Daniel Koetser, Giuseppe Rossi und viele weitere Gewinner

Daniel Koetser, Giuseppe Rossi und viele weitere Gewinner

Das Schweizer Hotelrating erscheint seit 26 Jahren in der ­«SonntagsZeitung». Im Zürcher Luxushotel The Dolder Grand wurden «Die 100 besten Hotels der Schweiz» zum zehnten Mal auch in Buchform präsentiert. Und alle, alle kamen zum alljährlichen Branchenanlass der Superlative. Neben Daniel Koetser (Le Grand Bellevue, Hotel des Jahres) und ­Giuseppe Rossi (Hotelier des Jahres) wurden elf weitere ­Gewinner ausgezeichnet. Zu den grossen Siegern zählte auch die Schweizer Hotellerie.

Das Bellevue in Gstaad. Es gab eine Zeit, da hätte niemand auch nur einen Franken darauf gewettet, dass dieses Hotel je eine Auszeichnung erhalten würde. Das 1913 von der Grand Hotel Bellevue und Kurhaus AG erbaute Haus konnte zwar in seiner langen Geschichte viel Prominenz beher­bergen, doch ständige Wechsel in der Direktion und fehlende Mittel für überfällige Renovationen hinterliessen Spuren. Der dritte Stern konnte nach dem Zweiten Weltkrieg während Jahrzehnten nur knapp gehalten werden. Man lebte weitgehend von den Gstaader Events wie dem Swiss Tennis Open. Davor und danach stand man meist im Überlebenskampf.





Um die Jahrhundertwende war klar, dass nur ein Wunder das heruntergewirtschaftete Haus noch retten konnte. Und der Märchenprinz tauchte tatsächlich auf. Der Unternehmer und Milliardär Thomas Straumann, damals gerade in Gstaad wohnhaft, investierte aus Idealismus und Liebe zum Ort gegen 100 Millionen Franken in die Rettung des Bellevue. Doch dann begann das Theater mit der Führung. Der erste Direktor des neuen Gstaader Luxushotels kümmerte sich mehr um das optimale Knattern seiner Harley Davidson als ums Hotel, liess seine Kinder in der hoteleigenen Stretchlimousine zur Schule fahren und ging mit Geld grosszügiger um als seine begüterten Gäste. Straumann zog die Notbremse. Er versuchte es mit Trouble­shootern, ehe er mit Michel Wichman ei­­nen jungen, hoch talentierten Vollbluthotelier fand. Doch der Karren war zu verfahren. Als Straumann auch noch zunehmend von seinem Stammgeschäft beanprucht wurde, entschloss er sich zu einer Bereinigung des Portfolios. Das Bellevue stand zum Verkauf.

Sich in allen Dimen­sionen wohlfühlen bleibt im Hotel des ­Jahres kein Traum …


Koetsers Traum wurde wahr

Da tauchte mit Daniel Koetser völlig überraschend der zweite Märchenprinz auf. Der Sohn eines Holländers und einer Engländerin war damals Partner eines Unternehmens in Wien, das auf die Entwicklung und das Management von Luxus- und Lifestylehotels spezialisiert ist. Im Bellevue hatte er einst seine Frau Davia, eine Innenarchitektin, kennengelernt. «Im März vor zehn Jahren verbrachten wir dort dann die Hochzeitsnacht, im Dezember habe ich es gekauft», erinnert sich Koetser. «Es hat einfach alles gepasst.»

Koetser hatte immer davon geträumt, einmal ein aussergewöhnlich schönes Hotel zu haben. Eines, das er bis ins letzte Detail seinen Vorstellungen entsprechend formen konnte. Eines wie das Bellevue. Als dieses zum Verkauf stand, wandte er sich an seinen Schwiegervater Rudolf Maag, einen milliardenschweren Unternehmer, der mit Straumann bestens bekannt war. Koetser und Maag erwarben das Hotel gemeinsam. Vor vier Jahren zog sich Maag zurück. Seither ist die Familie Koetser Alleinbesitzerin des Hotels, das in Le Grand Bellevue umbenannt wurde.

Als er sein Traumhotel hatte, schlug Koetser mit seiner ganzen Kreativität und Energie zu. Während einer halbjährigen Renovationszeit wurde so gut wie alles herausgerissen und erneuert. Heute präsentiert sich das Le Grand Bellevue als cooles und freches Lifestylehotel voller Überraschungen, Extravaganzen und verspielter Ak­­zente. Auch Kunst ist präsent. Schliesslich entstammt Koetser einer Familie, die im internationalen Handel mit Kunstgegenständen einen grossen Namen hat. Doch Koetser ist gegen zu viel Kunst im Haus. «Wir sind kein Museum», sagt er. «Kunst muss einen Mehrwert bringen, dominieren darf sie nicht.»

Und es wird noch besser

In Gstaad ist die Konkurrenz im Luxus­segment gross. Weshalb der Gast für einen Aufenthalt das Le Grand Bellevue wählen soll und nicht das Palace, das Alpina oder das Park, erklärt Koetser so: «Kein anderes Fünf-Sterne-Haus ist nur wenige Schritte vom Dorfkern entfernt. Wir sind zwar ein Luxushotel, aber kein gewöhnliches. Von der Grösse her sind wir eher ein Boutiquehotel oder ein gemütliches Landhaus. Oder eine Mischung davon. Wir sind ein kleines grosses Haus, das bedingungslos auf Qualität setzt, auch bei den Leuten, die hier arbeiten.» Koetser setzt alles daran, dass auch seine Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter überdurchschnittlich sind. Weilt er zum Beispiel in einem Aman Resort in den Ferien und jemand beeindruckt ihn tief, steckt er der Person schon mal seine Visitenkarte zu.

