Warum ist Relais & Châteaux ein so besonderer «Club»?

Warum ist Relais & Châteaux ein so besonderer «Club»?

Relais & Châteaux hat Melanie Frey zur neuen Direktorin Schweiz und Liechtenstein ernannt. Die gebürtige Deutsche mit Wohnsitz in Muttenz bei Basel kennt das Hotelbusiness in- und auswendig. Seit 1998 hat sie rund 20 Jahre Berufserfahrung als Sales- und ­Marketingprofi gesammelt, unter ­anderem bei The Luxury Collection, The St. Regis Hotels & Resorts und zuletzt im Swissôtel Basel.


#1 Wenn Sie die Besonderheiten von Relais & Châteaux in wenigen Worten umschreiben müssten, was würden Sie sagen?

Relais & Châteaux ist mehr als nur eine Marke, es ist das gemeinsame Interesse der Mitgliedshäuser und Mitarbeitenden an ge­­lebter Gastfreundschaft, Kulinarik und familiärer Lebensart. Die Häuser sind alle unterschiedlich, und Relais & Châteaux versteht es, daraus eine starke Gemeinsamkeit zu schaffen. Gerade der «Family-Spirit» ist für mich etwas sehr Besonderes. Diesen erlebt nicht nur der Gast während des Aufenthalts, sondern auch der Mitarbeitende; ich habe bisher selten ein so herzliches Willkommen und gleichzeitig so perfekt organisiertes Onboarding erlebt.

#2 Worin unterscheidet sich Ihre Vereinigung von anderen renommierten Hotelvereinigungen wie z. B. The Leading Hotels of the World?

Der grösste Unterschied zu anderen Vereinigungen ist, dass Relais & Châteaux nicht gewinnorientiert ist, das heisst, es gibt keinen Abfluss an Geldern an Eigentümer, Investoren oder Aktionäre. Die Beiträge werden komplett zu Gunsten von Initiativen und Aktionen für die Mitglieder eingesetzt. Relais & Châteaux kümmert sich um verschiedenste Bereiche und unterstützt die Mitglieder im Prinzip 360 Grad: das reicht von Marketing, Verkauf und Qualitätssicherung über Support im Bereich Recruiting, Einkauf oder Nachhaltigkeitsinitiativen bis hin zu hochwertigen Geschenkboxen und einem Erfahrungsreichtum und Netzwerk von ausgezeichneten Chefs. Es liefert also nicht nur Zugang zu GDS-Buchungssystemen und Verkaufsveranstaltungen, sondern geht weit über die rein transaktionelle Ebene hinaus.



#3 Was bieten Sie den Mitgliedern von Relais & Châteaux in der Schweiz konkret?

Ganz konkret sind dies beispielsweise die Unterstützung durch ein weltweites Netzwerk von Verkäufern, Plattformen und Systeme wie Bynder, Menumodo, Tischreservationen im Restaurant, ein komplett in­­tegriertes Recruitment-Tool und selbstverständlich Buchungssysteme, Channel-Manager und Revenue Ma­­na­­gement-Unterstützung. Relais & Châteaux pflegt auch philanthropische Partnerschaften mit inter­nationalen Nichtregierungsorganisationen wie Slow Food, die den Mitgliedern die Möglichkeit bieten, ihre Nachhaltigkeitsinitiativen auszubauen.



#4 Hotels, die bei Relais & Châteaux Mitglied werden wollen, müssen ganz bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen. Welche sind das?

Relais & Châteaux ist bekannt als ein «Label» oder eine Garantie für Exzellenz. Um Teil der Relais & Châteaux-Familie zu werden, müssen jedoch mehr als nur die Kriterien der Exzellenz erfüllt werden. Hotels und Restaurants, die sich bewerben möchten, müssen die Grundwerte der Vereinigung teilen, die in der Relais- &-Châteaux-Vision (UNESCO, 2014) definiert sind: lokalen Fokus, den Willen, teilhaben zu lassen, Enga­gement und Menschlichkeit. Auch die Küche ist ein wichtiger Faktor: Sie muss das Terroir, das Erbe und die Kreativität ihrer Region zum Ausdruck bringen. Insgesamt sucht Relais & Châteaux nach der Seele eines Hauses, die unserer Meinung nach vom «Maître de Maison», dem Gastgeber, ausgeht. Wir legen grossen Wert auf dessen Anwesenheit, denn viele unserer Häuser sind inhabergeführte Familienbetriebe und keine anonymen Hotels.


#5 Man sagt, die Mitgliedschaft bei Relais & Châteaux sei sehr teuer. Was sagen Sie dazu?

Es ist eine sehr umfassende Mitgliedschaft, die viel Wert bietet – auch ein im Verhältnis eher kleines Haus kann so in der grossen weiten Welt der Luxushotellerie mit agieren. Am Ende muss das Preis-Leistungs-Verhältnis für das Mitglied stimmen.

