Die Frau, die aus der Wärme kam

Polina Lazarou ist vermutlich die einzige Hotelchefin in der Schweiz mit zypriotischen Wurzeln. Im Hard Rock Hotel in Davos hat sie sich sofort eingelebt.



Als Polina Lazarou in klirrend kalten Winternächten vom Hard Rock Hotel durch Eis und Schnee zu ihrer Wohnung stapfte, fühlte sie sich keineswegs im falschen Film. «Ich liebe die Schweiz, Graubünden und Davos», sagt die General Managerin, «mehr als eine Woche brauchte ich nicht, um mich hier zurechtzufinden.» 

Dabei gehören in Polinas Heimat Wärme, Strand und Meer zum Alltag. Die in Nikosia aufgewachsene Zypriotin war vor ihrem Engagement im Landwassertal ausschliesslich in mediterranen Gefilden tätig – auf ihrer Heimatinsel, in Athen und auf Kreta. Auf Zypern führte sie fünf Jahre das Casale Panajiotis, ein Resort im Trodoos-Gebirge, das ein ganzes, restauriertes Dorf belegt. «Ein sehr spannendes Konzept», erinnert sich Polina. Später lernte sie als Project Managerin im Wyndham-Grand-Crete-Mirabello in Agios Nikolaos die Segnungen des Massentourismus kennen. «Wir bewirtschafteten 450 Zimmer, Apartments und Bungalows», so Polina.

Wiedersehen mit Graubünden
Doch auch die Alpen sind für die wohl einzige Hoteldirektorin der Schweiz mit zypriotischen Wurzeln durchaus vertrautes Terrain. «Ich habe einst an der Hotelfachschule Passugg studiert. In der Region um Chur fühlte ich mich damals so wohl, dass ich nicht lange überlegen musste, als das Angebot von Hard Rock kam, das Haus in Davos zu übernehmen.» Seit September 2023 führt sie nun das Hotel mit Live-Musik und DJs, dem Rock Spa und interessanten Meeting- und Eventräumlichkeiten, darunter eine ehemalige Kapelle.

Die erste Wintersaison lief gut. Die Hard-Rock-Chefin war beeindruckt vom Aufwand, der rund um den Goldesel WEF betrieben wurde, aber Polina Lazarou ruht sich nie auf den Lorbeeren aus. «Ich stehe um halb sechs Uhr morgens auf und bin erst um Mitternacht wieder zu Hause. Das Wort ‹Job› mag ich nicht. Es ist doch ein Privileg, als Hotel-General-Managerin arbeiten zu dürfen.» 

Sie sagt, sie stecke sich im Leben immer Ziele, wolle stets weiterkommen. Das möchte sie auch dem Stamm von 75 Hotelmitarbeitenden vermitteln: «Ich bin eine glühende Befürworterin des Teamgedankens. Man ist nur stark im Verbund mit andern.» In der Saison ist sie fast pausenlos im Hotel unterwegs: hier ein Meeting, dort ein Schwatz mit Gästen, hier ein Check, dort ein Call mit dem Management der Hard Rock Hotels in Florida oder im Vereinigten Königreich. Das Davoser Haus beherbergt 74 Zimmer und Suiten und 15 Apartments. Sie wurden, wie jene 17, die derzeit in einem Nachbargebäude entstehen, an Private verkauft und vom Hotel zurückgemietet.

Ein wesentlicher Teil ihrer Aufgaben, sagt die Hard-Rock-Chefin, sei es, sich um ihre Crew zu kümmern: «Es ist ein sehr internationales Team. Ich möchte, dass meine Leute in Davos glücklich werden.»



Bald Schlagzeugerin in der Hard-­Rock-Band?
Die eigene Hard-Rock-Band krönt den Teamspirit: «Bis jetzt machen fünf Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Abteilungen mit», sagt Polina. «Ich selbst werde auch einsteigen und lerne gerade Schlagzeug.» In der Zwischensaison trat die Formation in anderen Hard Rock Hotels auf. Sechs Standorte gibt es in Europa, neben Davos noch Dublin und vier in Spanien.»

Hard Rock ist ein sehr starker Brand – das ist auf dem globalen Markt sicher hilfreich», findet Polina Lazarou. Aber sie setzt sich das Ziel, noch mehr internationale Kundschaft in die höchstgelegene Stadt Europas zu holen. Zuletzt war sie auf Promotionstour in China, in den USA, in Grossbritannien und Deutschland. «Wenn immer möglich, spannen wir mit den ­lokalen und regionalen Tourismusorganisationen zusammen», sagt die General Managerin, «es geht ja nicht nur ums Hotel, wir wollen auch unsere Destination vermarkten.» Für Davos kennt sie nur Lob: «Wo gibt es sonst ein derart komplettes Angebot: von der ausgezeichneten Hotellerie über die Konferenz- und Sportmöglichkeiten bis zu einer grossartigen Natur?» Für eben diese Natur fand die Hard-Rock-Chefin bis jetzt zu wenig Zeit: «Nächsten Winter werde ich Ski fahren gehen», verspricht sie. Und noch ein anderes persönliches Ziel nennt sie dem Jour­nalisten: «Wenn wir uns wieder treffen, unterhalten wir uns nicht mehr auf Englisch. Bis dann kann ich mich auf Deutsch verständigen.»

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