Der Milliardär und Microsoft-Gründer hat die Mehrheit an Four Seasons erworben Für 2,2 Milliarden US-Dollar hat der Microsoft-Gründer und Multimilliardär Bill Gates Anfang September die Mehrheit an Four Seasons Hotels & Resorts übernommen. Warum investiert Gates in Luxushotels? Was steckt hinter dem Milliarden-Deal?
Noch im November 2020 sagte Bill Gates einen «dramatischen» Einbruch bei Geschäftsreisen voraus. Die Covid-Pandemie werde das Verhalten der Menschen nachhaltig verändern, sagte der Amerikaner auf einer Veranstaltung in New York. «Meine Prognose ist, dass die Hälfte der Geschäftsreisen nicht mehr stattfindet.»
Keine zehn Monate später fällt Gates nun eine überraschende Entscheidung: Mit seiner Investmentfirma Cascade erwirbt er für 2,2 Milliarden Dollar die Mehrheit an der Luxushotelkette Four Seasons Hotels & Resorts. Schon zuvor gehörte ihm knapp die Hälfte des Unternehmens, jetzt hat er mit 71 Prozent das Sagen.
Wert von Four Seasons:
zehn Milliarden Dollar
Geschäftsreisende sind eine wichtige Zielgruppe für hochpreisige Hotels. Allerdings konnte Four Seasons den Rückgang durch neue Kundengruppen wie wohlhabende Touristen ausgleichen, wie Daten der Branchenplattform STR zeigen. Danach erlöst Four Seasons derzeit pro verfügbarem Zimmer 207 Dollar, genauso viel wie 2019.
Mit der Übernahme durch Gates kommt die Hotelkette auf eine Gesamtbewertung von zehn Milliarden Dollar. Die Anteile erwarb Gates vom saudischen Prinzen Al-Walid bin Talal, der nach dem Verkauf mit seiner Kingdom Holding immer noch knapp 24 Prozent an Four Seasons hält. Die restlichen Anteile von fünf Prozent gehören dem Hotelgründer und Chairman Isadore Sharp.
Erster grosser Deal nach der Scheidung
Es ist der erste grosse Deal von Gates nach seiner aufsehenerregenden Scheidung von Melinda Gates. Offensichtlich glaubt der Microsoft-Gründer trotz Pandemie langfristig an die Rückkehr von Ferienreisen und eine Erholung des Hotelgeschäfts. Dazu könnte der Impffortschritt beitragen: Mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung unterstützt der 65-Jährige die Forschung an Impfstoffen gegen Covid-19 und auch deren Herstellung.
Die grosse Expansion ist in Sicht
Für Gates ist Four Seasons bislang eine gute Investition. Zusammen mit Al-Walid bin Talal übernahm er die Hotelkette im Jahr 2007 für 3,4 Milliarden Dollar. Mit dem Verkauf von 24 Prozent der Anteile erzielte der Prinz laut der Kingdom Holding einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar. Auch die Anteile von Gates haben demnach deutlich an Wert gewonnen.
Four Seasons betreibt weltweit aktuell 121 Hotels und 46 Residenzen mit Wohnun-gen. Die Zeichen stehen auf Expansion, 50 neue Projekte werden derzeit entwickelt. Laut dem «Wall Street Journal» gab es Spannungen zwischen der Gates-Firma Cascade und der Prinzen-Holding Kingdom über das Wachstumstempo.
Analysten kritisierten zuletzt, dass Four Seasons in Schlüsselmärkten wie New York und Boston weitere Hotels unter gleichem Namen eröffnet hatte. