«Hotelier»-Interview mit Marco R. Zanolari, General Manager im Grand Resort Bad Ragaz. Das Grand Resort Bad Ragaz. Eines der führenden Spa- und Medical-Wellness-Resorts in Europa. General Manager im Resort ist der gebürtige Bündner Marco R. Zanolari, ein Top-Hotelier mit internationaler Erfahrung. Warum ist «Bad Ragaz» im Spa-Bereich und überhaupt so erfolgreich? Was sind die Besonderheiten des Luxusresorts?
Marco Zanolari, wie wichtig ist eigentlich der Spa-Bereich im Grand Resort Bad Ragaz für den Gesamtbetrieb (Resort)?
Nun, der Spa-Bereich ist das Herz unseres Hauses. In unserer jahrhundertealten Tradition sind die Badekultur, die positiven Eigenschaften des warmen Wassers und die damit verbundene Erholung tief verankert. Das Thermalwasser ist der Grund, warum wir alle hier in Bad Ragaz arbeiten können. So gesehen gab es in Bad Ragaz schon immer einen Spa – auch wenn sich das in den vergangenen Jahrhunderten nicht immer so genannt hat (schmunzelt). Spass beiseite – wenn man unserem Haus das Spa wegnähme, wäre das wie, wenn wir kein Herz mehr hätten. Die heilenden und entspannenden Eigenschaften des 36,5 Grad warmen Wassers sind das, was einen massgeblichen Teil zur Einzigartigkeit unseres Hauses beiträgt.
Spa-Bereiche sind aber sehr kosten- und personalintensiv. Unter welchen Bedingungen kann ein Spa- oder Wellness-Bereich wirklich rentabel geführt werden?
Am wichtigsten sind tolle Mitarbeitende, die den Spa-Bereich mit viel Hingabe und Elan führen. Auf dieser Grundlage kann man die Stosszeiten optimieren. Dazu kommt, dass man den Spa auch extern erweitern kann und Clubmitglieder sowie Tagespässe integrieren kann, um die Hotelauslastung zu unterstützen.
Das Grand Resort Bad Ragaz gilt europaweit als einzigartig. Was macht diese Einzigartigkeit aus? Oder anders gefragt: Wie würden Sie die Positionierung des Resorts in wenigen Worten umschreiben?
Wie bereits erwähnt, ist es das Thermalwasser. Das einheimische Heilwasser entspringt der Taminaquelle, nachdem es elf Jahre durch die Schweizer Alpen – genauer gesagt durch die Region vom Tödi im Kanton Glarus oder das Gebiet rund um die Tektonik-Arena Sardona im Kanton St. Gallen – gesickert ist, mit einer Temperatur von 36,5 Grad. Aufgrund seiner Wassermerkmale ist es akrotherm.
Was bringt das dem Gast?
Wir haben hier die wasserreichste Akrato-Therme Europas. Sie unterstützt die Heilung einer Vielzahl von Beschwerden. Das Ragazer Thermalwasser unterstützt zum Beispiel die Heilung von rheumatischen und mechanischen Beschwerden, stoffwechselbedingten Störungen, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und neurologischen Leiden. Aber auch für gesunde Menschen ist ein Bad im Thermalwasser etwas Besonderes. Nach einem Bad fühlt sich die Haut samtweich und absolut rein an. Zudem fördert das Baden die Entspannung, lockert die Muskeln, stärkt die Abwehrkräfte und unterstützt den Blutfluss. Und all das macht das Wasser so einzigartig und wertvoll.
Sie sind Hotelier, betreiben Hotels und Gastronomiebetriebe sowie ein Casino – gleichzeitig führen Sie eine Klinik, die medizinische Leistungen erbringt. Wie schaffen Sie diesen Spagat?
(lacht) Mit einem starken Team! Es ist ganz einfach, wenn man als Team zusammen funktioniert, dann schafft man Grossartiges. Das Unternehmen Grand Resort Bad Ragaz AG ist ein starkes KMU in der Region Sarganserland. Dies kommt gerade bei der Vielfalt unserer Unternehmensbereiche stark zum Ausdruck. Hier dürfen wir auf einen umsichtigen CEO – Patrick Vogler – und einen mit Bedacht agierenden Verwaltungsrat zählen.
Trotzdem interessiert mich die Frage: In welcher Höhe bewegen sich die Unterhaltskosten für den Spa-Bereich im Grand Resort Bad Ragaz?
Wie in jedem Spa sind die Reinigungs- und Wäschekosten die markantesten Budgetposten. Gefolgt von den Aufwendungen für Energie und Waren. Insgesamt wenden wir einen mittleren fünfstelligen Betrag monatlich auf, um den hohen Ansprüchen an die Sauberkeit und Hygiene – eingeschlossen der Wäschekosten – unseres Hauses gerecht zu werden. Diese Kosten sind aber sehr gut angelegt, denn die hohen Qualitätsansprüche prägen die Visitenkarte unseres Resorts.
Was tun Sie, zum Beispiel, um Energie zu sparen? Denn ein Spa verbraucht ja riesige Mengen Strom und Wasser …
Wir konnten in den letzten Jahren die Energiekosten enorm senken – durch eine kluge Wärmerückgewinnung des sogenannt abgebadeten Thermalwassers in unseren Häusern. Hier sind wir Vorreiter einer neuen Technik,und es ist uns gelungen, rund 80 Prozent des Heizölverbrauchs einzusparen.
