Carpe noctem: Aus wenig viel machen

Carpe noctem: Aus wenig viel machen

In den bisherigen Teilen haben wir informiert über sinnvolle Einsparungen, die sich mit dem Hotelbett realisieren lassen. So lässt sich zum Beispiel eine recht beachtliche Menge CO2 einsparen, realisiert durch eine längere und damit nachhaltigere Produktnutzung bei Matratzen. Aber auch Kosten lassen sich einsparen, realisiert durch eine Reduzierung der Zahl der Produkte im Bett. Alles kleine Massnahmen, aber mit grosser Wirkung. Nun wollen wir den Blick weg vom Sparen hin auf das Investieren lenken.

Ausgehend vom Grundsatz, dass sich ohne Betten kein Hotel be ­treiben lässt, sollte dieses mit weitem Abstand wichtigste Aus­stattungsobjekt ganz besonders im Fokus der Hotellerie stehen. Tut es aber nicht. So wird das Bett meist nur als horizontale Auf­bewahrungsfläche gesehen, auf der der Gast zwi­schen Ein­ und Auschecken liegend verweilen darf. Dass man diese Aufbewahrungsfläche nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich optimieren kann, ist ganz offenkundig vielen nicht bewusst. Ganz gleich, in welcher Hotelkategorie man unterwegs ist, wird innerhalb eines Hauses meist nicht mehr gross bei den Betten unterschieden.


Die Differenzierung zwischen einem Standard­einzelzimmer und allen Stufen bis hin zur Prä­sidentensuite, sofern es eine gibt, erfolgt zumeist nur anhand der begehbaren Fläche, nebst Lage im Haus und etwas zusätzlicher Möbelaus­stattung. Dies bedeutet, dass für eine Differen­zierung der Zimmerrate das Bett selbst meist nicht genutzt wird, gleichwohl hier zwischen einem Basis­ und einem Luxusangebot eine beachtliche Spanne liegen kann, die der Gast über den Schlafkomfort auch wahrnimmt.


Wow- und Nicht-Wow-Effekt

Zwei Beispiele: ein absolutes Spitzenhotel; nein, wir reden hier nicht über den unvergleichlichen Service und das fantastische Ambiente, welches das Haus bietet, sondern nur über das Bett. Ge tes­tet im Januar 2022, wurde dort ein akku rates Bett vorgefunden, sauber und gepflegt, keine Beanstandung. Aber auch kein Wow­Effekt. Eines der besten Hotels der Schweiz empfängt den Gast mit einem eher schlichten Bettenan­gebot, beworben auf den Seiten im Internet lediglich mit «Kingsize­Bett».


Ganz anders, einen Hotelstern weniger, nur 200 Meter tiefer und durch­schnittlich 250 Franken günstiger. Das ebenfalls sehr gute Haus, getestet im September 2020, bot, neben einer ebenso einwandfreien Leistung, ein motorisch verstellbares Bett mit allem Drum und Dran. Das nennt man wow!


Bessere Preise sind möglich

Eine fühlbare Steigerung des Schlafkomforts für den Gast und somit ein echter Mehrwert. Übergrössen, motorische Verstellbarkeit, Kis­sen­ und Decken­Menü, wählbare Festigkeiten bei den Matratzen, es gäbe viele Möglichkeiten, mit einem besseren Bettenangebot seinen Gäs­ten mehr zu bieten und dafür im Gegenzug eine höhere Rate zu realisieren. Damit sollten sich vor allem Hotels angesprochen fühlen, die aufgrund ihrer baulichen Gegebenheiten limitiert sind im reinen Flächenangebot beim Zimmer.

Jens Rosenbaum ist Journalist, Verleger, Hotelbetten- Tester, Betreiber der Plattform hotel-betten-check.com und verleiht mit

anderen Fachmedien zusammen die Betten-Awards für Green-, Clean- und Smart-Sleeping.

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