Nach fast zwei Jahrzehnten in der internationalen Spitzenhotellerie kehrte Simon Spiller vor fünf Jahren in die Schweiz zurück. Seither geht es mit dem «Eden Roc» in Ascona nur noch bergauf. Und es kommt noch besser.
Manchen wird das Gastgeber-Gen in die Wiege gelegt oder sie hatten ein Schlüsselerlebnis. Bei Simon Spiller, der in Kastanienbaum bei Luzern aufwuchs, kam beides zusammen. Seine Grosseltern führten ein Restaurant in der Ostschweiz. Der Grossvater kochte, die Grossmutter war für die Gäste da. Dass auch seine Mutter eine ebenso leidenschaftliche wie begnadete Gastgeberin war, hatte den kleinen Simon schon früh beeindruckt und beeinflusst. Eine wichtige Rolle spielte zudem ein Onkel, der lange Jahre Chef de Réception im St. Moritzer «Suvretta House» war. Dank ihm wurde die Familie Spiller vom damaligen Direktions-Ehepaar Müller einmal ins «Suvretta» zum Baden eingeladen. Ein absolutes Highlight für Klein-Simon: «Danach war für mich klar, mein Weg konnte mich nur in die Hotellerie führen.»
Start als Kochlehrling im Hotel Palace Luzern
Der Weg führte ihn über eine Kochlehre im nahen «Palace» an die Hotelfachschule Lausanne. Dann ging’s ab ins Ausland. Für Four Seasons war er in New York, Berlin, Austin/Texas, Vancouver und Dubai tätig, für Raffles und Fairmont in Dubai, Peking, Mekka und Kairo. Es folgten drei Jahre im «The Chedi Club Tanah Gajah» auf Bali und vier Jahre im Brenners Park-Hotel & Spa in Baden-Baden. Nach seinen Auslands-Aufenthalten erwarb er dann an der HEC Lausanne den Executive MBA Finance & Management.
Dann, vor fünf Jahren, kam der Ruf aus Ascona. Simon Spiller zögerte keinen Moment und zog nach achtzehn Auslandjahren mit seiner Frau Sonali und dem kleinen Sohn Alexander zurück in die Schweiz. Sonali hatte er am Oktoberfest im «Grand Hyatt» in Dubai kennengelernt. «Eine wunderbare Frau, ohne die es nicht gehen würde», sagt er. «Sie hält mir den Rücken frei und hat Verständnis, dass mein Arbeitstag oft ein wenig länger dauert.» Das «Eden Roc» hatte nach dem Abgang von Daniel J. Ziegler, der zu Gübelin in die Schmuckbranche wechselte, und Daniel Schälli, heute «Villa Orselina», schwierige Zeiten erlebt. Mit Simon Spiller kehrte wieder Ruhe ein. Und prompt holte sich das «Eden Roc» auch Platz eins unter den besten Ferienhotels der Schweiz zurück.
Der Vater als Vorbild
Unter der Eigentümerschaft wie unter den 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (im Winter sind es gegen 90) ist man sich einig, dass die Person Simon Spiller entscheidend war für die Wende. Denn mit seinem Führungsstil vermittelt und lebt er die Werte der Tschuggen Collection aus innerster Überzeugung. Respekt, Vertrauen, Wertschätzung und das Schaffen sowie Tolerieren von geistigem Freiraum für die Mitarbeiter stehen dabei ganz oben. Es sind Werte, die für alle vier Häuser der Tschuggen Collection gelten. Die Zusammenarbeit und vor allem der Austausch innerhalb der Tschuggen Collection liegt den Direktionen der vier Häuser am Herzen und bessert sich stetig. Neben den Direktionssitzungen alle drei Monate telefoniert man regelmässig, bespricht Themen wie den Austausch von Mitarbeitern und trifft sich auch mal an Anlässen. «Wir wollen ja alle den Erfolg und sitzen im selben Boot», sagt Spiller.
Taschengeld auf dem Bau aufgebessert
Auch der Führungsstil ist ihm gewissermassen in die Wiege gelegt worden. Oder, besser, er wurde ihm von seinem Vater vorgelebt. Der war Eigentümer einer KMU-Baufirma. «Rechtschaffenheit, grosses Engagement, soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, Ehrgeiz, Fairness und Optimismus haben ihn als Chef des Unternehmens ausgezeichnet», erinnert sich Simon Spiller, der während der Ferien jeweils auf dem Bau arbeitete und sein Sackgeld aufbesserte. Und weiter: «Er war früh am Morgen immer der Erste im Betrieb, kannte alle Mitarbeitenden beim Namen und begrüsste sie per Handschlag.» Sie seien das Kapital der Firma, man habe sich entsprechend um sie zu kümmern, hat der Vater dem Sohn eingetrichtert. Auch seine Jahre im Ausland haben Spiller viel gebracht. «Im Zentrum stand für mich immer, die Kultur und die Menschen im jeweiligen Land kennenzulernen und zu verstehen.»
