«Der anspruchsvollste Gast im Guarda Val bin ich»

Cornelia Gantner

In jungen Jahren zogen Cornelia und Alfred Gantner zusammen in die USA. Sie studierte Journalismus, er Finanzwissenschaften. Zurück in der Schweiz, gründete Alfred Gantner zusammen mit Urs Wietlisbach und Marcel Erni die Partners Group, einen auf Privatmarktanlagen spezialisierten Vermögensverwalter. Die drei schrieben in der Folge eine der tollsten Erfolgsgeschichten der Schweizer Finanzindustrie. Das Vermögen der drei Partner wird heute auf je zwei bis drei Milliarden Franken geschätzt. Nach dem Erwerb des Guarda Val war Cornelia Gantner die treibende Kraft bei der Konzeptentwicklung für das komplett renovierte und vergrösserte Hotel. Danach widmete sie sich verstärkt neuen Aufgaben. Mit dem vielbe achteten Dokumentarfilm «That Girl» verschaffte sich die fünffache Mutter 2020 einen famosen Namen als Regisseurin und Produzentin. Über die eigene Stiftung Second Mile unterstützt sie gemeinsam mit ihrem Mann seit fünfundzwanzig Jahren die humanitäre Arbeit im Bereich Bildung und Gesundheit. Dazu kam als Fortsetzung der Filmarbeit die Stiftung Be That Girl, die sich für mehr Selbstbestimmung im Leben junger Frauen in Afrika und Indien engagiert. Jetzt ist Cornelia Gantner wieder federführend bei der Erneuerung des Guarda Val und dessen konzeptioneller Ausrichtung auf die Zukunft.

Vor fünfzehn Jahren haben Sie das marode Hotel Guarda Val in Lenzerheide-Sporz in eines der besten Vier-Sterne-Superior-Ferienhotels der Schweiz verwandelt. Was waren ursprünglich die Beweggründe für den Kauf?
Wir waren damals auf der Suche nach ei -nem Ferienhaus für unsere Grossfamilie. Ein Hotel zu kaufen, war nicht der Plan. Als mein Mann und ich aber hörten, dass aus dem Guarda Val Ferienwohnungen werden sollten, waren wir fest entschlossen, dies zu verhindern. Sporz drohte, ein Maiensäss mit meist geschlossenen Fensterläden zu werden. Durch das Hotel ist es ein lebendiger Ort geblieben, wo Menschen aus nah und fern 365 Tage lang die Schönheit und Ruhe der Bündner Berge geniessen und sich kulinarisch verwöhnen lassen können.

Haben Sie nie bereut, sich in der Hotellerie engagiert zu haben?
Nein. Ich habe das Glück, dass unsere Vision und unser entwickeltes Konzept fürs Guarda Val sich als realistisch und machbar herausgestellt haben. Das Hotel hat mir nie schlaflose Nächte bereitet. Im Gegenteil: Zu sehen, wie viele Leute sich am Guarda Val erfreuen, macht mich glücklich.

Standen Sie auch mal vor Herausforderungen, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?
Eigentlich nicht. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir seit Jahren das Privileg einer motivierten, sehr engagierten Direktion haben. Es kommt immer mal wieder vor, dass man um die Ecke denken und handeln muss, aber das macht die Arbeit in der Hotellerie auch spannend.

Wie zufrieden sind Sie mit der Auslastung des Hotels?
Wir erfreuen uns einer breiten, treuen Stammkundschaft. Nebst Individualgästen sind darunter auch zahlreiche Unternehmungen, die seit Jahren für Seminare, Workshops und Offsite-Meetings zu uns kommen.

Steht das Guarda Val heute so da, wie Sie es sich immer gewünscht hatten?
Die Einzigartigkeit des Hotels als Maiensäss mit elf historischen Gebäuden macht immer noch Freude. Herzliche, familiäre Gastfreundschaft ist zum zuverlässigen Markenzeichen des Guarda Val geworden. Diese Vision war im Rahmen der Neupositionierung des Hauses vor fünfzehn Jahren entstanden, und ich ziehe den Hut vor unserem Team, das diese Kultur tagtäglich lebt!

