Wie vermarkten Sie austauschbare Hotels?

Wie vermarkten Sie austauschbare Hotels?

Sie verkauft unsere Hotels und Restaurants im In- und Ausland. Ihr Ziel ist es, «dass alle Reisenden eine passende Unterkunft finden», so Annika Grünig (29), seit Mai 2019 Leiterin des Bereichs Unterkunfts- und Gastronomie-Marketing bei Schweiz Tourismus (ST).



Wer ist Annika Grünig?

Annika Grünig (29) leitet seit Mai 2019 den Bereich Unterkunfts- und Gastronomie-Marketing bei Schweiz Tourismus (ST). Ihr Werdegang in der Unternehmung startete im Jahr 2014 mit einem Praktikum im Leisure-Marketing. Anschliessend war sie von 2015 bis 2019 als Projektleiterin in der Abteilung Unterkunftsmarketing tätig. Annika Grünig ab­­solvierte ein Bachelor-Studium an der Schweizerischen ­Tourismusfachschule in Siders. Im Juni 2020 schloss sie mit einem MAS in «Brand & Marketing Management» an der Hochschule Luzern ab.


Ihre Hobbys: Reisen und Sprachen lernen, Bewegung in der Natur und Yoga. Ihr Lieblingsort: Lavaux – «was gibt es ­Schöneres als ein Glas Wein nach einem erfrischenden Bad im See». Annika Grünig spricht Deutsch, Französisch, ­Englisch, Italienisch und Spanisch. Sie ist in Zürich aufgewachsen und wohnt auch dort.



Annika Grünig, Sie sind bei Schweiz Tourismus für die Vermarktung der Schweizer Hotels verantwortlich. Erklären Sie uns in wenigen Sätzen, was Sie genau tun?

Mein Team und ich sind für die nationale und internationale Vermarktung der Schweizer Hotellerie verantwortlich. Unser Ziel ist es, dass alle Reisenden eine passende Unterkunft finden.

Wie verkaufen sich Schweizer Hotels derzeit im Ausland – nach der eigentlichen Pandemie?

Die Schweiz profitiert allgemein von einem guten Image in Bezug auf Sicherheit und Sauberkeit, was im aktuellen Kontext ein ­wichtiges Entscheidungskriterium für Reisen darstellt. Auch die Schweizer Natur und die Städte mit ihren vielfältigen Angeboten auf kleinem Raum entsprechen den Post-Pandemie-Bedürfnissen unsere Gäste. Schweizer Hotels sind der ideale Ausgangspunkt für neue Erlebnisse, gemeinsame Momente und Abstand von den vergangenen Corona-Monaten.

Welche Märkte sind aktuell für Schweiz Tourismus besonders lukrativ oder erfolgversprechend?

Wir verfolgen eine diversifizierte Märktestrategie, die neben dem Heimmarkt auch Nah- und Fernmärkte berücksichtigt. Wir sind überzeugt, dass dies die bewährte Grundlage für einen starken Schweizer Tourismus ist, da wir so alle Potenziale erreichen und eine Auslastung über das ganze Jahr und ganze Land erreichen können.

Wie würden Sie das aktuelle Image der Schweizer Hotellerie im Ausland umschreiben?

Die Schweizer Hotellerie ist bekannt für ihre lange Tradition und die Service-Exzellenz. Dies gilt es nicht nur tagtäglich den Gäs­-­ten vor Ort zu zeigen, sondern auch in Form von besonderen Ge­­schichten und gezielten Kommunikationsmassnahmen in die Welt zu tragen. Mit der Initiative «Rendez-vous», die wir diesen Sommer gemeinsam mit HotellerieSuisse und GastroSuisse lancierten, konnte beispielsweise der positive Unternehmergeist und die Innovationskraft unserer Branche unterstrichen und präsentiert werden.

Die Schweiz als Ferienland und die Schweizer Hotels gelten im Ausland oft als «sehr teuer». Wie kämpfen Sie als Tourismus-Marketingfrau gegen dieses Argument an?

