Hubert Zegg, König von Samnaun


Hubert Zegg

Hubert und Walter Zegg sind zwei von zehn Kindern des legendären Serafin Zegg, der in den 1930er-Jahren den Tourismus nach Samnaun brachte. Die beiden Brüder haben sich in der Engadiner Gemeinde ein beeindruckendes Imperium aufgebaut und werden auch die «Könige von Samnaun» genannt. Während Walter Zegg im Tankstellen-, Energie-, Getränke-, Computer- und Logistikgeschäft tätig ist, liegen die Stärken von Hubert Zegg im Tourismussektor. Sein Reich umfasst neben dem «Chasa Montana» zwei weitere Hotels sowie neun Geschäfte, die zollfrei Sportartikel, Mode, Schmuck Uhren, Parfüm, Spirituosen und Zigarren

verkaufen. Dazu kommt der Bereich Services mit kosten-loser Nutzung von E-Bikes, eigener Skischule, Ski- verleih und -service sowie Kinderbetreuung. Im

vergangenen Jahr liess Hubert Zegg sein Spitzenhotel Relais & Châteaux Chasa Montana für acht Monate schliessen und für 20 Millionen Franken total erneuern. Seit der Wieder eröffnung ist es das erste und einzige Fünf-Sterne- Superior-Hotel in Samnaun.


Sie haben Ihr Relais-&-Châteaux-Hotel Chasa Montana mit 20 Millionen Franken ins erste Fünf-Sterne-Superior-Hotel in Samnaun verwandelt. Was waren Ihre Überlegungen?

Das Hotel wurde zuletzt vor 28 Jahren umgebaut und um ein Dreifaches vergrössert. Obwohl wir kontinu­ierlich investiert haben, waren gewisse Abnützungs­erscheinungen vor allem auch in der Ausstattung der Zimmer erkennbar. In einer Umfrage wünschten 90 Prozent unserer Gäste zum Beispiel keine Bade­wannen mit Duschvorhang mehr, sondern gross­zügige Duschen. Zudem musste die ganze Technik erneuert werden. Für viele Anlagen gab es schlicht keine Ersatzteile mehr.


Das «Chasa Montana» war bekannt für seine tolle Auslastung.

Wir haben immer einen sehr guten Cashflow erwirt­schaftet. Dank den erlaubten Abschreibungen konnte auch die steuerliche Belastung reduziert werden. Weil wir als Folge der guten wirtschaftlichen Resultate aber keine Abschreibungsmöglichkeiten mehr hatten, wurde die Steuerbelastung immer grösser, der Cash­flow wurde zunehmend von den Steuern aufgefressen. So war es sinnvoller, den sanierungsbedürftigen Be ­trieb mit neuen und höheren Schulden wieder auf Vordermann zu bringen, als den Investitionsbedarf immer grösser werden zu lassen.


Welche Art von Gästen möchten Sie mit Ihrem «neuen» Hotel ansprechen?

Über 80 Prozent unserer Gäste sind Stammgäste und recht anspruchsvoll. Von ihnen hörten wir zuneh­mend, das Haus sei in die Jahre gekommen. Diese Gäste wollten wir nicht verlieren. Zudem möchten wir noch mehr kaufkräftige Gäste anziehen und be geistern. Von den grossen Touroperatoren erhielten wir zwar regel mässig schöne Komplimente, aber sie konzentrierten sich eben auf Fünf­Sterne­Häuser. Mit unserem neuen «Chasa Montana» spielen wir jetzt auch in dieser Liga.


Wie haben sich die Ansprüche der Gäste in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Die Ansprüche haben sich stark erhöht. Serviceleis­tungen und Küchenangebote mussten von Jahr zu Jahr besser werden. Das bedingt immer besser geschulte Mit arbeiter, was auch die Kosten hinauftreibt. Als Fünf­Sterne­Haus haben wir jetzt zwar noch mehr Mitarbeiter, können aber auch die Preise er höhen.


Ihr Küchenchef Bernd Florian hat einen Michelin-Stern. Wie wichtig ist für Sie eine Spitzenküche im Hotel?

Es war für uns schon immer ein grosser Vorteil, einen Michelin­Stern zu haben. Unsere Gäste schätzen das ausserordentlich. Es ist gut für unser Image und ver­pflichtet, ein hohes Niveau zu halten. Dass Bernd Flo­rian nicht bloss für das Gourmetrestaurant zuständig ist, sondern auch für die drei weiteren Restaurants im Hotel, wirkt sich sehr positiv aus. Enorm wichtig ist auch das Weinangebot, das unser Hoteldirektor und Sommelier Daniel Eisner zusammen mit Sommelier Thomas Monsberger ständig erweitert. Derzeit lagern in unserem Weinkeller über 20 000 Flaschen mit über 1000 Provenienzen aus der ganzen Welt.