Jetzt wird das Hotel mit zwei Millionen für die Zukunft fit gemacht. Worauf werden bei der Renovation die Schwerpunkte gelegt?
Das Guarda Val ist ein Maiensäss. Das ist und bleibt unsere Identität. Wir bleiben uns und dem Ort treu. Die Renovation aller fünfzig Zimmer sowie der Seminarräumlichkeiten lässt das Guarda Val in frischem Glanz erstrahlen und beinhaltet kleine Anpassungen, die dem Gast den Komfort bieten, der heute erwartet wird.

Welche Pläne haben Sie noch mit dem Hotel?
Im Rahmen unseres Limitless-Konzepts laden wir unsere Gäste ein, die grossen und kleinen Wunder der Natur in und um Sporz zu entdecken. Dazu gehört auch das Erlebnis des Kochens über dem Feuer in unserer Outdoorküche Fö. Die Ideen gehen uns noch lange nicht aus.

Was kann man in einem einzig- artigen Hotel wie dem Guarda Val noch verbessern?
Unsere Mitarbeitenden wissen, dass ich der anspruchsvollste Gast bin. Das grosse Ganze ist die Summe unzähliger Details, die aufeinander abgestimmt sein wollen. Meine Liste der kleinen und grösseren Optimierungen ist lang. Denn: Wer rastet, der rostet.

Bislang haben Sie wohl fünfzig Millionen Franken ins Guarda Val investiert?
Die Schätzung ist nicht schlecht. Seit wir das Guarda Val vor fünfzehn Jahren komplett neu aufgegleist haben, trägt das Hotel alle laufenden Kosten inklusive Investitionen selbst. Das entspricht unserem ursprünglichen Businessplan und ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass wir damals mit mehr Betten und neuen Seminarräumlichkeiten die Kapazität des Hauses wesentlich ausgebaut haben.

Es ist ausgesprochen schwierig, gute Köche zu finden. Wie sind Sie auf Paul Berberich gekommen, der im Basler «Les Trois Rois» Sous-Chef des Drei-Sterne-Kochs Peter Knogl war?
Das Guarda Val bietet ein spannendes Wirkungsfeld für einen kreativen, ehrgeizigen jungen Mann. Wir sind begeistert, wie Paul Berberich unseren Wunsch nach einer dem Maiensässgedanken angelehnten Küche umsetzt.

Wie wichtig ist Ihnen eine gute Küche im Guarda Val?
Einzigartige, unverkennbare kulinarische Erlebnisse sind ein Grundpfeiler unseres Erfolgs als Vier-Sterne-Superior-Hotel in den Bergen. Das Angebot wird nicht nur von Hotelgästen, sondern auch von der lokalen Bevölkerung sowie den zahlreichen Ferienwohnungsbesitzern der Region geschätzt.

Beschäftigen Sie sich derzeit mit neuen Projekten?
Sehr gerne würde ich ein Familien- und Gruppenferienhaus mit vielleicht 120 Betten bauen. Freundlich, innovativ, modular und an schöner Lage. Ein Ort für fröhliches, unkompliziertes, inspirierendes Zusammen sein. Die Idee ist relativ jung, die Vision muss noch geschärft werden. Der-zeit sehe und höre ich mich nach einer geeigneten Liegenschaft oder einem Grundstück um.

Hat es Sie überrascht, dass Urs Wietlisbach, Partner Ihres Mannes bei der Partners Group, mit dem Kulm in Arosa ebenfalls in die Hotellerie ein-gestiegen ist?
Nein. Urs hat bereits mit dem – wie ich finde äusserst gelungenen – Neubau des Berggasthauses AlpArosa sein Interesse für die Branche bekundet.

Welches Schweizer Ferienhotel bzw. Stadthotel bevorzugen Sie?
Ferienhotel: das Castello del Sole in Ascona. Stadt hotel: Widder Hotel in Zürich.

 

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