Der unterschätzte Weg zum Hotel-Unikat

Der unterschätzte Weg zum Hotel-Unikat

Strategy first – Design second. Dies sollte das Leitmotiv jedes Hoteliers und jeder Hotelière sein. Ohne eine klare strategische Ausrichtung des Betriebs kann kein starkes, nachhaltiges und sichtbares Design entstehen. In einer dreiteiligen Artikelserie beleuchten wir die zentralen Herangehensweisen im Hotel­design und die wichtigsten Schritte, die zu einem erfolgreichen Gästeerlebnis und einem überzeugenden Endprodukt führen. Startpunkt: It’s all about strategy.



Das Design spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermarktung eines Hotels und sorgt gerade in der Eröffnungsphase für mediale Aufmerksamkeit. Durch eine stimmige Story, markantes Branding und detailreiche Gestaltung schafft das Design ein einzigartiges Gästeerlebnis und einen hohen Wiedererkennungswert. So zelebriert Design den Wert jedes Hotel-Unikats in seiner Positionierung. 

Design-Strategy
Viele Eigentümer von Hospitality-Immobilien scheu-en sich vor höheren Investitionen in die Konzept­entwicklung ihres Hotels und planen oft zu wenig Budget und Zeit für die entscheidenden Anfangs­phasen ein. Der Grund? Der Mehrwert dieser Investition wird häufig unterschätzt und der Prozess somit nicht priorisiert. Aber: Gerade diese Phase ist von grösster Bedeutung, um den weiteren, oft mehrjährigen Design- und Bauprozess auf die richtige, einzigartige Spur zu bringen.

Zu Beginn eines Neubaus oder einer Renovierung müs­­sen Zielgruppen ermittelt bzw. definiert und die strategische Ausrichtung des Betriebs für die nächste Phase (üblicherweise zehn Jahre) festgelegt sein. ­Während dieser Entwicklungsphase wird in Folge der Ausrichtung unter anderem das Raumprogramm erstellt und die Flächennutzung definiert. Um dieses Programm zu validieren, erfolgt eine Value Proposition für jede Gästegruppe: Werden alle Zielgruppen optimal angesprochen? Welchen Mehrwert bietet das Produkt ge­­genüber den Mitbewerbern? Abhängig vom Raumprogramm sind oft zusätzliche Abstimmungen mit lokalen Architekten erforderlich, um das Potenzial der Hospitality-Immobilie zu maximieren. Diese Abklärungen können je nach Standort einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Beauftragung und sorgfältige Abklärungen sind unerlässlich. 



Design-Brief
Im nächsten Schritt definieren die Innenarchitekten die spezifischen Design- und Produktmerkmale für den zukünftigen Betrieb – von «Wow-Effekten» über USPs bis hin zum Branding. Damit das Design nicht zu einer Wunschvorstellung des Designers wird, basiert es im Idealfall auf einem klaren Design-Brief. Dieser Brief umfasst das Raumprogramm, die Grundrisse sowie alle vorgängig definierten Produkteigenschaften. So wird die Hospitality-Immobilie zum Hotel-­Unikat gemacht und die Positionierung in der Hardware umgesetzt. 

Wird der Check-in-Prozess weiterhin von zentraler Bedeutung sein oder setzt das Hotel neu auf digitale Lösungen und begleitet den Gast in diesem Prozess? Braucht es ein grosszügiges Wohnzimmer als Lobby oder eher eine markante und dynamische Bar? Soll das Hotel auf Veranstaltungen ausgelegt sein oder auf Co-Working und Workation? Dient das Zimmer lediglich zur Übernachtung oder auch als Rückzugsort zum Entspannen? Diese und weitere Fragestellungen sind im Konzept zum Hotel-Unikat zu beantworten und im Design-Brief festzuhalten. So können die Architekten und Innenarchitekten mit einer klaren Vorstellung und im Sinne des Auftraggebers arbeiten. Das wirkt sich positiv auf Timing und Budget aus; grössere Änderungswünsche in späteren Projektphasen sowie Verzögerungen werden minimiert. 



Design-Pitch
Oft ist im Vorfeld nicht klar, welches Innenarchitekturbüro mit seiner Designsprache am besten zu den Wünschen des Auftraggebers passt. Auf Basis des Design-Briefs lässt sich ein (bezahlter) Wettbewerb/Pitch unter mindestens drei, idealerweise fünf Büros durchführen, um den perfekten Match zu finden. Da­­mit soll ersichtlich werden, das das passende Innen­­architekturteam für die Entwicklung des Hotel-Unikats sein könnte. Die Kosten für diesen Prozess liegen im Bereich von 30 000 bis 50 000 Schweizer Franken. 

Obwohl der Wettbewerb zusätzliche Kosten und eine Verlängerung der Entwicklungsphase mit sich bringt, überwiegen die Vorteile: Eine vertiefte, visuelle Aus­einandersetzung mit der Strategie, eine fundierte ­Planungsbasis für das Produkt und die Möglichkeit, hochkarätige Büros zu vergleichen. Denn gesucht wird die perfekte Vision mit dem perfekten Team zur perfekten Umsetzung des Hotel-Unikats.

Nach dem Beschluss der Innenarchitektur müssen dem Planerteam detaillierte Vorgaben zur Projekt­abwicklung gemacht werden. Dies kann durch ein Projektpflichtenheft und eine klare Kommunikationsstruktur erfolgen. Essenziell für eine geordnete Ab­­wicklung ist, dass Verantwortlichkeiten und Prozesse von Anfang an klar festgelegt werden, um eine vollständige, SIA-konforme und übersichtliche Projekt­dokumentation zu gewährleisten.

Seit mittlerweile zehn Jahren prägt Damien Rottet (AEHL 2006) mit seinem
Team Hospitality-Immobilien in der Schweiz. Labro – new hospitality bringt Innovation und Expertise in die Branche und begleitet EigentümerInnen in der Entwicklung und Realisierung von Projekten – als Sparringpartner, und Bauherrenvertreter. Aus dem Marktbedürfnis etablierte er zudem die Firma Gastruum. Sie ist spezialisiert auf die Umsetzung von Umbauten, Innenausbauten und Ausstattungen. Daniela Fölmli (SHL 2018) begleitet bei Labro die Konzept- und Entwicklungsprojekte. Mit mehrjähriger Erfahrung in der Hotellerie, Gastronomie und Projektentwicklung verstärkt sie das Team seit 2022.

 

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