Die Schweizer Norm SIA 102 ist das Fundament der Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft und Architektinnen und Architekten. Was verbirgt sich hinter dieser Norm? Was ist die SIA 102? Und weil es um viel Geld geht, sollten Hoteliers genau hinschauen.
Die SIA 102 ist eine Honorar- und Leistungsordnung des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA). Sie regelt, welche Leistungen Architektinnen und Architekten erbringen müssen, in welchen Projektphasen dies geschieht und wie die Honorare strukturiert sind. Die Norm dient damit als Grundlage für klare, transparente und faire Vertragsverhältnisse im Bauwesen.
Manfred Möckli, axet gmbh, Präsident vom FCSI
SIA 102 – für Hoteliers besonders wichtig
Für Hotelbauten gelten höchste Anforderungen an Qualität, Ästhetik und Funktionalität. Gleichzeitig müssen Kosten und Termine eingehalten werden. Die Norm SIA 102 schützt dabei durch drei Regelungen beide Seiten eines Bauprojekts – Architekt/Auftragnehmer und Auftraggeber:
– Klare Leistungsdefinitionen: Was genau der Architekt liefern muss, ist vertraglich fixiert.
– Transparente Honorarstruktur: Keine versteckten Kosten – die Basis sind klar geregelte Honorarsätze.
– Planungssicherheit: Durch definierte Meilensteine bleibt das Projekt kalkulierbar und der Baufortschritt ist überprüfbar.
– Reduktion von Konflikten: Missverständnisse zwischen Architekt und Bauherrschaft werden reduziert.
Klarheit und Kontrolle für die Bauherrschaft
Die SIA 102 ist kein juristisches Hindernis, sondern ein Werkzeug für Klarheit und Kontrolle. Für Hoteliers bedeutet sie: mehr Sicherheit, weniger Überraschungen. Zudem wissen die Baupartner, jederzeit, was zu tun ist. Wer ein Hotel bauen oder umbauen will, sollte unbedingt auf einen Architekten setzen, der sich verbindlich zur SIA 102 bekennt.
Wer einen Umbau, eine Erweiterung oder einen Neubau plant, spricht am besten mit dem eigenen Architekten oder Gastronomiefachplaner über die SIA 102. Das ist der erste Schritt zum erfolgreichen Hotelprojekt.
Wie ein guter Wein benötigt auch die Planung Zeit für die verschiedenen Prozesse. Zudem ist es wichtig, vom Grossen ins Kleine, ins Konkrete zu denken. Wenn beispielsweise in der Teilphase 31, im Vorprojekt, die groben Betriebsabläufe detailliert und korrekt definiert wurden und die Kosten der Vereinigung dem entsprechen, was im Budget steht, dann können die weiteren Phasen Schritt für Schritt und zuversichtlich angegangen werden. Einzelne Phasen zu überspringen, macht keinen Sinn. Im Gegenteil, jede Phase ist für sich sehr wichtig und jede Phase sollte für sich geprüft und freigegeben werden.
Wenn beim Abschluss einer Phase etwas noch nicht stimmig ist, darf diese nicht freigegeben werden. Denn in der nächsten Phase wird auf der Grundlage der Freigabe weiter geplant. Daher mein Rat an alle Bauherrschaften: Immer eine Phase nach der anderen realisieren und jede sauber und korrekt abschliessen. Und besonders wichtig: Gerade in den ersten Phasen kann sehr viel Geld eingespart werden.
Bau-Projektphasen im Überblick
– Teilphase 21: Strategische Planung – Machbarkeitsstudien, Standortanalysen
– Teilphase 21: Vorstudien – Variantenprüfung, Machbarkeitsnachweise
– Teilphase 31 / 32 / 33: Projektierung – Entwurf, Kostenschätzung, Bewilligungen
– Teilphase 41: Ausschreibung – Leistungsverzeichnisse, Offertvergleiche
– Teilphase 51 / 52: Realisierung – Bauleitung, Termin- und Kostenkontrolle
– Teilphase 53: Inbetriebnahme – Abnahme, Mängelbehebung
– Teilphase 61: Bewirtschaftung – Unterstützung im Betrieb, Auswertung
FCSI heute und gestern
Foodservice Consultants Society International FCSI ist die einzige globale Vereinigung unabhängiger professioneller Planer und Berater und umfasst über 1300 Mitglieder in 46 Ländern. Seit 1999 gibt es die «lokale» Vereinigung FCSI Schweiz. FCSI ist 1979 aus der Fusion zweier Verbände entstanden, die 1955 bzw. 1958 in Nordamerika gegründet worden sind. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die damals aufkommende Systemgastronomie zu fördern. Heute setzt die Systemgastronomie Trends und Massstäbe und zeigt den verschiedenen Gastrobereichen und der Hospitality-Industrie, wie Kundenbedürfnisse erkannt und in Produkte umgesetzt werden können.