Sie haben das «Chasa Montana» bis vor zehn Jahren selbst geführt. Wie baut man als Hotelier neben-bei ein Imperium mit über zehn Geschäften auf?

Der Aufbau unserer Familienbetriebe ist eine lange Geschichte. Als unser Vater Serafin Zegg im Jahr 1973 verschied, mussten wir mit unserer Mutter aus der Einzelfirma eine Aktiengesellschaft machen. Wir sind zehn Geschwister. Alle, die mitmachen wollten, be­ kamen gleich viele Aktien. Wollte jemand austreten, erhielt er einen bescheidenen Betrag.


Die AG entwickelte sich offenbar prächtig.

Ja. Immer mehr Betriebe konnten übernommen wer­den, neue wurden gegründet. Das Hotel Silvretta, unser Geburtshaus, wurde ebenso neu gebaut wie das Hotel Nevada. 1997 haben wir dann die Liegenschaf­ten und die Betriebe auf die in der Firma verbliebenen Familienmitglieder aufgeteilt. Das ging reibungslos und zur Zufriedenheit aller über die Bühne. Meine Frau Eliane und ich erhielten das Hotel Montana. Drei von meinen Schwestern wollten sich später einen etwas gemütlicheren Lebensabend gönnen und haben meiner Familie ihre 1997 übernommenen Geschäfte und Hotels verkauft. Alle Betriebe entwickelten sich in der Folge hervorragend, und meine Frau und ich konn­ten mit tatkräftiger Unterstützung unseres Sohnes Olivier immer mehr Geschäfte eröffnen und zum Blü­hen bringen.


Auch Ihre Töchter geschäften erfolgreich.

Natascha Jenal Zegg führt seit gut fünf Jahren das Hotel Nevada in Samnaun. Kurz vor der Jahrtausend­wende haben wir in Monaco auch ein Uhren­ und Schmuckgeschäft übernommen, das unsere Tochter Tina Zegg führt und mittlerweile auf vier Einheiten ausgebaut hat.


Ist Samnaun sein einstiges Image als Billig-destination definitiv los?

In diesen Ruf geriet Samnaun, weil vor allem Benzin, Spirituosen, Zigaretten und Tabak in grossen Mengen zollfrei verkauft werden konnten. Weil wir von Beginn weg immer Qualität und Leistung boten, hat uns das negative Image sehr gestört. Um es zu drehen, setzten wir in unseren Hotels und Geschäften noch konse­quen ter auf Qualität. Meine Frau und mein Sohn ha ­ben grossen Anteil daran, dass uns der Imagewandel ge lungen ist. Sie legten allergrössten Wert auf Marken­ und Qualitätsprodukte in der Mode, der Sportmode, bei Parfüms, Kosmetik, Uhren und Schmuck sowie auch bei exklusiven Spirituosen und Zigarren. Durch die exklusive Shopping World und sicher auch dank der vielfach ausgezeichneten Skiarena Samnaun­Ischgl sind wir das Billigimage losgeworden und bie­ten auch den anspruchsvollsten Gästen im ganzen Tourismussektor hohe Qualität zu fairen Preisen.

Gilt das auch für den Sommertourismus?

Samnaun ist bekannt für seine ausserordentliche Vielfalt der Flora und entsprechende wöchentliche Wanderungen. Für Mountainbiker ist es ein Paradies, und die Seil­ und Sesselbahnen sind für Gäste mit Übernachtung während des ganzen Sommers kosten­los.










Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Man kann immer besser werden, sei es im Skigebiet, sei es bei den Attraktivitäten im Tal. Sofern die Bewil­ligungen erteilt werden, kann noch in diesem Jahr mit dem Bau einer neuen Gondelbahn begonnen werden. Sie wird eine grosse Bereicherung.


Befassen Sie sich bereits mit neuen Projekten?

Derzeit sind wir froh, dass das «Chasa Montana» am 8. Dezember termingerecht eröffnet werden konnte. Natürlich diskutieren wir innerhalb der Familie über Neues, aber noch ist nichts konkret.


Sie haben auch Neider. Wie gehen Sie damit um?

Wer erfolgreich arbeitet, hat Neider. Das ist zu akzep­tieren und war schon immer so auf dieser Welt. Mein Bruder Walter und ich haben gelernt, mit unsachlicher Kritik, zum Teil auch mit Gemeinheiten, umzugehen. Sehr getroffen hat uns, dass wir in gewissen Medien als verfilzte Geschäftsleute dargestellt wurden, die sich dank ihren Positionen eine goldene Nase verdient hätten. Mein Bruder war damals Gemeindepräsident, ich war Präsident des Komitees für den Bau der Seil­bahnen und Skilifte. Und wir haben dieses grosse Seil­bahnprojekt in jahrelanger Arbeit sozusagen zum Nulltarif realisiert und zum Erfolg geführt.


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