Das «Kulm» in St. Moritz ist neu das beste Winterhotel im Land. Das Hotel Walther in Pontresina und das «Spitzhorn» in Saanen-Gstaad verteidigten die Spitzenplätze in ihren Kategorien. Zwölf Neue schafften den Sprung ins Rating.
Es war ein Rekordsommer für die Schweizer Hotellerie. Viel dazu beigetragen hat die Rückkehr der ausländischen Gäste in den Städten, doch auch die Ferienhotellerie trug massgeblich dazu bei, dass die Logiernächte von Juni bis September insgesamt um über drei Prozent höher waren als im bisherigen Rekordsommer 2019. Den 75 besten Hotels in den Schweizer Alpen ging es nicht nur gut, sondern sogar bestens. Nahezu alle erreichten den Stand vor der Pandemie, manche lagen darüber. Ein goldener Herbst hat die Bilanz noch mächtig aufpoliert. In Erwartung von mehr und längeren Schönwetterperioden liebäugeln manche Destinationen denn auch bereits mit einer Verlängerung der Sommersaison oder fast ganzjährigen Öffnungszeiten.
Blatt hinterlässt eine Lücke
Zweimal in Folge hat «The Chedi Andermatt» Platz eins unter den besten Schweizer Ferienhotels mit fünf Sternen belegt. Das Gesicht dieses Erfolges war während acht Jahren der geniale Marketingstratege Jean-Yves Blatt, der das grossartige Alpen-Hideaway als General Manager schnurstracks in die schwarzen Zahlen führte und «The Chedi» samt Andermatt welt-weit bekannt machte. Ende September hat Blatt sich verabschiedet. Und die Lücke, die der Hotelier des Jahres 2020 hinterlässt, ist gross.
«Tschuggen», der grosse Aufsteiger
Bestes Ferienhotel ist neu das «Kulm» in St. Moritz, ein Weltklassehotel mit schier unschlagbaren Trümpfen. Platz zwei wurde vom «Gstaad Palace», diesem be geisternden Gesamtkunstwerk, erfolgreich verteidigt. Dahinter folgt das «Tschuggen Grand Hotel» in Arosa, der grosse Aufsteiger des Jahres. Die Gründe für den Riesensatz von Rang acht auf drei: Die luxuriöse eigene Bergbahn vor dem Hotel, die direkt ins Ski-gebiet führt, ist zum absoluten Renner geworden. Das Hotel hat für viele Millionen soeben ein gelungenes Facelifting erhalten. In zwei neuen Gebäuden, die mit dem Haupthaus verbunden sind, werden im Dezember zudem atemberaubende Mountain Lofts eröffnet, die einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben. Vier Restaurants – das La Brezza mit zwei Michelin-Sternen – das famose eigene Bergrestaurant Alpen-blick, das spektakulärste Spa der Alpen und ein souveränes Management mit einem tollen Team runden das eindrückliche Bild ab.
Auch das «Mont Cervin» im Aufwind
Ebenfalls um fünf Ränge verbessert hat sich die Zer-matter Ikone «Mont Cervin Palace», die mit der neuen Führung auch neuen Schwung erhalten hat. Dank enormen Investitionen haben «Kempinski» in St. Moritz und das «Villars Palace» in Villarssur-Ollon je vier Plätze gutgemacht. In den Kategorien der besten Häuser mit vier und drei Sternen waren das Hotel Walther in Pontresina und das «Spitzhorn» in Saanen-Gstaad nicht von den Spitzenplätzen zu verdrängen. Grosse Aufsteiger mit vier Sternen sind das erneuerte und er -weiterte «Valbella Resort» in Lenzerheide und das Hotel Glacier in Grindelwald, die je fünf Ränge gewannen.
Zwölf Häuser haben erstmals (oder wieder) Aufnahme im Winterrating gefunden. Prominentester Neuling ist das im vergangenen Februar eröffnete «Six Senses» in Crans-Montana und das «Grace La Margna» in St. Moritz. Das «Grace» wurde nach fast zehn Jahren Ungewissheit mit über siebzig Millionen Franken endlich aus dem Tiefschlaf erweckt und will die St. Moritzer Luxushotellerie als zeitgemässes, cooles und ganz jährig geöffnetes Lifestylehotel ergänzen. Die Erfolgschancen stehen gut.
«Six Senses» – Gewinn für die Romandie
Das im Februar eröffnete «Six Senses» ist das erste Haus der thailändischen Kultmarke in der Schweiz. Das Resort steht für Luxus und Extravaganz vom Feinsten. Mit kleinen Einschränkungen: Wenn sich zu viele Leute um dasselbe kümmern, kommt’s selten gut. Auch die diskrete Erziehung zu mehr Nachhaltigkeit ist nicht jedermanns Sache. An die Alpenpaläste in Graubünden, im Berner Oberland und im Wallis mit ihren perfektionierten Abläufen kommt das «Six Senses» derzeit noch nicht ganz heran, aber das kann sich ändern. Ein Riesengewinn für die mit herausragenden Ferienhotels nicht eben gesegnete Romandie ist das «Six Senses» jedenfalls schon heute. Trotz exorbitanten Preisen.
So wurde bewertet
Karl Wild, «Hotelière»-Co-Chefredaktor, Buchautor und führender Schweizer Hoteltester, ist Verfasser des Ratings mit den besten Winterhotels. Er und sein Team, rund ein Dutzend Spezialisten aus Hotellerie und Tourismus sowie Vielreisende, haben alle Hotels besucht. Um die Chancengleichheit zu wahren, werden nur Hotels mit mindestens zwölf Zimmern und eigenem Restaurant berücksichtigt.
Die Bewertungskriterien
– Wertung der wichtigen Hotel- und Restaurantführer
– Qualitätskontrollen führender Hotelvereinigungen
– Investitionstätigkeit
– Gastfreundschaft
– Charisma und Innovationsfreude des Hoteliers
– Charakter und Originalität des Hauses
– Lage und Umgebung
– Wintersport- und Freizeitangebot
– Preis-Leistungs-Verhältnis
– Gästebewertungen
– Subjektiver Gesamteindruck