Das «Victoria-Jungfrau» ist auf dem Weg zum Ferienresort

Das «Victoria-Jungfrau» ist auf dem Weg zum Ferienresort

Sie haben das «Victoria-Jungfrau» vor fünf Jahren übernommen. Was haben Sie vorgefunden?
Ein wunderschönes Haus mit viel Potenzial und viele motivierte Mitarbeiter. Da sich die Grande Dame der Schweizer Hotellerie in den Jahren zuvor sehr stark auf den Gruppentourismus ausgerichtet hatte, galt es, den Fokus wieder vermehrt auf den Individualgast zu legen. Das ist uns im Lauf der Jahre auch sehr gut gelungen und hat zu einer Verschiebung in den Gästesegmenten geführt.

Kurz nach Ihrem Start kam die Pandemie. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Wenn man aufgrund äusserer Umstände einen sehr gut funktionierenden Betrieb vorübergehend schliessen und sozusagen die Lichter löschen muss, ist das keine einfache Situation. Nicht nur war es für uns alle unmöglich, Gäste zu verwöhnen, sondern es kam auch die Ungewissheit über die Zukunft dazu und die Verantwortung für ein Team von rund dreihundert Mitarbeitern. Dass wir gut durch diese Zeit gekommen sind, lag auch am grossen Rückhalt und der Unterstützung durch unsere Hotelgruppe. Weil wir als Team in den Abläufen und der Zusammenarbeit so gefestigt waren, konnten wir den operativen Betrieb rasch wieder aufnehmen, nachdem die Behörden grünes Licht gegeben hatten.

Wie lange dauerte die Erholungsphase?
Nicht lange. Der Normalzustand trat rasch wieder ein, aber in etwas veränderter Form. Nachdem wir uns vor der Pandemie stark auf internationale Gäste fokussiert hatten, stand zuerst einmal der Schweizer Gast im Mittelpunkt. Wir haben unsere Angebote angepasst und bauten unter anderem unseren Kid’s Club. So konnten wir Familien ansprechen, die nach der Pandemie noch nicht ins Ausland reisen wollten.

Ist man heute auslastungsmässig wieder auf dem Stand von 2019?
Wir haben das Niveau vor der Pandemie nicht nur erreicht, sondern sogar deutlich übertroffen.

Aus welchen Nationen sind die Gäste zuerstzurückgekommen?
Nach und nach erholten sich die europäischen Nahmärkte, aber auch die Golfstaaten und die USA kamen rasch wieder in Fahrt. Zudem ist die Nachfrage aus Asien wieder gross. Einzig der chinesische Markt hat noch nicht das frühere Niveau erreicht. Dort gibt es noch verschiedene Probleme, unter anderem im Visabereich.

Was ist im «Victoria-Jungfrau» nach der Pandemie neu geworden?
Neben der Renovation von insgesamt 120 Zimmern konnten wir wohl einen der schönsten Kid’s Clubs der Schweiz eröffnen, der grossen Anklang findet. Auch ist es uns gelungen, mit dem neuen Restaurant Radius by Stefan Beer das Fine Dining im Hotel auf eine neue Stufe zu heben und erstmals in der Geschichte des Hauses einen Michelin-Stern zu erhalten. Im Sommer dieses Jahres konnten wir zudem unseren Aussenpool eröffnen und so unsere Angebotspalette auf dem Weg in Richtung Ferienresort erweitern.

Ist das Hotel heute da, wo man es haben will, oder gibt es weitere Pläne?
Die Entwicklung des Hotels ist sicher noch nicht abgeschlossen. Wir arbeiten nach wie vor daran, das «Victoria-Jungfrau» verstärkt als wunderschönes Ferienresort zu positionieren.

Haben Sie das «Chenot Palace» in Weggis, Ihr früheres «Park Hotel Weggis», je besucht?
Ich hatte das grosse Glück, das einst ziemlich renovationsbedürftige «Park Hotel Weggis» zusammen mit dem damals neuen Besitzer Martin Denz nach und nach total umbauen und neu positionieren zu dürfen. Das «Park» war letztlich ein wunderschönes Fünf-Sterne-Superior-Hotel, wir waren Mitglied bei Relais & Château und bei den Swiss Deluxe Hotels. Unser Restaurant Annex erhielt einen Michelin-Stern, und wir hatten damals die wohl beste Weinkarte der Schweiz mit gut 2600 Positionen. Das Hotel hatte sechs private Spa-Cottages, eine spezielle Eventhalle, eine tolle Bar am See und schon vor zwanzig Jahren einen Solar-Katamaran auf dem See. Wir waren Vorreiterin vielen Bereichen. So möchte ich auch alles in Erinnerung behalten.

Dann waren Sie also nie im «Chenot Palace»?
Nach dem Verkauf hat sich das Haus komplett verändert. Ich habe es nach meinem Weggang nie besucht und habe das auch nicht vor.

Sie haben das Pensionsalter erreicht. Wie viele Jahre hängen Sie noch an?
Ich habe nach wie vor enormen Spass an meiner Arbeit, aber es ist wichtig, sich zum richtigen Zeitpunkt aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Das ist für Sommer 2024 vorgesehen.

Peter Kämpfer
Vor rund 25 Jahren übernahm Peter Kämpfer das «Park Hotel Weggis».
Aus dem damaligen Vier-Sterne-Haus wurde dank gewaltigen Investitionen
eines der besten und bestgeführten Fünf-Sterne-Superior-Hotels der
Schweiz. Im Sommer 2017 wurde die Perle am Vierwaldstättersee verkauft
und geschlossen. Das Konzept wurde geändert, und damit lief auch die
Zeit von Peter Kämpfer ab. Er gönnte sich erst einmal Ferien, trieb viel Sport
und hatte einige Projekte am Laufen. Mit der Zeit aber kam Langeweile
auf. Die Hotellerie fehlte ihm, und zur Ruhe setzen wollte er sich schon gar
nicht. Dann ging alles sehr schnell. Das «Victoria-Jungfrau» suchte 2018
eine neue Führung, Peter Kämpfer bekam den Zuschlag. Seine Rückkehr in
die Tophotellerie war das Comeback des Jahres.
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