Wir stellen in unseren Aktivitäten besondere Erlebnisse und Geschichten in den Vordergrund. Dabei möchten wir den Mehrwert hervorheben, welchen die Schweizer Ho­­tels gegenüber Betrieben aus anderen Ländern bieten. Im Fokus steht klar das Kund:innenerlebnis und nicht der Preis. Der Schweizer Tourismus hat sich noch nie über den Preis positioniert.

In der Schweiz sind etwa zwei Drittel der Hotelbetriebe nicht klar und erfolgversprechend positioniert. Diese Hotels sind austauschbar und verkaufen sich primär über den Preis. Wie vermarkten Sie solche Hotels im Ausland – immerhin zwei Drittel aller Beherbergungsbetriebe?

Im Rahmen unseres Grundauftrages bilden wir alle Betriebe ab, die in der Hoteldatenbank von Hotellerie­Suisse aufgeführt sind. Auch Gäste, die primär vom Preis oder von der Ortschaft ausgehen, finden somit eine passende Unterkunftsempfehlung auf unserer Webseite www.MySwitzerland.com. Bei unseren Unterkunftskooperationen setzen wir hingegen auf klare Positionierungen: von der familienfreundlichen Unterkunft bis zum romantischen Hideaway – unsere neun Kooperationen entsprechen in jedem Fall einem spezifischen Gästebedürfnis. Dies als Grundlage unserer Marketing-Aktivitäten.

Welche Hotelkategorie (Wellness, Historische Hotels, Family usw.) lässt sich im Ausland besonders gut vermarkten?

Die Vermarktung der Kooperationen respektive deren Erfolg ist je nach Markt unterschiedlich. Dank unserer 32 Niederlassungen in 22 Märkten weltweit sind wir sehr genau über die Interessen und Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen informiert und können entscheiden, welche Kooperationen und Betriebe wir in den Vordergrund stellen.

Schweiz Tourismus unterhält Hotelkategorien, zum Beispiel Wellness-Hotels, Familien-Hotels oder Bike-Hotels. Wie lauten hier die Kriterien? Und auf welche Daten stützen Sie sich ab?

Wir stützen uns bei allen Unterkunftskooperationen auf klare Kriterien, die entweder von HotellerieSuisse über eine entsprechende Spezialisierung oder von einer unabhängigen Fachjury überprüft werden. Auf diese Weise können wir die teilnehmenden Betriebe unter dem Label «Recommended by Switzerland Tourism» unseren Gästen und Partnern in den Märkten empfehlen.

Neu wird die Kategorie Boutique-Hotels aufgeführt. Nun, was ist aus Ihrer Optik ein Boutique-Hotel? Und welche Hotels werden in dieser Kategorie aufgeführt?

Die neue Kooperation entspricht dem Bedürfnis nach individuellen und persönlichen Hotelkonzepten. Neben einer persönlichen Note des Gastgebers oder der Gastgeberin, die im Betrieb spürbar sein muss, sollen das Interior-Design und die F&B-Konzepte durch deren Charme und Einzigartigkeit überzeugen. Wir möchten mit dieser neuen Kooperation insbesondere auch Betrieben in städtischen Gebieten eine neue Möglichkeit bieten, um sich über unsere Plattformen zu positionieren. So stammen auch meine zwei Beispiele aus zwei Städten: Das Marktgasse Hotel in Zürich positioniert sich bereits seit dem Umbau vor sechs Jahren erfolgreich als Boutique Hotel, und mit der Eröffnung des Volkshaus-Hotels in Basel wurde das Portfolio an Boutique Hotels dank der Arbeit eines prominenten Architekten-Duos erweitert.

Was fasziniert Sie eigentlich an der Hotellerie? Was ist für Sie ein tolles oder cooles Hotel?

Mich faszinieren die Menschen und die Geschichten, die hinter den Häusern stehen. Die Leidenschaft und die kreativen Ideen, welche tagtäglich in den Betrieben entstehen, begeistern mich bei meiner täglichen Arbeit. Mir persönlich gefallen Betriebe mit einer langen Historie – das Abtauchen in eine vergangene Welt und das Kennenlernen spannender Persönlichkeiten finde ich dabei besonders inspirierend.



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