Legende oder legendär – das Gen der Schweizer Gastfreundschaft? Mythos oder wertvolles Attribut? Ganz sicher integraler Bestandteil ihrer DNA und wichtiger Schwerpunkt der Innenarchitektur von atelier oï. Es war daher kein Zufall, die seit Jahren erfolgreichen Kreativen aus La Neuveville mit der Gestaltung des neuen Campus der Ecole Hotelière Lausanne zu beauftragen. Und, so Gründungspartner Aurel Aebi, «eine grosse Ehre und Freude, sich mit den Meistern der heutigen und zukünftigen Gastfreundschaft auszutauschen».
Suzanne Schwarz
Der neue Campus
Der neue Campus beherbergt mehr als 3000 junge Menschen aus aller Welt und umfasst drei Studentenwohnheime, Sportanlagen und akademische Einrichtungen. Die Aufgabe des atelier oï bestand darin, die Innenarchitektur der Räume dieses grossen Komplexes im Geiste der renommierten Institution EHL zu gestalten, während Itten + Brechbühl SA die Architektur entwarf. Das von atelier oï geprägte Leitmotiv verbindet diese Räume miteinander und erzählt die traditionsreiche Geschichte, im Sinne von: «Ohne Herkunft keine Zukunft».
Die transparente, moderne Architektur aus Glas und Metall zeigt sich in wechselnden Ausblicken auf die Campus-Gebäude. Ebenfalls durch zahlreiche Oberlichter
des begrünten Daches des Verbindungsgebäudes, einer Glaskonstruktion über den Haupttreppen des Campus und Brücke zwischen den bestehenden und den neuen Gebäuden. Die Architektur spiegelt die Strenge und Exzellenz wider, für die die EHL-Ecole Hôtelière Lausanne bekannt ist.
Die grösste Baustelle der Region bedeutete gleichzeitig auch achtsames Bauen im Bestand, das Gelände mitsamt dem sich darauf befindlichen geschützten alten Bauernhof Vieille Ferme war anspruchsvoll. Die Ferme musste abgetragen und in einem neuen Winkel wieder aufgebaut werden.
Jedes der neuen Gebäude verfügt über ein Atrium, wofür atelier oï unterschiedliche massgeschneiderte Installationen entwarf, inspiriert vom «Plateau der art de la table», von geschickt balancierenden Teilnehmern der ehemals beliebten französischen Serveur-Wettbewerbe, von der Vielfalt moderner innovativer Table-Top-Kreationen. Die aus diesen Ideen hervorgegangenen grossen und kleinen runden, flachen Gestaltungselemente ziehen sich vom Campus bis zur grossen Rezeption, wo sie in Form von Makro-Tellern an mehreren Desks als Tischchen zum Empfang der eintreffenden Gäste dienen. Sechs Rezeptionisten können so gleichzeitig die einmal im Jahr in grosser Zahl ankommenden Eltern mit ihren Töchtern und Söhnen empfangen und gleich das erste Zeugnis für die Effizienz der Schule ablegen.
Die Rezeption
Der einladende, kreisförmige neue Hauptempfang im Süden des Geländes ist von allen Seiten zugänglich. Beim Betreten der grossen Halle werden die Gäste an der neuen Rezeption begrüsst. Diese befindet sich etwas unterhalb der Vieille Ferme, dem ältesten und geschützten Gebäude der EHL. Sie ist das historische Symbol der Schule und ein Monument aus der Vergangenheit, das originalgetreu wieder aufgebaut wurde, um daran zu erinnern, dass die EHL seit 1893 glänzt und 2020 erneut als beste und bedeutendste Bildungseinrichtung ihrer Art ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus symbolisiert die grenzenlose, runde Form die internationale Ausstrahlung der Schule.
Der neue Campus bietet Platz für tausende Studierende, die oft und beinahe gleichzeitig aus der ganzen Welt ankommen. Diese Lebendigkeit ist auch die Botschaft, die die leuchtenden Wellen der Lichtinstallation mit über 350 kleinen Lichtkörpern im Raum vermitteln.
