Die Giardino Group – ein schönes Stück Schweizer Hotelgeschichte

Daniela und Philippe Frutiger stehen hinter dem Erfolg der kleinen, feinen Giardino Group. Manches deutet darauf hin, dass die schöne Geschichte noch lange nicht fertig geschrieben ist.


Sein «Albergo Giardino» in Ascona sei eine Oase der Liebe, pflegte Hans C. Leu mit einem Augenzwinkern zu sagen. Tatsächlich gibt es wohl kaum ein Hotel, in dem sich in den 80er- und 90er-Jahren so viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kennenlernen und – bisweilen recht ausgelassen – ver-gnügte. Im «Giardino», das während der letzten fünf Jahre mit Leu jeweils als bestes Ferienhotel der Schweiz ausgezeichnet wurde, kamen sich freilich nicht bloss die Gäste näher. Auch viele von Leus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fanden hier zusammen. Manche gar fürs Leben. Damaris und Christian Lien-hard etwa, die nach ihrer Zeit im «Giardino» mit dem «Hof Weissbad» im appenzellischen Weissbad aus dem Nichts eines der besten Schweizer Ferien hotels aufbauten und sich jetzt, dreissig Jahre später, etappenweise aus dem operativen Geschäft zurück ziehen. Oder eben Daniela und Philippe Frutiger.

Karriere wie aus dem Bilderbuch
Der Berner Oberländer Philippe Frutiger hatte seine Karriere wie so viele erfolgreiche Hoteliers begonnen. Er absolvierte im «Victoria-Jungfrau» in Interlaken eine Kochlehre, besuchte anschliessend die Hotelfach-schule Thun und landete dann fürs Servicepraktikum erstmals im «Giardino». Dort revolutionierte der kreative Paradiesvogel Leu dann die Luxushotellerie. Unter dem begeisterten Applaus von Gästen und Medien aus ganz Europa schaffte er Kleiderzwänge ab, erfand das Frühstücksbüffet, veranstaltete Showdinners, Gourmetpicknicks, Foodfestivals, Theaterabende am Seerosenteich und einiges mehr. Der junge Frutiger war tief beeindruckt von der Persönlichkeit und Philosophie des vor sechs Jahren verstorbenen Querdenkers Leu, der als strenger Chef zu seinem Vorbild und dann zum väterlichen Freund wurde.



Einer aus dem Leuenrudel
Später kehrte Frutiger als F&B-Assistent ins «Giar-dino» zurück, lernte dort Spa-Managerin Daniela kennen und war bald Vizedirektor. Leu, ausgestattet mit einem phänomenalen Gespür für herausragende junge Leute, hatte in Frutiger rasch einen Rohdia-manten entdeckt. Im «Giardino» war es damals so, dass Paradiesvogel Leu sich fast ausschliesslich um das Wohl seiner Gäste kümmerte. Operativ geführt wurde das Hotel von seinen Vizes. Was zur Folge hatte, dass diese die Talentschmiede «Giardino» jeweils als fixfertige, gestählte Hoteliers verliessen. Frutiger und Christian Lienhard sind nur zwei in einer langen Reihe von Namen, die durch Leus Schule gingen und bis heute die Spitzenhotellerie mitprägen. Man nannte sie das Leuenrudel.



Totaler Erfolg im Simmental
Die jungvermählten Frutigers hatten um die Jahrhundertwende gar keine Zeit, um gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden. Schon im 2002 wurden sie von Jürg Opprecht in den Lenkerhof gelockt. Dort, zuhinterst im Simmental, hatte der Berner Unternehmer ein dreihundertfünfzig Jahre altes, marodes Kurhaus für vierzig Millionen Franken um- und ausgebaut. Und die Frutigers, mittlerweile bereits Eltern der beiden Buben Morris und Justin, packten die Chance. Mit einem beispielhaften Effort führten sie das neue Lenkerhof Alpine Resort mitten unter die besten Fünf-Sterne-Hotels im Land. Im Jahr zwei nach der Eröffnung wurde das Haus bereits als bestes Schweizer Winterhotel ausgezeichnet. Philippe Frutiger war mit 33 Jahren der jüngste Direktor der Schweizer Luxushotellerie, ein Jungstar, dem eine grosse Zukunft vorausgesagt wurde.

