Von der Idee zum Unikat

Von der Idee zum Unikat

Wie entwickle ich ein Hotel? Wie sieht die Fassade aus, wie der Innenraum? Welches Bett, welche Lampen, welche Spiegel? Sind alle Zimmer gleich oder ist jeder Raum ein Unikat? Und überhaupt – lege ich mehr Wert auf die Architektur oder das Innendesign? Damien Rottet erklärt die Grundlagen.

Rebekka Affolter

«Die Hülle ist das Mittel zum Zweck, die Räume bilden den Motor», meint Damien Rottet, Entrepreneur und Geschäftsführer der labro ag. Es gebe keine Regel, die besagt, dass das eine oder das andere wichtiger ist. Letzten Endes entscheiden immer die Umstände. Zudem plane man im Idealfall von innen nach aussen: Funktion und Bedarf ergeben das Äussere.

Der erste Schritt

Am Anfang steht die Strategie, findet Rottet: «Die Hoteliers und Hotelières müssen sich überlegen, wo sie mit ihrem Produkt hinwollen und wohin sich die Welt bewegt, bevor sie Spezialisten anstellen, um ein Produkt umzusetzen.» In der Praxis sei es oft umgekehrt: Der Architekt oder Interior Designer werde angestellt, um Vorschläge zu bringen, bevor eine klare Vision besteht. «Bereits bei diesem ersten Schritt gibt es viel Potential nach oben.»

Ein entscheidender Faktor beim Entwerfen erster Ideen: der Standort. «Grob kann man sagen: Wenn eine Destination hohe Frequenzen aufweist, braucht ein Hotelier kein architektonisches Juwel zu bauen. Wenn sich das Objekt in einer frequenzarmen Region befindet, kann das Gebäude zur Destination werden.» Nicht zuletzt beeinflussen Standort wie Baugesetze das Design: Wer ein Hotel mitten in den Bergen, umrundet von Wald baut, tendiere wohl eher zu nachhaltigen Ressourcen wie Holz.

Das Innere und das Äussere

Eine wichtige Frage: Werden Innen- und Aussenarchitektur als zwei Disziplinen gehandhabt? «Wird alles von einer Architektin geplant, hat man eine Kontaktperson. Im anderen Fall ergeben sich Schnittstellen, die zu lösen sind.» Wiederum: Ein guter Architekt ist noch lange kein guter Interior Designer und viceversa. «Es handelt sich um zwei grundlegend unterschiedliche Disziplinen.» Wer alles bei einem Team haben will, sollte sich ein Büro mit zwei spezialisierten Teams (Architektur, Interior Design) suchen.

Während man bei der Innenarchitektur frei ist – nur die eigene Kreativität und die Kosten schränken ein – muss die Hülle und ihre technischen Gegebenheiten den Schweizer Gesetzen und der aktuellen Baukunde nach sia (Schweizerischem Ingenieur- und Architektenverband) folgen. «Beschäftigen wir internationale Architekten, liefern diese meistens einen Entwurf, der dann von einem Schweizer Büro begleitet und nach gängiger Praxis zur Umsetzung gebracht wird.» Oder ein lokaler Architekt arbeitet mit einem internationalen Architekten von Beginn weg im Team.

Die Krux

Die Vision ist klar, das Team zusammengestellt, bleiben zu beachten: die Kosten. «Im Grunde ist die Hotellerie ein Immobiliengeschäft.» Eines, das nur rentiert, wenn man sorgfältig damit umgeht. Während der Wert eines Einfamilienhauses über den Markt, Investition und allenfalls die Sentimentalität bestimmt wird, gilt bei Hotels vor allem der Ertragswert. Wer 50 Millionen in einen Bau investiert, müsste mit 100 Zimmern während 365 Tagen im Jahr bei 100 % Auslastung pro Zimmer knapp 70.– CHF einnehmen, um eine Bruttorendite von 5 % auf das investierte Kapital zu generieren. «Berücksichtigt man Saisonalität, Frequenzen der Destination, Personal- und gängige Kostenstrukturen, so gestaltet sich ein ROI (Return-on-Investment) meist schwieriger.» Bereits bei der Planung sollten die Kosten optimiert werden – was nicht immer einfach ist. Planungspartner werden oft nach Baukosten honoriert. Je höher diese ausfallen, desto mehr Lohn bekommen sie. «Ein Konflikt, den es bei der Beauftragung zu beachten gilt», meint Rottet.

Das kleine ABC

Raumdesign und Hülle als getrennte Disziplinen – was heisst das genau? Die Architekten bestimmen Fassade sowie Raumaufteilung, Statik und Haustechnik: Wo kommen Fenster, Stützen und Türen hin, in welcher Ecke befinden sich Steckdose, WC- und Duschanschlüsse. Der Innenarchitekt bekommt die Zimmer sozusagen als weisse Schuhschachtel geliefert und kümmert sich um den Rest. Bodenbeleg, Wandfarbe, Tapete, Einbauschränke, Spiegel, Beleuchtung, Kunst, Dekorationen usw. «Bestenfalls arbeiten die beiden von Anfang an zusammen.»

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