Was reizt Sie eigentlich an der Politik?

Was reizt Sie eigentlich an der Politik?

10 Fragen an Claude Meier, Direktor von HotellerieSuisse:

Claude Meier ist seit 2016 Direktor des Branchenverbandes HotellerieSuisse. Der 43-jährige gebürtige Luzerner ist Quereinsteiger und war vorher Leiter des Zentralsekretariats und stv. CEO des Kaufmännischen Verbandes der Schweiz in Zürich. Meier hat an der Universität Bern Volkswirtschaft studiert (lic. rer. pol.). Jetzt kandidiert er für das Berner Kantonsparlament (Grossrat), nachdem er vor zwei Jahren nur knapp nicht in den Berner Stadtrat gewählt wurde.


1 Sie haben im November 2020 für den Berner Stadtrat kandidiert und ein sehr gutes Resultat erzielt, aber ins Stadtparlament gewählt wurden Sie nicht. Warum kandidieren Sie nun wieder für das Kantonsparlament?

Mein Resultat auf städtischer Ebene hat gezeigt, dass ein Wählerpotenzial vorhanden ist. Dieses will ich ausbauen. Jeder ernsthaft geführte Wahlkampf bietet die einmalige Chance, dass so die ­Tourismuswirtschaft ins öffentliche und politische Bewusstsein gerückt werden kann. Und gerade im Kanton Bern, der zu einem der wichtigsten Tourismuskantone der Schweiz zählt, ist dies besonders entscheidend. Die Coronakrise zeigt, wie relevant die Interessenvertretung der Beherbergung und Gastronomie auch auf kantonaler Ebene ist.


2 Sie sind Mitglied der FDP. Warum diese Partei?

Als 14-Jähriger trat ich den Jungfreisinnigen bei. Persönlich engagiere ich mich seither für wirtschafts- und ge­­sellschaftsliberale Grundwerte. Als Direktor von HotellerieSuisse sehe ich mich als politischen Brückenbauer, pflege gute Beziehungen zu Vertreter:innen sämtlicher Parte­ien wie auch zu den verschiedenen Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerorganisationen. Denn um im Interesse der­ Tourismuswirtschaft effektiv Wirkung erzielen zu können, müssen immer wieder neue Mehrheiten gewonnen wer­de. Je nach Vorlage arbeiten wir daher in den unter­schied­lichsten Parteikonstellationen zusammen.


3 Welches sind Ihre politischen Schwerpunktthemen?

Ich fokussiere mich in der politischen Arbeit auf drei Kernthemen, welche mit dem Engagement von HotellerieSuisse identisch sind: die Tourismuswirtschaft fördern, die Berufsbildung stärken und die Diversity leben.


4 Nehmen wir an, Sie schaffen es diesmal ins Kan­tonsparlament. Werden Sie später für den Nationalrat kandidieren? Oder anders gefragt: Ist es Ihr Ziel, in der nationalen Politik aktiv mitzumachen?

Der Sprung in ein Parlament auf lokaler, kantonaler oder nationaler Ebene ist nicht einfach. Da braucht es einerseits viel Glück, aber vor allem auch Einsatz und Engagement über Jahre hinaus. In der Politik braucht es einen langen Atem. Wer diesen nicht hat, sollte schon gar nicht damit anfangen. Für mich gilt jetzt: Wahlkampf bis Ende März, dann mal schauen und das Resultat analysieren. Alles Weitere überlege ich mir dann zu gegebener Zeit.


5 Politik ist ein heikles Pflaster. Warum fasziniert Sie dieses Metier?

Ich studierte Volkswirtschaft zusammen mit Polito­logie und öffentlichem Recht. Das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik hat mich stets fasziniert. In der Politik werden die Rahmenbedingungen definiert, in welchen wir leben und arbeiten. Ich gestalte gerne und habe stets über mein Wirken versucht, für Wirtschaft und Gesellschaft zu besseren Rahmenbedingungen zu gelangen. Politik ist eine Leidenschaft von mir.


6 Die Hotellerie ist in den kantonalen und nationalen Parlamenten kaum vertreten. Warum?

Aktuell haben wir schweizweit nur vier Hotellerie­Suisse-Mitglieder in Kantonsparlamenten. Ich hoffe im Interesse unserer Branche, dass wir diese Zahl in den kommenden Jahren weiter nach oben korrigieren können. Hoteliers, Unternehmerinnen, Gastgeber und Arbeitgeberinnen sind oft im beruflichen Alltag enorm eingespannt. Neben den beruflichen Aufgaben, der Fa­­milienverantwortung oder zusätzlich auch den Branchenengagements reicht es dann zeitlich oft einfach nicht noch für eine politische Aktivität. Dazu kommt meiner Meinung nach, dass Hotelièren und Hoteliers in der Tendenz vielleicht zu harmoniebedürftig sind. Sie wollen gerne als Gastgeber:innen für alle da sein. Dieses Rollenverständnis hindert dann die eine oder andere Person, sich aktiv politisch zu positionieren. Leider. Denn keine Branchenvertreter:innen in den Parlamenten bedeutet geringerer Einfluss des Gastgewerbes in der Politik. Ich will dies aber nicht bedauern, sondern setze ein klares Statement: Kandidieren! Ich hoffe, dass ich damit auch weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Branche motivieren kann.