Ein goldenes Händchen
Und die Frutigers erfüllten die hohen Erwartungen. Auf die Rückkehr ins «Giardino» nach fünf Jahren im Simmental folgten zwar wilde Zeiten (siehe Seite 26: «Daniel Borer, stiller Mann im Hintergrund»), doch schliesslich waren sämtliche Schwierigkeiten über-wunden. Mit dem «Giardino», das seinen Nymbus, seine Faszination nach der unwürdigen Verabschiedung von Leu im Jahr 2001 vorübergehend verloren hatte, ging es mit dem neuen Besitzer und den Frutigers schnurstracks wieder aufwärts. Ein goldenes Händchen hatten die Frutigers, als sie vor zehn Jahren Wolfram Merkert zum General Manager des «Giardino» ernannten. So ziemlich alle hatten den jungen Mann aus Waldshut anfänglich arg unterschätzt. Heute ist der omnipräsente Vollblutgastgeber, der ein tolles Team um sich geschart hat, aus dem «Giardino» nicht mehr wegzudenken. Ebenso wenig wie Claudio Caser, der Concierge des Jahres 2019, ein von den Gästen geradezu verehrtes Universalgenie, das seit der Hoteleröffnung 1986 dabei ist.



Neu gestaltet wurde im Spa so gut wie alles. Geblieben ist die Qualität der Behandlungen. Unsere Testerinnen sind überzeugt, dass es in der Schweiz qualitativ kaum Besseres gibt. Daniela Frutiger rekrutiert die Mitarbeiterinnen persönlich zusammen mit ihrer langjährigen Spa-Managerin Cornelia Mittelstät, die das Team selbständig leitet. Federführend ist Daniela auch beim Thema Ayurveda. Die Angebote sind seit Jahren ein Renner. Testimonial, das Gesicht nach aussen, ist keine Geringere als die deutsche Schauspielerin Iris Berben.

Starkoch Fliegauf als Erfolgsgarant
Geradezu genial ist auch die Küche im «Giardino». Der Mann hinter dem durchschlagenden kulinarischen Erfolg ist Rolf Fliegauf, Koch des Jahres 2021. «Er ist eine wichtige Persönlichkeit für das ganze Unternehmen», weiss Philippe Frutiger. «Er entwickelt sich und sein Konzept laufend weiter, kocht nahe der Perfektion und ist als Vorbild und Inspiration für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr wegzudenken.» Nicht zuletzt generiert der mit zwei Michelin-Sternen geschmückte Starkoch auch zahlreiche Logiernächte. «Eine herausragende Küche ist immer noch eines der besten Markenzeichen für ein Spitzenhotel», sagt Frutiger.

In Ascona geniesst man Fliegaufs spektakuläre Krea-tionen in atemberaubendem Ambiente direkt am legendären Seerosenteich. Im Winter verlegt der sympathische Starkoch sein Restaurant Ecco nach St. Moritz-Champfèr ins Giardino Mountain, ein lockeres, lässiges Fünf-Sterne-Superior-Hotel für drei Generationen. Fürs Giardino Mountain hat man sich ein interessantes Konzept ausgedacht: Während der Winter ein Selbstläufer der sich im Sommer und zu saisonalen Randzeiten in ein Luxury Bed & Break-fast verwandelt. «Das konkurrenzlose Konzept findet einen riesigen Anklang», freut sich Frutiger. «Und es erlaubt uns, unsere Mitarbeitenden ganzjährig anzu-stellen und die beiden Häuser weitgehend mit einem Team zu betreiben.» Zur Giardino Group gehört auch das hochrentable Boutiquehotel Giardino Lago in Minusio, eine Art Villa mit toller Terrasse und begeisterter Stammkundschaft direkt am Lago Maggiore.



Ein paar Dämpfer gab es auch
Auch in der kleinen, feinen Giardino Group verlief freilich nicht ganz alles den Erwartungen und Vorstellungen entsprechend. Das luxuriöse Fünf-Sterne-Superior-Haus Atlantis by Giardino in Zürich etwa, ein Projekt, das zu Recht für tolle Schlag zeilen sorgte, musste aufgrund äusserer Um stände und Einflüsse aufgegeben werden. Das in den 70er-Jahren als Luxus-hotel erbaute Atlantis war während Jahrzehnten ein anderweitig genutztes, zunehmend verlotterndes Problemhaus. 2015 wurde es überraschend vom katarischen Scheich Khalifa bin Hamad Al Thani, der von 1972 bis 1995 regiert hatte, gekauft und während zweieinhalb Jahren total renoviert. Als er vor vier Jahren verstarb, wollten eine Vielzahl von Kindern seine Immobilien, Schiffe und Flugzeuge verkaufen.

Folglich wurde vor drei Jahren auch der Management-vertrag mit der Giardino Group aufgelöst.

