René F. Maeder, Hotelier im Waldhotel Doldenhorn Kandersteg

Die Hotelier-Familie Maeder auf der Treppe des historischen «Ruedihus».
Aus einem ehemaligen Ferienheim haben er und seine Frau in den letzten 44 Jahren eines der besten und individuellsten Vier-Sterne-Superior-Ferienhotels im Kanton Bern gemacht. Später kam einer der schönsten historischen Landgasthöfe der Schweiz hinzu. René F. Maeder (66) ist nicht nur ein Top-Hotelier, sondern auch ein leidenschaftlicher Koch und Gastgeber. Ein Vorbild für die ganze Branche. Warum ist er so erfolgreich?
René Maeder, die Massnahmen gegen Corona (Lockdown) haben Tourismus und Hotellerie weltweit in die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Was sind die Folgen auf Ihre beiden Hotelbetriebe?
Vieles im Hotel wird sich verändern, die Digitalisierung nimmt zu, Betriebsabläufe werden neu definiert, vieles wird vielleicht nicht mehr so perfekt sein.
Trendforscher sagen: Unser Leben wird sich verändern …
… ja, vielleicht. Es gibt nicht nur Konsum, Ego und Hektik. Die Krise hat uns vor Augen geführt, dass es noch andere Werte gibt.
Die meisten Hotels hatten im Frühjahr finanzielle Probleme (Stichwort Liquidität).
Auch wir haben Geld verloren. Bei uns entstanden ungedeckte Kosten in der Grössenordnung von 100 000 Franken pro Monat – trotz Kurzarbeit und rigorosen Sparmassnahmen.



Konnten Sie diesen Verlust jetzt wieder einspielen?
Nein, das ist kurzfristig nicht möglich. Wissen Sie, was wichtig ist?
Nein, sagen Sie es mir.
Schon als junger Mensch habe ich gelernt, dass man etwas auf die Seite legt, so dass man in schwierigen Zeiten oder Krisen gewisse Reserven hat. Jetzt ist die Krise da!
Wer hat Ihnen diese Weisheit mit auf den Weg gegeben?
Mein Vater. Er sagte immer: Wenn mitten in der Wintersaison die Heizung aussteigt, brauchst du sofort 50 000 oder 60 000 Franken. Woher nehme ich das Geld? Deshalb braucht es so etwas wie eine «Kriegskasse».
Viele Hoteliers investieren ihre Gewinne laufend in den Betrieb, was zur Folge hat, dass sie nicht über riesige Reserven verfügen. Das wirkt sich auf die Liquidität aus …
… wir, meine Frau und ich, investieren hier seit gut und gerne 43 Jahren. Ja, wir waren oft an der Liquiditätsgrenze, ich gebe das offen zu. Die Verlockung ist gross, dass man 5 Franken einnimmt und gleichzeitig 10 Franken ausgibt. Trotzdem stehe ich dazu: Es ist wichtig, dass man gewisse Reserven schafft.
Wie wird sich Ihr Haus in den nächsten Monaten bis 2021 entwickeln?
Unser grosses Glück im Sommer waren unsere Schweizer Gäste. Die Schweiz ist mit rund 70 Prozent der wichtigste Markt. Dank den Schweizern hatten wir im Juni, Juli und August eine sehr gute Auslastung. Sie geben uns auch eine Perspektive für 2021.
Dann geht es Ihnen aktuell sehr gut – trotz Corona-Krise …
… Moment! Uns fehlen die grossen Anlässe. Hochzeiten, Firmen- und Familien-Events und das Catering-Geschäft. Was da in Zukunft geschieht, wissen wir nicht.
Sie leben auch vom Tagungs- und Seminargeschäft.
Als Ganzjahresbetrieb sind wir auf solche Anlässe und Events angewiesen. Nur dank MICE-Geschäft ist es möglich, das Hotel auch im November oder April zu betreiben. Die grosse Frage ist jetzt: Wann und in welcher Art kommt das MICE-Geschäft zurück?