#6 In der Schweiz betreuen Sie aktuell etwas über 20 Hotels. Ist es Ihr erklärtes Ziel, weitere Häuser in die Vereinigung aufzunehmen?

Das Ziel der Vereinigung ist nicht grenzenloses Wachstum, wir haben auch keine erklärten numerischen Vorgaben oder Limite in der Schweiz und Liechtenstein. Ein Hotel oder Restaurant muss zu Relais & Châteaux passen und die Marke wiederum zum Haus. Wir wachsen lieber langsam und stetig mit den richtigen neuen Familienmitgliedern.

#7 Sie kommen aus dem Hotelbusiness und haben für diverse Häuser und Gruppen gearbeitet. Was fasziniert Sie an der Hotellerie?

Die Möglichkeit, Gästen einen einzigartigen Aufenthalt zu bieten und Mitarbeitende zu begleiten, wie sie auf ihrem Karriereweg im Beruf die Berufung erkennen. Mir persönlich hat die Hotellerie ermöglicht, die Welt kennenzulernen. Ich durfte in verschiedensten Ländern und Kulturen arbeiten, habe viele sehr gute Freunde gefunden.

#8 Wir blicken auf fast 20 Monate Corona-Krise zurück. Gastgewerbe und Tourismus waren besonders stark betroffen von den Massnahmen gegen das Virus. Wie blicken Sie in die Zukunft? Was erwartet uns in den nächsten Jahren?

Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch und versuche, in allen Dingen immer etwas Gutes zu sehen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir in der Schweiz mit weit weniger Restriktionen zu kämpfen hatten als unsere Nachbarländer. Viele Betriebe in den Feriendestinationen hatten während der Pandemie eine sehr gute Sommersaison, wir dürfen also durchaus einen gesunden Optimismus zeigen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Menschen sich noch mehr auf Werte wie Gesundheit, Wohlbefinden und Familie besinnen und auch die Freizeit und die Ferien in diesem Sinn gestalten. Die Rekrutierung, Ausbildung und Bindung von Mitarbeitern ist eine der grössten Herausforderungen für unseren Sektor und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben. Relais & Châteaux arbeitet intensiv im Bereich Employer-Branding, um Top-Talente auf der ganzen Welt zu rekrutieren, zumal so viele Fachkräfte des Gastgewerbes sich während der Pandemie an­­deren Tätigkeiten zugewandt haben. Wir müssen attraktive Voraussetzungen für die kommende Generation schaffen, und wir müssen den Weg unserer Mitarbeitenden innerhalb des globalen Netzwerks erleichtern.

#9 Sie wurden in Deutschland geboren, haben in München studiert und leben nun in Muttenz bei Basel. Wie sehen Sie die Schweizer Hotellerie aktuell?

Die Schweizer Hotellerie und auch die Persönlichkeit des Schweizer Hoteliers geniessen einen sehr guten Ruf, auf dem wir aufbauen müssen. Die Destination Schweiz ist weiterhin sehr attraktiv und ich persönlich glaube, dass auch die Fernmärkte sich schneller als erwartet erholen.

#10 Worin liegt die grosse persönliche Herausforderung für Sie bei Relais & Châteaux?

Ich komme aus dem Bereich Sales & Marketing, aber neben den weiteren klassischen Aspekten meiner Rolle bei Relais & Châteaux liegt mir vor allem der Nachwuchs am Herzen. Ich möchte mich besonders im Bereich Employer- oder Industry-Branding engagieren und unsere so emotionale und faszinierende Branche zukünftigen Hoteliers näher bringen. 



Wer ist ­Melanie Frey?

Ihr Lebenslauf führte sie von Deutschland über ­Spanien und Mexiko in die Schweiz, wo sie seit 2011 lebt. Melanie Frey hat nach dem Abschluss zur ­Diplom-Betriebswirtin an der Fachhochschule ­München diverse Weiterbildungen unter anderem in den Bereichen Controlling, Consulting und ­Projektmanagement absolviert. Neben der ­Hotellerie ­wendete sie ihr Fachwissen auch bei der Käfer Schweiz AG an, wo sie für das Catering der Messe Basel und des Congress Center Basel verantwortlich war. Als Direktorin von Relais & ­Châteaux in der Schweiz und Liechtenstein unterstützt sie die 24 Mitglieder, repräsentiert die ­Delegation an Messen und Events, setzt die Marketing-, Sales- und PR-Aktivitäten um und optimiert so die Sichtbarkeit der Marke. Relais & Châteaux wurde 1954 gegründet und ist eine Vereinigung von 580 Hotels und Restaurants auf der ganzen Welt, davon 24 in der Schweiz und Liechtenstein.



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