Die «Kulm»-Besitzer Philip und Spyros Niarchos sind die Chefs des berühmten Niarchos-Clans. Die beiden stillen Multimilliardäre haben enorme Verdienste um St. Moritz und das Engadin. Für ihre Engagements wurden sie vor vier Jahren zu Ehrenbürgern von St. Moritz ernannt.
Die märchenhafte Story, die dauerhafte – und kostspielige – Liebe zwischen der Familie Niarchos und dem schönsten Hochtal der Alpen, begann Ende der 50er-Jahre. Damals verbrachte der griechische Reeder Stavros Niarchos, einer der erfolg-reichsten Unternehmer der Welt, immer mehr Zeit in St. Moritz. 1974, nach dem Ende der Militärdiktatur, liess er sich endgültig im Bündner Nobelkurort nieder. Er richtete sich geschäftlich neu aus und wurde vom Schiffseigner zum Investor. Gut zu leben, wusste er auch. An seinen legendären Partys soll sich jeweils das Arvenholz von den Wänden gelöst haben. Mitzuhalten vermochte da nur sein früherer Gegenspieler auf den Weltmeeren, Aristoteles Onassis. Und etwas später Playboy Gunter Sachs. Ähnlich spektakuläre Feten hat es danach im ganzen Alpenraum nie mehr gegeben.
Retter von Hotels und Bergbahnen
Stavros Niarchos’ grosses Hobby war das Skifahren. 1959 baute er in St. Moritz einen neuen Skilift, der dort das ganzjährige Skifahren möglich machte. Er grün-dete die Luftseilbahnen auf Corvatsch und Piz Nair und schnappte 1970 dem Club Med das zum Verkauf stehende Luxushotel Kulm vor der Nase weg. Fortan wurde er als Retter von St. Moritz gefeiert. Nach seinem Tod im Jahr 1996 investierten die Söhne Philip und Spyros geschickt weiter. Bis heute flossen rund 200 Millionen Franken ins «Kulm». Es sind weitestgehend selbst erarbeitete Mittel, weil die Familie Niarchos sich keine Dividenden auszahlt.
Das Hotel zählt längst zu den weltweit besten Fünf-Sterne-Häusern und wurde schon mehrfach zum besten Winterhotel der Schweiz gekürt. Vor fünf Jahren liessen die Brüder Niarchos für zwölf Millionen Franken den 110 Jahre alten Pavillon im Park des Kulm Hotels renovieren. Der daraus hervorgegangene Kulm Country Club mit Lounge, Bar, Restaurant, Museum und einer Tribüne für 200 Personen ist eine Wucht. Die Familie hakte die teure Übung ab als «Geschenk an St. Moritz».
Riesensummen für wohltätige Zwecke
Im benachbarten Pontresina geriet vor bald 20 Jahren das Grand Hotel Kronenhof in Schieflage. Die Besitzer kamen finanziell an ihre Grenzen und mochten kein Geld mehr locker machen; der prächtige Alpentempel mit grosser Geschichte drohte zu vergammeln. Das freilich mochten die Niarchos-Brüder nicht mit ansehen. Zur Erleichterung nicht bloss des Engadins, sondern der ganzen Schweizer Hotellerie griffen sie in ihre Portokasse und machten aus dem «Kronenhof» wieder eines der schönsten und besten Luxushotels der Alpen. Rund 80 Millionen Franken liessen sie sich das bis heute kosten.
Erfreulich: Die Liebe des Grossvaters und der Eltern zum Engadin und zu den Hotels hat sich auf die junge Generation übertragen. Die Sprösslinge von Philip und Spyros Niarchos sind oft im Tal und kümmern sich um die vielen geschäftlichen Aktivitäten. Der älteste Sohn von Philip, Stavros Niarchos III., zwischenzeitlich als Freund von Paris Hilton in die Schlagzeilen geraten, heiratete vor drei Jahren im «Kulm» Dascha Schukowa. Es war eine sagenhafte Party mit 1200 Gästen und einer geballten Ladung Prominenz aus der ganzen Welt.
Ohne jegliche Allüren
Die Stavros-Niarchos-Foundation spendet alljährlich weltweit gewaltige Summen für Kultur, Bildung, Gesundheit und soziale Projekte. Im bevorzugten En- gadin freut dies nicht bloss Hotels und Bergbahnen, sondern auch das Museum, das Spital, ein Kloster, Kirchgemeinden und viele andere. Oft nehmen die Brüder an Sitzungen der von ihnen unterstützten Organisationen persönlich teil. Die Ehrenbürger von St. Moritz geben sich dabei freundlich, umgänglich und frei von jeglichen Allüren. Wodurch sie sich angenehm abheben von etlichen Besuchern des Oberengadins.
Luxusimperium der Superlative
Zum «Kulm» gehören auch 34 Luxusresidenzen. Sie sind zwischen 50 und 400 Quadratmeter gross und zählen zu den exklusivsten Wohnungen in der Schweiz. Sie werden ausschliesslich vermietet und bieten ein Rundum-sorglos-Paket mit vollem Hotel-service. Die Jahresmiete für die grösste Residenz beläuft sich auf knapp eine halbe Million Franken. An Mietern hat es nie gefehlt. Ebenfalls zum «Kulm» gehören ein eigener 9-Loch-Golfplatz mit Driving Range, der Kulm-Park vor dem ehemaligen Olympiastadion, Tennis- und Eislaufplätze, der berühmte Dracula Club, Dutzende von Wohnungen in mehreren Liegenschaften und einiges mehr.
Auch mehrere Mitarbeiterhäuser gehören dazu. Sie wurden in den vergangenen Jahren alle renoviert, aktuell wird das letzte Haus komplett erneuert. Ein Teil der Bobbahn und der Crestabahn zählt ebenso zum «Kulm»-Imperium wie verschiedene Moor wiesen im Stazerwald. Vor einigen Jahren ret-tete die Familie Niarchos die Bergbahnen Diavolezza und Lagalb. Dort, wie auch an den Corvatschbah-nen, hält sie heute die Aktienmehrheit. Philip und Spyros Niarchos sind die grössten privaten Grund-besitzer im Dorf mit enormen Baulandreserven.
Mit rund 1000 Mitarbeitern im Engadin gehören sie zu den grössten Arbeitgebern Graubündens.