Das Atrium
Im ersten Atrium bedeckt eine 47 Meter lange und bis zu neun Meter hohe Installation aus 76 tellerförmigen Platten den Raum. Die silbernen und bronzenen Teller scheinen zu schweben und bilden so eine zarte und beeindruckende Komposition. Bequeme Sitzgelegenheiten bieten Miteinander- und Rückzugsmöglichkeiten, modernste Akustiklösungen und Office-Tools sowie die harmonische Farbgestaltung unterstützen die Arbeitsprozesse.
Die Bar M
Hier befindet sich auch die Bar M, wo morgens das Frühstück und abends Getränke serviert werden, sie ist der Treffpunkt der EHL-Studierenden. Mit einer Länge von fast 44 m ist die Bar wie eine Acht geformt, was einen interessanten symmetrischen Effekt erzeugt. Im Hintergrund sorgen in verschiedenen Ausrichtungen ineinander verschränke Holzteile für einen kinetischen Effekt. Geht man der Bar entlang, scheinen sich, im Spiel mit dem dahinter einfallenden Licht, die Platten zu öffnen oder zu schliessen.
Diese Bar ist auch gleichzeitig Arbeits-platz zukünftiger Bar-Men und -Ladies, ein grosszügiges Ambiente, wo miteinander gelernt, ausprobiert, kreiert und serviert wird.
Sterne-Restaurant Berceau des Sens
In zwölf internen Gastronomiebetrieben wird ausgebildet, werden Gäste willkommen geheissen, in einigen auch Gäste von auswärts. Angeboten werden von den Studierenden und ihren Mentoren – preisgekrönte Köche aus aller Welt – zubereitete Mahlzeiten. Für den kleinen oder grossen Appetit ebenso wie opulente und festliche Mahlzeiten. Seit 2019 gehört das Michelin-Stern gekürte und GaultMillau ausgezeichnete, von den Studenten betriebene Restaurant Berceau des Sens dazu.
Das Leben im Campus
Hier erwerben junge Menschen Soft Skills in Planspielen, entwickeln eine strategische Denkweise in Junior-Consulting-Jobs und üben Managementtechniken in ihren ausserschulischen Aktivitäten. Hospitality Leadership neu definieren bedeutet eine intelligente Mischung aus eigenständigem Denken, Respekt, Empathie und Fürsorge für andere. Soft Skills, gepaart mit ausgeprägtem Know-how, lassen inspirierende Menschen das Gelernte und Erfahrene von der EHL aus der Schweiz in die Welt tragen. Nicht zufällig sind diese jungen Menschen nicht nur in der Gastronomie und Hotellerie überall sehr willkommen. Ihnen stehen weitere blendende Karrieren offen, sei es als Personal Butler in den besten privaten Häusern oder als hoch bezahlte junge Manager, auch in der Industrie. Es versteht sich also von selbst, dass dieses anspruchsvolle Campus-Projekt mit Wohngebäuden, Sport- und Freizeiteinrichtungen dem Geist und den Zielen der Bauherrschaft voll und ganz entsprechen musste. Dieser Anspruch äussert sich selbstverständlich auch in der Wahl der eingesetzten Materialien, Einrichtungsgegenstände und Produkte.
Mit der neuen umweltfreundlichen Campus-Erweiterung bietet der Flaggschiff-Campus der EHL-Familie und ihren Besuchern Fünf-Sterne-Gastfreundschaft und erstklassige Einrichtungen. Dieser Campus, von Studierenden für Studieren-de entworfen, vereint die besten Eigenschaften einer Schweizer Hotelfachschule, eines Innovationsparks und eines Sport- und Freizeitzentrums an einem harmonischen Ort. Nochmals der Gründungspartner Aurel Aebi von atelier oï: «Savoir-faire wird hier grossgeschrieben.»