Prägende Zeit bei Four Seasons
Als besonders prägend nennt er die Zeit bei Four Seasons um die Jahrtausendwende. Mit ihrem Fokus auf Servicequalität und Gästebedürfnisse, aber auch auf Schulung und Unterstützung der Mitarbeiter war Four Seasons damals die wohl beste Luxushotelgruppe der Welt. Als goldene Regel galt: «Behandle den Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Und er wird dasselbe tun.» Für Simon Spiller ist das zur Selbstverständlichkeit geworden. Viel mitgenommen hat er auch aus den vier Jahren im Brenners Park-Hotel & Spa, seiner letzten Station vor dem «Eden Roc». Insbesondere der ehemalige CEO Frank Marrenbach, mit dem er sehr eng zusammenarbeiten durfte, hat ihn beeindruckt: «Ein brillanter Hotelier und Visionär.»
Simon Spiller ist einer, der es wissen muss, wenn er die Schweizer Luxushotellerie als weltweit etwas vom Besten bezeichnet. «Es wurde und wird enorm viel in die Infrastruktur investiert», betont er. «Und dass die führenden Häuser von hervorragend ausgebildeten Persönlichkeiten mit internationaler Erfahrung geleitet werden, trägt das Ihre zur hohen Qualität bei.» Dazu komme, dass in den Betrieben viel Wert auf die Ausbildung der Lernenden und Mitarbeitenden gelegt werde. «Und dann haben wir in der Schweiz auch noch die besten Hotelfachschulen.»
Ein Luxushotel in Hochform
Derzeit präsentiert sich das ganzjährig geöffnete «Eden Roc» in absoluter Hochform, mit seinen vier unterschiedlichen Restaurants auch in kulinarischer Hinsicht. Im «La Brezza» hat sich Marco Campanella zwei Michelin-Sterne erkocht. Im «Eden Roc» geniesst man eine natürliche Sommerküche. Das «Eden Roc Marina» überzeugt mit seinem italienischen Angebot, das ebenso malerische wie romantische Bootshaus «La Casetta» ist bei schönem Wetter immer ausgebucht. Und das Luxusresort geht Schritt für Schritt weiter. Grossen Zuspruch findet derzeit das Moving-Mountains-Programm. Es erlaubt dem Gast, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, die Zeit im «Eden Roc» in vollen Zügen zu geniessen und überrascht mit einmaligen Erlebnissen in der unberührten Natur. «Solche Angebote sind heute in der Spitzenhotellerie unabdingbar und werden laufend weiter entwickelt», weiss Spiller.
Etwas Besonderes ist auch das eigene Museum Casa Epper gleich neben dem Hotel. In der früheren Wohn- und Wirkungsstätte des Expressionisten Ignaz Epper ist bis Ende Juli dieses Jahres die Riva-Ausstellung «Immagini del Momento» zu sehen. Bootsbauer Carlo Riva war es, der mit aussergewöhnlichem Design und italienischer Bellezza den Bootsbaubereich revolutionierte. Riva-Boote, Symbole eines eleganten Lebensstils in den 60er- und 70er-Jahren, waren bereits damals in berühmten Mittelmeerhäfen wie Portofino, aber auch auf dem Lago Maggiore unterwegs. Modelle wie Tritone und Aquarama stehen für den Inbegriff von Eleganz und Perfektion. Der Mythos Riva wird in der Casa Epper mit Fotos von Olaf Tamm lebendig; er hat die zeitlose Schönheit dieser Boote brillant eingefangen.
Grosse Pläne
Mit der Renovation des Stammhauses, des «Eden Roc 1» steht im Herbst ein ganz grosser Wurf an. Dank viel Glas wird das Gebäude ein neues Erscheinungsbild erhalten. Die Zimmer und Suiten mit dem einmaligen Blick auf den See sollen eine neue Leichtigkeit ausstrahlen und an Attraktivität noch gewinnen. Investiert wird auch in ein neues Energiekonzept, das dank der Nutzung natürlicher Temperaturunterschiede zwischen See- und Grundwasser eine CO2-neutrale Energieversorgung ermöglicht.
