Ehrenpreis der Deutschen Reisejournalisten für «Hotelière»-Autor Christoph Ammann

Unser geschätzter, blinder Kollege Christoph Ammann, Hotel-Experte und Reisejournalist, erhält als erster Schweizer den Ehrenpreis der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ). Der Ehrenpreis 2024 wird für «hervorragende ­Leistungen im ­Tourismus» vergeben. 

Christoph Ammann zählt zu den erfahrensten Reisejournalisten im deutschsprachigen Raum. Was ihn von seinen Kollegen unterscheidet, ist jedoch nicht nur sein Können, sondern auch die Tatsache, dass er seinen Beruf seit 2011 aufgrund einer Erbkrankheit ohne Augenlicht meistert. Indem er alle seine ihm verbliebenen Sinne verstärkt einsetzt, gelingt es ihm dabei, einen neuen Zugang zum Reisejournalismus zu finden. Marina Noble, die Ammann für den Preis vorgeschlagen hatte, sagt über die Vergabe des Ehrenpreises: «Wir ehren das Lebenswerk einer Persönlichkeit aus unseren Reihen, die wirklich Besonderes erbracht hat.» Die Organisatorin des VDRJ-Ehrenpreises bekundet: «Christoph Ammann hat nicht nur sein Schicksal auf bewundernswerte Weise gemeistert, sondern hat aus seinem Handicap sogar Vorteile für seine journalistische Arbeit gezogen. Indem er seine Sinne anders einsetzt, hat er seinem Reisejournalismus eine neue Prägung gegeben. Er sagt selbst, dass er hintergründiger und kritischer geworden sei.» Der Vorsitzende der VDRJ, Martin Wein, ergänzt: «Unser geschätzter Schweizer Kollege Christoph ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Menschen mit Handicap selbstbestimmt leben, arbeiten und Barrieren überwinden können. Er macht Mut, dass Inklusion gelingen kann.»

Neue Hotelkonzepte und Führungsfrauen
Das Fachmagazin Hotelière und seine Leserschaft können seit gut einem Jahr Christoph Ammanns Leseperlen geniessen. In seinen Berichten legt der Reisejournalist jeweils einen Fokus auf neue Hotel-Konzepte und exklusive Porträts von Frauen, die in Hotels Führungspositionen innehalten. 

Zur Würdigung von Christoph Ammanns Arbeit durch die VDRJ kann man nur sagen: Da hat der richtige Preis den richtigen Empfänger gefunden. Der Weber Verlag und die «Hotelière»-Redaktion gratulieren herzlich zu dieser hervorragenden Auszeichnung und grossen Ehre, die der Preis der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten für das Jahr 2024 darstellt. Die grösste Freude aber ist, dass wir Ammann als kompetenten und inspirierenden Kollegen und Autor im «Hotelière»-Team wissen – auch in Zukunft.

Blinder Seher
Gewöhnliche Journalisten können kaum ermessen, was Christoph Ammann ohne Augenlicht für jeden seiner Beiträge leisten muss. Doch Ammann meistert nicht nur die ihm gestellten Hürden, sondern nutzt die Tatsache, dass er seine Umgebung anders wahrnimmt, sogar zu seinen Gunsten. Es lockt so der Gedanke, dass er als blinder Reise- und Tourismusjournalist über die Zeit zu einer Art Seher für das Reisen, die Hotellerie und den Tourismus geworden ist.  

Christoph Ammann bezeichnet den Preis als eine «sehr schöne, unerwartete Anerkennung» und erklärt: «Ich wusste gar nicht, dass mein Ruf mir auch in Deutschland vorauseilt. Ich bin sehr gerührt und erfreut. Als Reisejournalist gewinnt man selten einen so hochkarätigen Journalistenpreis.» Der Preis, der dieses Jahr zum 49. Mal vergeben wurde, wurde Ammann im Februar im Rahmen eines feierlichen Anlasses der VDRJ in Frankfurt überreicht. Der VDRJ-Ehrenpreis ist eine Bronze-Nachbildung des wohl ältesten Wagenrads der Geschichte.

 

 

Christoph Ammannn – Publizist der besonderen Art
Seine publizistisch-journalistische Reise startete Christoph Ammann, trotz der zunehmenden Erblindung, als Absolvent der Ringier Journalistenschule in Zürich. Später leitete er die Reiseressorts der SonntagsZeitung und des Tages-Anzeigers. Für seine Arbeit nutzt er spezielle Computerprogramme, die ihm Texte und E-Mails vorlesen und mit deren Hilfe er auch die Artikel anderer Autoren und Autorinnen redigiert. Auf Pressereisen wird Christoph Ammann oft von mitreisenden Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen unterstützt, die ihm jeweils die Umgebung beschreiben. Der 65-Jährige wohnt in Marthalen, im Zürcher Weinland, von wo aus er trotz seiner Pensionierung Ende 2022 auch weiterhin reisejournalistische Projekte betreut und für verschiedene Medien schreibt – natürlich auch für unser Fachmagazin Hotelière.

 

Hat Reisejournalismus noch eine Zukunft?
Diese Frage stellte Marina Noble Christoph Ammann in einem ­Interview, nachdem dieser von der Preisehre erfahren hatte. Im ­Interview berichtet Ammann über sein Leben, seine Arbeit und über Entwicklungen im Reisejour­nalismus – und die Frage von Marina Noble: 

«Reisejournalismus hat eine Zukunft, die jedoch anders aussehen wird und auf viel mehr Kanälen laufen wird. Wenn ich früher zu einer Veran­staltung ging, wimmelte es von ­Reisejournalisten. Heute trifft man häufig Marketing-Leute, Kolleginnen oder Kollegen, die nicht mehr im Geschäft sind oder für Editorial ­Services arbeiten, ausserdem Blogger und Influencerinnen. Die frei­beruflichen Reisejournalisten geben an, dass sie ihr Geld mit PR oder Editorial Services verdienen. Die Branche hat sich komplett gewandelt. Ich denke, man muss dem kritischen Reisejournalismus Sorge tragen und darauf achten, dass man möglichst unabhängig berichtet und sich von den Anbietern nicht alles diktieren lässt. Der Konsument ist durch die ganze Digitalisierung natürlich auch mündiger geworden. Er kann sich viel besser orientieren, er kann bewerten und kommentieren. Ich denke, man muss im Reisejournalismus einen Schritt weiter gehen. Man muss heute Zusatz-Informa­tionen oder einen Zusatz-Lesespass anbieten.»

 

Das ganze Interview mit Christoph Ammann findet sich hier: 
https://www.vdrj.de/vdrj-ehrenpreis-2024-schon-frueher-fand-ich-es-langweilig-wenn-in-einem-artikel-kein-einziger-mensch-vorkommt

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