Sie waren im vergleichsweise bescheidenen Hotel Hof Maran in Arosa, als sie vor 20 Jahren völlig überraschend den heiss begehrten Job im Luxushotel Castello del Sole in Ascona erhielten. Behutsam, unaufgeregt und souverän machten Simon und Gabriela Jenny aus dem einst recht steifen Sonnenschloss ein Ferienhotel der Superlative, das seinen Stil gleichwohl bewahrt hat.
Die Luxushotellerie von Ascona lässt sich an Qualität und Glamour nur mit jener von St. Moritz oder Gstaad vergleichen. In den 90er-Jahren war es Hans C. Leu, der mit seinem Albergo Giardino für Furore sorgte und es zum besten Ferienhotel der Schweiz machte. Fünf Jahre lang stand das Giardino an der Spitze der besten Ferienhotels im Land. Dann hörte Leu auf, das Giardino verlor Rang eins an das benachbarte Eden Roc. Dort hatte Selfmade-Milliardär Karl-Heinz Kipp seinen Palast am See mit über 100 Millionen Franken herausgeputzt und ihn weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Der Dritte im Bund der Traumherbergen von Ascona war das Castello del Sole. Das Sonnenschloss, an dem sich die Geister lange schieden.
Für die einen war es eine wunderbare Oase der Ruhe, für andere überaltert und langweilig. Ein Lachen falle dort unangenehm auf, wussten Lästermäuler. Eine makabre Legende besagt, an den frei gewordenen Fensterplätzen im Hotelrestaurant sei zu Beginn der Saison jeweils erkennbar gewesen, wie viele Stammgäste innert Jahresfrist das Zeitliche gesegnet hatten. Anspruch auf die frei gewordenen Tische hätten jeweils jene Gäste erhoben, die es in den Jahren davor schon bis in Reihe zwei geschafft hatten; es habe gar eine Warteliste existiert. Wie auch immer: Die Auslastung im Castello war in Ordnung. Die Besitzerin, Kunst und Musikmäzenin Hortense Anda-Bührle, war zufrieden. Die Frau, die einst die reichste der Schweiz war, wollte keine Veränderungen.
Eines Tages freilich wären die Stammgäste aus biologischen Gründen weggeblieben. Der Zeitpunkt für einen Neustart war deshalb ideal, als Castello-Direktor Bruno Kilchenmann vor 20 Jahren in Pension ging. Rund 70 Personen aus ganz Europa bewarben sich für den Posten, darunter auch prominente Namen. Das Staunen war entsprechend gross, als Simon Jenny und seine Frau Gabriela das Rennen machten. Ausgerechnet zwei, die den vergleichsweise bescheidenen Hof Maran geleitet hatten. Ein 4-Stern-Haus oberhalb von Arosa, das hauptsächlich von Wanderern, Hündelern und Jassern lebte. Und wo sich mit Einbruch der Dämmerung Fuchs und Haase gute Nacht sagten.
1 | Auf den neuen, exklusiven Strandmöbeln, Lounges und Liegen lässt sich träumen wie im tiefsten Süden. 2 | Der exklusive Privatstrand La Piagga aus der Vogelperspektive. 3 | Direkt am Wasser, die Füsse im Sand und die warme Sonne auf der Haut.
Doch die Wahl erwies sich als goldrichtig. «Wir gerieten in eine andere Welt», erinnern sich die Jennys – und taten genau das, was getan werden musste. Sie schauten sich die neue Welt in Ruhe an und begannen, diese behutsam zu verändern. Zuerst entfernten sie die Verbotstafeln, die an jeder zweiten Ecke standen, stellten ein neues, hoch motiviertes Team zusam- men – und nicht zuletzt entdeckten sie den «vergessenen» Privatstrand. Obwohl der See nur durch den prächtigen, hoteleigenen Park mit uralten Bäumen vom Hotelkomplex getrennt ist, wurde der Beach kaum wahrgenommen. Das ist umso erstaunlicher, als es sich um einen naturbelassenen, umwerfend schönen und breiten Sandstrand inmitten von subtropischer Vegetation handelt. Gesäumt von mannshohem Schilf und belebt von Schwänen, Enten, Vögeln und allem, was da so kreucht und fleucht.
Heute ist der Privatstrand La Piagga ein malerisches Refugium mit der Aura der Einzigartigkeit. Idyllisch, charmant, natürlich, lieblich, einfach atemberaubend schön. Im Sommer lässt sich in den neuen, exklusiven Strandmöbeln, Lounges und Liegen träumen wie im tiefsten Süden, mit einem Drink aus der Snack Bar La Spiagga in der Hand sowieso. Und hat man das süsse Dolcefarniente mal satt, lassen sich mit dem Kanu, dem Paddel, dem Pedalo oder dem Motorboot die örtlichen Gewässer erkunden. Die eigenen Instruktoren Samuele und Franco sind Wassersport-Spezialisten, die auch Anfängern und Kindern den Spass auf dem Wasser vermitteln.