Direkt neben dem Hotel entsteht zudem ein neues Appartementhaus. Die Wohnungen, designt wie immer vom einheimischen Stararchitekten Carlo Rampazzi, sollen vermehrt Longstay-Gäste anziehen, die den Winter im Tessin verbringen. Da sieht man, zu Recht, noch allerhand Potenzial. Und im Wissen, dass man den besten Mitarbeitern auch die besten Wohnverhältnisse anbieten muss, wurden zwei Mitarbeiterhäuser soeben komplett renoviert. Ein weiteres wird im Herbst saniert.
Das Riesenglück mit den Eigentümern
Ohne engagierte Eigentümer im Rücken, die ihre Hotels in erster Linie aus Liebe halten, lassen sich derartige Brocken freilich kaum stemmen. Die Tschuggen Collection – und die Schweizer Hotellerie überhaupt – hat das Riesenglück, dass
die Nachkommen von Karl-Heinz und Hannelore Kipp ihre Freude an schönen Häusern geerbt haben. Tochter Ursula Bechtolsheimer-Kipp ist bei allen grösseren Investitionen und Veränderungen in den Hotels federführend und mit grosser Freude an vorderster Front dabei. Ihr Sohn Götz Bechtolsheimer funktioniert genauso. «Wir sind unendlich dankbar, dass wir auf Eigentümer zählen dürfen, die selbst leidenschaftliche Gastgeber sind», sagt Spiller.
Spillers persönlicher Luxus
In den vergangenen Jahren hat das «Eden Roc», nicht zuletzt wegen der Pandemie, sehr gut gearbeitet. «Aber es ist schon so, dass verschiedene Faktoren wie die Inflation oder die Löhne einen Einfluss auf die Kostenstruktur des Hotels haben», räumt Spiller ein. «Da müssen wir vorsichtig sein, um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.» Und doch sieht er mit viel Optimismus in die Zukunft: «Mit der letzten Umbauetappe machen wir einen weiteren grossen Schritt nach vorn. Und die atemberaubende Lage direkt am Lago Maggiore kann uns zum Glück ja sowieso keiner nehmen.»
Wie definiert jemand, der den grössten Teil seines bisherigen Lebens in Luxushotels verbracht hat, seinen persönlichen Luxus? Simon Spiller erinnert an einen Tag Anfang Juli vor fünf Jahren, kurz vor seinem Start im «Eden Roc». Er und sein damals fünfjähriger Sohn Alexander bestiegen ihre Fahrräder und fuhren hinauf ins Maggiatal. Dort, ganz weit hinten, entdeckten sie ein paar unglaublich schöne Plätzchen direkt am Fluss. Blauer Himmel, klares Wasser zum Baden und reine Bergluft – es war ein Erlebnis der besonderen Art für Vater und Sohn. Und abschliessend gab’s noch einen Abstecher ins Grotto. «Das», sagt Simon Spiller, «bedeutet für mich Luxus.»
3 Kommentare
Lieber Simon Spiller & Crew
Dieser Artikel ist eine Hommage an Sie, die Eigentümerschaft und die ganze Crew.
Luxus ist für jeden etwas Anderes. Was Sie im Eden Roc schaffen (mit Betonung auf “schaffen”) ist Begegnung, Verwöhnung und Exzellenz. Auch wenn 5 Sterne das Haus zieren, sind es die Gesten, Aufmerksamkeiten und das Ambiente, welches direkt beim Eintritt ins Haus spürbar ist. Sie kreiieren damit, kleine Inseln der Erholung ob für ein Weekend oder einen längeren Aufenthalt. Verbunden mit der Natur und Kultur vor Ort ist das Eden Roc ein Teil von Ascona und des Ticino mit Hingabe.
Für die langjährige Zusammenarbeit im Dienste des Schlafes Ihrer Gäste bin ich Ihnen von Herzen dankbar. Gregor Thaler, sleepgreen
Lieber Simon Spiller & Crew
Dieser Artikel ist eine Hommage an die Sie, die Eigentümerschaft und die ganze Crew.
Luxus ist für jeden etwas Anderes. Was Sie im Eden Roc schaffen (mit Betonung auf “schaffen”) ist Begegnung, Verwöhnung und Exzellenz. Auch wenn 5 Sterne das Haus zieren, sind es die Gesten, Aufmerksamkeiten und das Ambiente, welches direkt beim Eintritt ins Haus spürbar ist. Sie kreiieren damit, kleine Inseln der Erholung ob für ein Weekend oder einen längeren Aufenthalt. Verbunden mit der Natur und Kultur vor Ort ist das Eden Roc ein Teil von Ascona und des Ticino mit Hingabe.
Für die langjährige Zusammenarbeit im Dienste des Schlafes Ihrer Gäste bin ich Ihnen von Herzen.
Ist es auch allen im Land bekannt, woher die Eigentümer-Familie stammt?