«Hotelier»-Interview mit Matthias Winkler, Chef im Hotel Sacher Wien
Das Hotel Sacher in Wien, ein weltberühmtes und traditionsreiches Luxushaus. Bis 2019 eine Erfolgsgeschichte. Und jetzt? Sacher-Chef Matthias Winkler musste mindestens 140 Mitarbeitende entlassen. Fast 30 Prozent der Belegschaft. Wie sieht er die Zukunft der Sacher-Hotels in Wien und Salzburg?
Matthias Winkler, wirtschaftliche Ziele sind in der aktuellen Situation
obsolet. Hat die Krise eine Änderung der Positionierung der Marke
Sacher zur Folge?
Eine Positionierung von Sacher ist, dass wir in guten wie in schlechten Zeiten zu Wien und auch zu Salzburg gehören. In der Geschichte von Sacher sind alle Höhenflüge und alle Täler der Tränen ja nachzulesen.
Sacher war der grosse Treffpunkt von Kunst, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft, aber Sacher war ebenso schon pleite. Sacher hat sich in der Vergangenheit jedoch immer als krisenfest bewiesen. Wenn man zurückblickt und nachforscht warum, dann waren es letztlich die Persönlichkeiten, die hier gearbeitet haben und die für das Haus verantwortlich waren. Persönlichkeiten wie Anna Sacher oder meine Schwiegermutter, die das Hotel nicht als Nummer-1-Haus übernommen hat, sondern es erst dazu gemacht hat. Und dann der rechtzeitige Übergang zur nächsten Generation. Sacher hat viel richtig gemacht.
Die Hotels in Wien und Salzburg auf unbestimmte Zeit ganz zu schliessen – war das in der aktuellen Krise schon ein Thema?
Man könnte jetzt in Trauer, Sorge, Angst und Depression erstarren oder versuchen, gegen Corona zu kämpfen. Nichts davon wird zu einem besseren Ergebnis für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Gäste führen. Wie immer in der Geschichte, konzentrieren wir uns darauf, was wir daraus lernen und daraus machen können. Wir haben schon zu Beginn der Krise die Zeitrechnung auf null gestellt. Was vorher war, mag uns ein bisschen Sicherheit geben, aber die Chancen liegen in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit. Das ist der erste, wichtige, jedoch schmerzhafte Schritt, weil man sich nicht mehr nur auf das verlassen kann, was einen immer – scheinbar – stark gemacht hat.
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