7 Die Pandemie und die entsprechenden behörd­lichen Einschränkungen wirkten sich negativ auf Tourismus und Hotellerie aus. Was fordern Sie aktuell von Politik und Behörden?

Es gibt Betriebe, die konnten in den vergangenen Monaten Rekordauslastungen verbuchen, andere machten wiederum tiefe Taucher. Seit zwei Jahren haben Unternehmen des Tourismussektors praktisch keine Planungssicherheit mehr. Der Markt ist unglaublich volatil. Gerade im Dezember haben viele Hotels und Gastronom:innen wieder erlebt, wie ein grosser Anteil von Bu­­chungen innerhalb von wenigen Tagen storniert wurde. Dies ist für Arbeitgebende wie Arbeitnehmende nicht einfach auszuhalten, ökonomisch, aber auch ­emotional. Für Ho­­tellerieSuisse gilt der Grundsatz, solange es aufgrund der Pandemiebekämpfung zu staatlichen Restriktionen und Eingriffen in die Wirtschaftsfreiheit kommt, sollen auch finanzielle Entschädigungen als nötige Kompensation und Hilfestellung geleistet werden.

8 Abgesehen von der Coronakrise: Welches sind die ­grössten Herausforderungen für die Hotellerie und ­generell für das Gastgewerbe in den nächsten Jahren?

Die Pandemie hat eine der grössten Herausforderungen für die ­Branche überdeutlich vor Augen geführt. Der Arbeitskräftemangel wird uns im nächsten Jahrzehnt massiv herausfordern. HotellerieSuisse hat deshalb in den vergangenen Monaten einen breiten Fächer an zusätzlichen Massnahmen initialisiert. Ein kostenloses fünf­tägiges Coachingprogramm für die Hotelièren und Hoteliers. Das Projekt «Top Ausbildungsbetriebe» zur besseren Qualifizierung der Berufsbildungsverantwortlichen und Praxisbildnerinnen in unseren Mitgliederbetrieben. Ein Projekt für «Quereinsteigerinnen» mit dem HotellerieSuisse-Regionalverband Zürich und der EHL-Group. Ein Fringe-Benefit-Programm für Arbeitnehmende insbesondere in den Individualhotels. Auch die Zusammenarbeit zwischen der Hotelfachschule Thun, der Ecole Hôtelière de Lausanne (EHL-Group) und unseren eigenen drei Schulhotels werden wir auf neue Art und Weise intensivieren. Mit dem Jahresmotto 2022 «Future Hospitality» ­setzen wir mit dem Thema der Arbeitskräfteentwicklung einen Schwerpunkt.


9 Sie sind seit dem 1. Juli 2016 Direktor des Branchen­verbandes HotellerieSuisse. Wie lautet Ihre vorläufige Zwischenbilanz?

2016 haben die Mitglieder:innen von HotellerieSuisse eine neue Vision verabschiedet: «Wir sind der Verband der innovativen und nachhaltigen Beherbergungsbetriebe der Schweiz.» In der Um­­setzung davon hat meine ganze Crew mit dem strategischen Organ Verbandsleitung wie auch in enger Zusammenarbeit mit unseren 13 Regionalvereinen einiges erzielt. Erwähnen möchte ich unter anderem die Repositionierung des Dachverbandes Schweizerischer Tourismus-Verband STV zu einer Netzwerkorganisation über die gesamte touristische Wertschöpfungskette hinweg. Ein stärkerer politischer Auftritt aller Tourismusorganisationen zusammen stärkt auch die Beherbergungswirtschaft. HotellerieSuisse hat massgeblichen Anteil daran. Mit der Integration der Hotellerie­Suisse-Schulhotels, der Hotelfachschule Thun und der EHL-Group können wir ein Bildungsunternehmen mit über 5000 Lernenden und Studierenden entwickeln und damit das lebenslange Lernen in ­unserer Branche weiter fördern. Mit dem neuen Zusammenarbeitsmodell zwischen den 13 Regionalverbänden und dem Nationalverband stellen wie die Kooperationsarbeit auf ein effizienteres und professionelleres Fundament. Dies sind nur ein paar Beispiele, es gäbe noch viele Themen und Projekte zu erwähnen.


10 Wie kann man Sie in den letzten Wochen des Wahlkampfs im Kanton Bern konkret unterstützen?

Eine kleine Aufgabe für jede Leserin, jeden Leser – mit einer grossen Wirkung für die Hotellerie im Kanton Bern. Schreibe einem einzigen Freund, einer Kollegin oder einem Familienmitglied in der Stadt Bern jetzt eine Mail und teile mit: «Gerne würde ich dir für die kantonalen Wahlen in den Grossen Rat vom 27. März in der Stadt Bern Claude Meier/Direktor HotellerieSuisse 2× für deine Liste empfehlen.» Danke allen für den Support.


Zurück zu den Artikeln

Hinterlasse einen Kommentar