Heute ist Le Grand Bellevue ein Hotel, das auch dem anspruchsvollsten Gast glattweg alles bietet. Und es wird noch besser. Auf einer dazugekauften Wiese neben dem Hotel lässt Koetser drei Chalets bauen, die alle unterirdisch mit dem Haupthaus verbunden werden. Auch medizinische Kliniken, ein originelles Restaurant, ein Kids-Club und einiges mehr werden entstehen. Damit er sich voll darauf konzentrieren kann, hat er mit Fabian Nusser einen ­hochkarätigen Hotelmanager fürs Tagesgeschäft engagiert. Eines der Chalets wird für zehn Jahre vermietet, im zweiten entstehen Luxusappartements, das dritte wird verkauft. Koetser hätte auch alles ­verkaufen können. 75 000 Franken hätte ihm der Quadratmeter eingebracht. Doch das kam für ihn nicht infrage.


Eine Suiten-Traum mit Sternenzelt.


Die Traumkarriere von Giuseppe Rossi

Ein innovativer Macher, ein Unternehmertyp wie Daniel Koetser ist auch Giuseppe Rossi, der Hotelier des Jahres. Betritt man sein Hotel Splendide Royal am Ufer des Luganersees, taucht man gleichsam ein in 135 Jahre Geschichte, in die Pionierzeiten des Tessiner Tourismus. Im Unterschied zu andern Hotelpalästen in Lugano wurde das Splendide Royal über all die Jahre von den Eigentümern geradezu liebevoll in­­stand gehalten und laufend modernisiert, ohne dass der unvergleichliche Charme verloren gegangen wäre. Start in die Neuzeit war das Jahr 1977, als die Erben der Gründerfamilie das Hotel an die Familie des Ingenieurs Giovanni Naldi abtraten. Vor 14 Jahren wurde das Management Giuseppe Rossi anvertraut, einer Persönlichkeit mit grosser internationaler Erfahrung und dem Ruf, ein perfekter Gastgeber zu sein.

Giuseppe Rossi hatte tatsächlich eine Traumkarriere hingelegt. Nachdem er als 18-Jähriger in Italien die Hotelfachschule abgeschlossen hatte, begann er seine er­­sehnte Reise durch die Welt. Er arbeitete für mehrere grosse Hotels und Ketten und übernahm 1999, nach acht Jahren im Topmanagement von Intercontinental Hotels & Resorts, das legendäre Hotel Quisisana auf Capri. Dann kam der Wechsel nach Lugano, und Rossi wurde mit wertvollen Auszeichnungen geradezu überhäuft.

Von der American Academy of Hospitality Sciences erhielt er den Star Diamond Award als Anerkennung für seine herausragenden beruflichen Leistungen. Im selben Jahr wurde er mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik geehrt. An der Internationalen Tourismus-Börse in Mailand 2015 konnte er den internationalen Preis Excellent entgegennehmen, die höchste Auszeichnung für Verdienste um die Entwicklung von Tourismus und Gastfreundschaft. Die Liste ist schier endlos.

Giuseppe Rossi, General ­Manager im Hotel Splendide Royal, Lugano.


Splendide Royal wird noch besser

Längst ist der charismatische Mann von Welt, der an der Hotelfachschule Lausanne und an der Cornell University studiert hat, auch Managing Director der edlen Robert Naldi Collection, zu der neben dem Splendide Royal Luxushotels in Frankreich, Italien und der Schweiz gehören. Wie konsequent und souverän er das wunderschön renovierte Splendide mit dem neuen Spa und der neuen Terrasse unter die besten Stadthotels Europas führte, ist unglaublich. Und wie der Hotelier des Jahres den Palast am See höchst erfolgreich durch die Pandemie lotste, ist schlicht genial.

Wie das Le Grand Bellevue wird auch das Splendide Royal einen weiteren grossen Schritt nach vorn machen. Unter der Leitung von Giuseppe Rossi werden neue Empfangsbereiche und zwei neue, umweltfreundliche Flügel gebaut, deren grosse Panoramazimmer und -suiten höchste Ansprüche der Luxushotellerie erfüllen.

Ein weiterer Neubau soll das moderne Gebäude ersetzen, in dem heute ein Teil der Hotelzimmer untergebracht ist. Vorgesehen sind dort Appartements mit der Möglichkeit, die Dienstleistungen des Hotels in Anspruch zu nehmen. Die neuen Gebäude werden durch grosse Grünflächen aufgewertet. Es entstehen urbane Gärten, ein geheimer Garten im hinteren Teil und ein Dachgarten mit Blick auf den See. Ziel ist es, die Umgebung der Jahreszeit entsprechend in schönsten Farben leuchten zu lassen. Man wird noch viel hören von Giuseppe Rossi und seinem Splendide Royal.


1 | Restaurant I Due Sud mit Sicht auf den See. 2 | Doppelzimmer Superior mit Gartensicht. 4 | Doppelzimmer Deluxe mit Seesicht. 5 | Grand Hotel Splendid – Generationen haben Werte geschaffen und Sorge getragen und werden es weiter tun. 6 | Bar in der Hotelhalle. 7 | Dampfbad im neuen Spa-Bereich.

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