Im «Karl Wild Hotelrating Schweiz», das für die Branche massgeblich ist, steht das Castello del Sole zum vierten Mal in Folge an der Spitze der besten Ferienhotels im Land. Das erstaunt deshalb kaum, weil das Resort eine ganze Palette unschlagbarer Trümpfe ausspielen kann. So werden auf dem 150 Hektar grossen eigenen Landwirtschaftsbetrieb Terreni alla Maggia Reis, Hartweizen und Mais angebaut. Im feinen Shop auf dem Bauerngut, nur wenige Schritte vom Hotel entfernt, werden Risotto, Polenta, Mehle, Gewürze, Honig und vieles mehr angeboten. Aber auch Bier, Whisky, Gin und Grappa. Alles aus eigener Produktion. Und dann natürlich der Wein: Auf einer Fläche von 10,5 Hektaren wird eine repräsentative Auswahl an Weinen angebaut, die die Terreni alla Maggia unter die 150 besten Schweizer Winzer gebracht hat.
Nachdem Hortense Anda-Bührle vor einigen Jahren verstarb, übernahm Sohn Gratian Anda auch das Hotelgeschäft der Familie. Anda gründete den Living Circle und ernannte mit Jürg Schmid, dem früheren Chef von Schweiz Tourismus, eine Branchenikone zum VR-Präsidenten. Unter dem Dach des kleinen, feinen Living Circle sind neben dem Castello unter anderem die 5-Stern-Häuser Storchen und Widder in Zürich sowie das Alex Lake Zürich in Thalwil zusammengefasst. Und Anda sorgte gleich für einen weiteren Ruck im Castello: 1000 Meter über dem Lago Maggiore kaufte er das Rustico del Sole, ein Anwesen zwischen Himmel und Erde mit spektakulärer Aussicht aufs Tal, einen ungemein romantischen Fleck für exklusive Momente im Freundeskreis. Das kleine Paradies erreicht man direkt vom Hotel-Heliport des Castello mit einem tollen Helikopterflug über die wilde Verzasca-Schlucht. Für den Private Lunch im Rustico ist dann das Team von Starkoch Mattias Roock zuständig.
1 | Zeitlos eleganter Einrichtungsstil trifft auf Wohlfühlatmosphäre. 2 | Das Superior Double Room mit Balkon ist eines der 37 Doppel- und Einzelzimmer. 3 | Hier nicht nur erlaubt, sondern erwünscht: «Il dolce far niente.» 4 & 5 | In den Restaurants sorgt Sternekoch Mattias Roock für Glücksmomente.
Am Abend wirkt Roock wieder in seiner berühmten Locanda Barbarossa im Castello. Dort hatte zuvor Othmar Schlegel einen Michelin-Stern erkocht, und als er vor gut fünf Jahren in Pension ging, wurde Roock sein Nachfolger. Es war ein Lottosechser. Der junge Hamburger mit Leidenschaft für die mediterrane Küche beliess die Klassiker seines Vorgängers klugerweise auf der Karte, erweiterte diese mit neuen, geschmacklich glattweg fantastischen Kreationen und erhielt ebenfalls den Michelin-Stern. 2018 wurde der hochbegabte, bescheidene Künstler am Herd bereits als Schweizer Koch des Jahres ausgezeichnet. Und die Begeisterung der Gäste in der Locanda Barbarossa steigt bis heute von Jahr zu Jahr.
Auch die Belegung des Hotels ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Daran sind Simon und Gabriela Jenny massgeblich beteiligt. Mit einer unglaublichen Zuverlässigkeit, Zähigkeit und Unaufgeregtheit schafften sie es, das Haus trotz vielen Veränderungen und Anpassungen an die Zeit in jeder Hinsicht stets auf höchstem Niveau zu halten und es mit klaren Vorstellungen in die Zukunft zu führen. Wobei das Castello eigentlich kein Haus ist, sondern ein wunderbarer Komplex mit einem grossen Weiterentwicklungspotenzial. Dass die Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft sind, weiss Gratian Anda, der die Liebe zu den Hotels von seiner Mutter geerbt hat, sehr genau. Seine Zukunftspläne benötigen noch etwas Zeit, aber sie haben es in sich. Allein schon die vorgesehene neue Zufahrt durch den hoteleigenen Landwirtschaftsbetrieb dürfte zum Erlebnis werden. Derart eindrücklich präsentieren sich nur die Zufahrten zu den schönsten Weingütern in Südafrika.