Interessante Pläne hatte man auch in Grindelwald. Dem von der Giardino Group entwickelten Projekt eines Fünf-Sterne-Superior-Hotels gaben Branchenkenner zwar sehr gute Erfolgschancen, doch die Promotoren fanden einfach keine Investoren. Aufgrund der langen Verzögerungen, aber auch aus Reputationsgründen stieg die Giardino Group nach Ablauf der im Managementvertrag festgelegten Fristen aus dem Projekt aus. Die Promotoren redimensionierten danach das Bauvorhaben und eröffneten vor zwei Jahren das Vier-Sterne-Superior-Hotel Bergwelt Grindelwald, das sie heute höchst erfolgreich selbst betreiben.

Immer offen für neue Projekte
Mit ihren drei Hotels steht die Giardino Group heute in jeder Hinsicht sehr gut da. Gleichwohl hält man die Augen offen. «Sollte jemand mit einem spannenden Projekt an uns herantreten und ergäben sich Synergien mit unseren Betrieben, sind wir immer gesprächsbereit», sagt Philippe Frutiger. Zusammen mit Daniela führte er das «Giardino Mountain» im Winter auch mal selbst, aber eigentlich sind die beiden immer da, wo sie gerade gebraucht werden. Weil das Group Office seinen Sitz in Zürich hat, pendeln sie regelmässig zwischen Ascona, St. Moritz und Zürich. «Eigentlich sind wir Nomaden», sagt Frutiger.



Spannendes Nomadenleben
Spannend ist dieses Nomadenleben aber allemal. Mit ihrer Firma Giardino Services erarbeiten sie nämlich auch noch Konzepte für Investoren, unterstützen Hotels und Restaurants und kümmern sich gemeinsam um die Vermarktung, den Verkauf und Vertrieb der Marke Giardino. Philippe ist als Delegierter des Verwaltungsrates für Finanzen, Gastronomie und Ert ragsmanagement zuständig. Daniela ist als VR-Mitglied verantwortlich für die Spa-Konzepte, Design und Dekoration der Hotels, für das Erscheinungs- bild der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eigene Kosmetiklinie dipiù und die Accessoires der Marke Giardino.

Gefragt auch von den Grossen
Vor einem Jahr hat Urs Wietlisbach das in vielerlei Hinsicht renovationsbedürftige Aroser Luxushotel Kulm gekauft. Wietlisbach ist Mitgründer des auf Privatmarktanlagen spezialisierten Vermögensver-walters Partners Group und als solcher zum Selfmade-Multimilliardär geworden. An der neu gegründeten Gesellschaft zur Rettung des «Kulm» hat sich mit zwanzig Prozent auch Samih Sawiris, Retter von Andermatt, beteiligt. Es ist eine geballte Ladung von Geld und Know-how mit Seltenheitswert.

Noch wird die Gesamtsituation analysiert und verschiedene Optionen für das «Kulm» geprüft. «Ein stark besetzter, prominenter Verwaltungsrat wird die Strategie für die Zukunft festlegen», hat Wietlisbach dem «Hotelière» schon vor Wochen verraten. Philippe Frutiger ist Mitglied dieses illustren, hochkarätigen Gremiums. Der einstige Kochlehrling aus dem Berner Oberland ist endgültig zum Branchen-Schwergewicht geworden.
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1 Kommentar

Giardino Group
Die Erfolgsgeschichte liest sich interessant
Ich frage mich ob eine solche kleine aber feine
Group nicht eine
Senior Fachfrau wie mich
Sozusagen
Als. Influenzerin
Oder. ‘Geheimagentin’

Einsetzen könnte.

Ich bin seit Jahrzehnten auf Xing
Also mit CV nicht ajour
Aber das ist heute auch völlig unwichtig
Also gebe ich mal ein paar Group names für
Die ich im Laufe meiner beruflichen Karriere tätig war, an:
Hansen KG gmbh group (Auslandsbüro)
Commodore Group (Reception)
Europrogramme Group (presidential office)
Financial Management group (head office)
Real Estate Consulting (Ticino and border Italy properties)
So geht man also weiter mit einer
Kupfermedaglie des Schweizer Hotelier Vereins….Incl. Miss Ticino , Miss Erdbeere,
Chef de Reception,
Head Office Manager International Doctors association, (group no profit)
Etc etc
Lately obviously ( Senior Fachfrau )
I take it easy

Ceative arts and lifestyle orientiert
(Incl. Fine food & wine)
Ok das reicht ….
Sollte Sie eine Zusammenarbeit interessieren
Können wir gern einen Termin vereinbaren,
Vielleicht wenn Sie, Herr und Frau Frutinger,
Das nächste mal im Tessin sind.
Ich empfehle mich Ihren Group Investoren.

Mfg
W. D. Hamberger
6936 Cademario

Vor

Wera Hamberger

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