügten, ausklappbaren, hinterleuchteten kleinen Ab­­lagen. An der Decke über dem Tisch prangt ein grosser Spiegel mit integriertem Lüftungssystem. Die stabilen hölzernen Stangen in allen Räumen, die die Einbaumöbel wie die verspiegelte Bar mit ausklappbaren Türen und geprägter gerundeter Metallrückwand oder den Schminktisch mit TV-Rückwand zum Bad tragen, mussten Monate vorab im Rohbau millimetergenau in die Decken und Böden eingepasst werden. Die gerundeten und tapezierten Türen in den Suiten sind komplizierte, feuer­sichere Sonderanfertigungen. Wiederkehrende prägnante Dekorelemente aus Nussbaumholz wie das Schneckenmotiv der Vorhangstangen wurden in vielen kleinen Einzelteilen schichtverleimt. Im Wellnessbereich wurde «Eisenholz», brasilianisches wetterfestes Ipéholz, verwendet. Hier ist Tropenholz richtig und angebracht, weil es auch bei starker klimatischer Beanspruchung äusserst langlebig ist. Leichte, mit Japanpapier bespannte Schiebetüren trennen die Behandlungsräume. 

Fast wie aus dem Lehrbuch
Weitere Stationen des erfolgreichen Unternehmens sind Innenausbau und Möblierung mehrerer Wohnungen in Manhattan und Barcelona, das Zentrum Paul Klee, die VIP-Lounge im Flughafen Zürich, das Medienzentrum im Bundeshaus, Arbeiten im IKRK-Genf sowie verschiedene Restaurants. 

Oft entstanden die Projekte gemeinsam mit Innenarchitektinnen und -architekten. So ist es nicht verwunderlich, dass Peter Röthlisberger letztes Jahr von der VSI-ASAI., der Vereinigung der Schweizer Innenarchitekten und Innenarchitektinnen, der «WID Award» verliehen wurde, die wertvolle, weltweit für herausragende Leistungen zum World Interior Day verliehene Auszeichnung. Die Laudatio hielt Aurel Aebi, Gründungspartner der weltweit agierenden Ideenschmiede Atelier Oï in La Neuveville, anlässlich der Feier im Rahmen der Ausstellung «Neue Räume» in Zürich.

«Der Meister-Handwerker und Unter­neh­mer führte früh in seinem Denken zusammen, was in der Regel auf drei Per­sonen verteilt ist: Wissen im Handwerk, Kom­petenz im Engineering und umsich­tiges Unternehmertum.

1961, Peter sei ein kleiner Bub von sieben Jahren gewesen, lernte er in der elterlichen Werkstatt Teo Jakob, Hans Eichenberger und später auch Robert Haussmann kennen. Die Schreinerei Röthlisberger fertigte damals mit den Designern Innenausbauten und Möbel und produzierte für Knoll International Prototypen und Möbel. Je mehr er sich später mit den Personen hinter dieser Kollektion befasste – also mit Persönlichkeiten wie Florence Knoll, Harry Bertoia, Charles Eames oder Eero Saarinen –, desto mehr erschloss sich ihm eine Gestaltungswelt und er spürte, wie aus der Zusammenarbeit von Gestaltern und Herstellern besondere Möbel und Räume entstehen. Besonders Robert Haussmann, dem er die Methode der Ideenskizze ab­­schaute, war ein Vorbild. 



Bald entstand, gemeinsam mit Freunden, die Idee einer eigenen Möbelkollektion. Wichtige Kreativschaffende kamen dazu: Koni Ochsner, Susi und Ueli Berger, die Haussmanns, Hans Eichenberger. 1977 übernahm Peter Röthlisberger die Koor­dination, Entwicklung und den Bau von Prototypen dieser neuen eigenen Kollektion. Und noch im selben Jahr wurden Fachhändlern und Interessenten 36 neue Möbel vorgestellt.

Was Peter Röthlisberger eigentlich ur­­sprünglich nicht wollte: Er trat 1981 in die Schreinerei seiner Eltern ein und übernahm 1982 die Verantwortung für die Röthlisberger Kollektion. Ab 1983 reisten erste Möbel in die USA, man stellte mit anderen Schweizer Produzenten am Salone, der legendären Internationalen Möbelmesse in Mailand, und im Centre Pompidou in Paris aus. Die Rö-Kollektion hat seither über die Jahrzehnte zahlreiche Designpreise gewonnen: den iF Design Award, den Design Preis Schweiz, den
Red Dot Award etc.

Engineering als Teil des Entwurfsprozesses galt zuerst für die Möbel, wurde aber auch bald auf den Innenausbau angewendet, auch in den Projekten, die er bald mit renommierten Architekten wie Lord Norman Foster oder Shigeru Ban ausführte. Er habe Internationalität nicht im Businessplan festgelegt, es habe sich einfach so ergeben und jede Begegnung sei eine neue Chance gewesen.

Mit seinem kreativen Unternehmertum hat er alle, die mit ihm und für ihn arbeiten, angesteckt. Er ist Wege gegangen, die vor ihm keiner gegangen ist. Mit ihm, an ihm kann man wachsen. Weil er Perfektion will, aber auch der gute Freund ist, der sein Wissen teilt. Lieber Pesche, ich gratuliere Dir! Und ich wünsche uns, dass Du uns als Visionär und kritischer Geist noch lange begleitest», schloss Aurel Aebi seine Laudatio.



Die Verleihung der von der VSI.ASAI. verliehenen Auszeichnung «World Interiors Day Award». Laudator Aurel Aebi, Gründungspartner ­atelier oï; Peter Röthlisberger; VSI-ASAI.-Präsident Remo Derungs und -Vizepräsidentin Célestine Sahli.


roethlisberger.ch

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