Man wird noch einiges hören vom Castello del Sole. Und auch vom Living Circle. Dieser hat sich vor Kurzem mit der Caminada Group des weltberühmten Starkochs Andreas Caminada zusammengetan. Malt man sich aus, welche Synergien sich aus dieser Kooperation ergeben, bleibt nur ein Fazit: Der Deal ist ein Geniestreich.
Living Circle und Caminada Group: die Traumhochzeit des Jahres
Ende März gaben die Caminada Group und The Living Circle ihre neue Zusammenarbeit bekannt. Es ist die Traumhochzeit des Jahres in der Branche. Gemeinsam erwarben Andreas Caminada und Gratian Anda von der Heinrich-Schwendener-Stiftung die von der Caminada Group betriebenen Liegenschaften im bündnerischen Fürstenau und gründete dazu die Schloss Schauenstein AG mit Sitz in Fürstenau. Durch den angekündigten Immobilienkauf entsteht die perfekte Zukunftslösung für Fürstenau. Die Partner streben eine Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen an und bauen den Standort Fürstenau aus.
Neben dem Kauf der Immobilien in Fürstenau erwirbt der Living Circle von Gratian Anda auch eine Minderheitsbeteiligung an der Betriebsgesellschaft Caminada Group AG. Der Verwaltungsrat der Caminada Group AG setzt sich neu aus Sarah Caminada, Andreas Caminada, Jürg Schmid und Gratian Anda zusammen. Andreas Caminada: «Wir bewirtschaften das Schloss Schauenstein als Pächter seit 2003 und haben über die Jahre erfolgreiche und nachhaltige Konzepte für die Nutzung der umliegenden historischen Gebäude entwickelt. Unsere Energie und Leidenschaft für Fürstenau haben sich für uns immer wie etwas Eigenes angefühlt.» Der selbstständige Spitzengastronom verrät, dass er nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten der heutigen Vermieterin aktiv auf The Living Circle zugegangen sei. «Ich freue mich sehr, dass durch den Kauf nun tatsächliches Eigentum an den von uns betriebenen Liegenschaften entsteht und wir heute gemeinsam mit The Living Circle eine neue
Zukunft am Standort Graubünden ankünden dürfen.»
In Fürstenau betreibt die Caminada Group das mit drei Michelin-Sternen dekorierte Restaurant im Boutique Hotel Schloss Schauenstein, das vegetarische Fine-Dining-Restaurant Oz sowie das Bündner Gasthaus Casa Caminada mit Restaurant, Zimmern und Bäckerei. Fürstenau ist durch den Erfolg von Andreas Caminada, der zu den weltbesten Köchen zählt, berühmt geworden als Ort für höchste Gastgeberkultur und besondere Genusserlebnisse. Mit Blick auf die neue Partnerschaft unterstreicht Caminada das grosse Potenzial der Allianz: «Mit The Living Circle gewinnen wir einen starken Partner, der in seinen Hotels und seinem Gastronomieangebot auf Spitzenqualität, regionale Verankerung und Produkte aus der eigenen Landwirtschaft setzt. Das passt perfekt zu unseren Maximen und gibt uns gleichzeitig zusätzlichen unternehmerischen Spielraum.»
Die Caminada Group
Fortan bündelt die neu gegründete Caminada Group alle Unternehmungen von Andreas und Sarah Caminada. Die Caminada Group mit Unternehmenssitz in Fürstenau hat ihren Ursprung in der 2003 von Andreas Caminada gegründeten und stetig weiterentwickelten Genuss-Werkstatt. Zur Caminada Group gehört neben dem Schloss Schauenstein, dem Fine-Dining-Restaurant Oz und dem Bündner Gasthaus Casa Caminada auch das Atelier Andreas Caminada zum Vertrieb von Eigenerzeugnissen. Dazu kommt die 2015 von Andreas und Sarah Caminada gemeinsam gegründete AC Lizenz AG mit aktuellen Lizenznehmern für Igniv-Konzeptrestaurants in St. Moritz, Zürich, Bad Ragaz und Bangkok. Im Besitz der Caminada Group befindet sich seit 2022 auch die Mammertsberg Gastro AG, die das Hotel und Restaurant Mammertsberg mit geplanter Wiedereröffnung im September 2022 im thurgauischen Freidorf betreibt.
The Living Circle Group
Die Gruppe setzt sich aus vier Hotels, drei landwirtschaftlichen Betrieben, einem Restaurant sowie einem Rustico zusammen. Dies sind das Castello del Sole in Ascona, das Widder Hotel und der Storchen in Zürich sowie das Alex Lake Zürich in Thalwil. Dazu kommen das Restaurant Buech in Herrliberg, das Rustico del Sole in Ascona und die Landwirtschaftsbetriebe Schlattgut in Herrliberg, die Terreni alla Maggia in Ascona und das Château de Raymontpierre in Vermes. The Living Circle Group befindet sich im Besitz der Familie von Gratian Anda.