Der Spagat zwischen Design und Funktionalität

Der Spagat zwischen Design und Funktionalität

Interview von Alina Dubach

Wann stehen bei Hotel-Nasszellen Design und Hygiene im Interessenskonflikt?
Bei der Nasszellenplanung geht es vor allem um die Balance zwischen Ästhetik, Funktionalität und Rei­nigungsfreundlichkeit. Auch die Materialwahl und Oberflächenbeschaffenheit spielen eine Rolle, wie hygienisch und pflegeleicht ein Bad ist. 

Dann gibt es die Herausforderung, Hygieneprodukte stilvoll in das Gesamtkonzept eines Hotel-Badezimmers zu integrieren und sie müssen leicht zu reinigen und praktisch im Gebrauch sein.

Nachfüllbare, fest installierte Systeme sind nachhal­tiger und optisch ansprechender, doch sie bergen potenzielle Hygieneprobleme durch Ablagerungen und Restbestände, was eine regelmässige und gründliche Reinigung erfordert. Eine andere Möglichkeit sind Elemente wie Nischen in der Dusche. Diese ­können elegant beleuchtet und ins Design integriert werden. So erspart man sich die zusätzliche Montage unattraktiver Armaturen wie Eckdrahtseifenhalter und Co. Alternativ gibt es noch Einwegprodukte, die hygienisch vorteilhaft, aber wenig nachhaltig sind. 



Was ist bei der Badezimmerplanung immer eine Herausforderung? 
Die Nasszellenplanung ist eine der komplexeren ­Disziplinen in der Hotelgestaltung, da sie auf wenig Raum viele verschiedene Faktoren vereinen muss. Besonders in Hotelzimmern, wo Badezimmer oft klein sind, müssen Komfort und eine ansprechende Optik gewährleistet werden. Dazu kommt, dass dem Gast ausreichend Sicherheit geboten werden sollte. Sei es durch rutschfeste Materialien oder weil Wasser und Elektrizität auf engem Raum kombiniert werden ­müssen. Dann braucht es gutes Licht für alltägliche Aufgaben wie Rasieren oder Schminken, im Gegenzug sollte aber auch eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden. Auch die optimale Nutzung des Stauraums muss gut durchdacht sein. Ablageflächen sind genauso wichtig wie die Möglichkeit, Handtücher aufzuhängen. Während eine platzsparende Schiebetür zwar praktisch ist, hat sie wiederum Nachteile bei der Schalldämmung, denn auch akustische Ansprüche sind immer relevant.

Badewanne oder Dusche, was ist beliebter in der Hotellerie?
Ganz klar die Dusche. Sie ist für die Gäste praktischer und zeitsparender, besonders am Morgen. In den meisten Hotels werden bei Renovierungen bestehende Badewannen durch moderne, grosszügige Duschen ersetzt. Denn die Dusche hat sich mittlerweile von einem reinen Reinigungselement zu einem Erlebnisprodukt entwickelt. Regen-, Kopf- und Körperbrausen oder sogar Sprühnebel-Funktionen machen das Duscherlebnis besonders und können von Hotels gezielt, als Highlight vermarktet werden. Die Badewanne hingegen wird zum Luxusprodukt und findet sich eher in hochpreisigen Hotels, oft als freistehendes Designelement wieder, das nicht primär der Reinigung dient, sondern als Teil einer Wellness-Oase wahrgenommen wird.

 

 

Ivo Christow
Head of Design
krucker.swiss

 

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