Wie hoch in etwa waren in den letzten zehn Jahren die Investitionen in den Spa-Bereich in Bad Ragaz?
Der Spa-Bereich bei uns im Grand Resort teilt sich auf in den Thermal-Spa, der den Hotelgästen und Members vorbehalten ist, und die öffentliche Tamina-Therme, die sowohl für Hotelgäste als auch auswärtige Besucher offensteht. Insgesamt stehen unseren Gästen also 14 650 Quadratmeter Wellnesslandschaft zur Verfügung. Im Bereich des Thermal-Spa (Hotel) hatten wir in den letzten Jahren keine grösseren Umbauten, wir haben uns auf punktuelle Ergänzungen mit innovativen Elementen wie einer Infrarotsauna, Geräten zur Meditation oder zur Anwendung in der apparativen Kosmetik fokussiert.
Und trotzdem investieren Sie ja in den Spa-Bereich …
… ja, wir planen jährlich rund zehn Prozent des Umsatzes für die Instandhaltung und Ersatzbeschaffung in diesem Bereich ein. In diesem Jahr sind diese Investitionen hauptsächlich in die Zusammenführung des Thermal-Spa und gewisse Bereiche des medizinischen Zentrums und die Neugestaltung unserer Wellnessboutique geflossen. Damit haben wir unsere Vision einer Verschmelzung der beiden Bereiche aktiv angestossen. Der neue Bereich soll durch einen entsprechenden Neu- und Umbau in den nächsten Jahren in die Tat umgesetzt werden. Wir rechnen hier mittelfristig mit einer namhaften Investitionssumme.
Sie haben aber bereits in die Sauna-Bereiche investiert. Stichwort «Saunadorf».
2019 konnten wir das Ragazer Saunadorf mit rund 1000 Quadratmeter eröffnen. Da haben wir insgesamt rund drei Millionen Schweizer Franken investiert. Ein weiterer Umbau – in Millionenhöhe – ist zurzeit gerade in Arbeit und soll Ende September abgeschlossen sein.
Themawechsel. Welche Gästesegmente sprechen Sie mit Ihren Spa-Angeboten vor allem an?
Uns ist es wichtig, dass wir alle Gäste mit unserem Angebot ansprechen! Von den älteren Stammgästen bis hin zu den Kids der jungen Eltern, aber auch die jungen, genussaffinen Menschen. Aus diesem Grund haben wir uns auch vor einigen Jahren entschieden, gerade auch für die Kinder unser Angebot auszubauen. Wir haben einen eigenen «Family-Spa» gebaut, eine herrliche Kindervilla eingerichtet und gleichzeitig für die ruhesuchenden Gäste neue Oasen geschaffen.
Wellness war für viele Menschen in den letzten «Pandemie-Monaten» ein grosses Thema. Haben auch Sie von der Tatsache, dass viele Schweizerinnen und Schweizer im eigenen Land Ferien und Wochenenden verbracht haben, profitiert?
Ja, klar. Trotz all der schwierigen Umstände, die die Pandemie für uns als Gesellschaft mitgebracht hat, haben wir als Grand Resort die Chance erhalten, ganz vielen Schweizern zu zeigen, was Bad Ragaz zu bieten hat. Schon vor Corona zählten wir mehr als 50 Prozent Schweizer Gäste. Darauf konnten wir aufbauen. Wir sind sehr glücklich, dass wir unseren Landsleuten zeigen konnten, dass aus dem ehemaligen Kurhotel ein modernes und spannendes Health- und Lifestylehotel für alle Generationen geworden ist.
Haben sich die Bedürfnisse der Spa-Gäste während der Pandemie verändert?
Nein, nicht grundlegend. Unsere Gäste legten schon immer grossen Wert auf Qualität und persönlichen Service. Was wir aber festgestellt haben, ist, dass die Gäste ein wirkliches Abtauchen aus dem Alltag suchen. Sie treten durch unsere Tür und wollen für eine gewisse Zeit Sorgen und Ängste hinter sich lassen. Sie wollen umsorgt und gut betreut sein.
Haben Sie bereits neue Spa- oder Wellness-Projekte in der «Schublade»?
Wir würden gerne die Medizin und den Spa näher zusammenbringen. Wir prüfen verschiedene Optionen, wie wir den Spa der Zukunft aufbauen und die existierenden Synergien besser nutzen können. Dieses Zusammenrücken ist ein Thema, das uns aktuell sehr beschäftigt.
Schlussfrage: Was tun Sie persönlich für Ihre Gesundheit und Fitness?
Ich versuche, mich ganz im Sinne der Ragazer Gesundheitsphilosophie zu bewegen. Guter Schlaf, gesundes Essen (ich konnte mich bei uns coachen lassen und habe dabei viel gelernt) und regelmässige Bewegung – sei es mit Schwimmen, Wandern, Skifahren, Biken. Abgesehen davon ist die Grösse unseres Resorts – rund 70 Fussballfelder – auch gut für Bewegung, und als Hoteldirektor bin ich viel unterwegs im Resort.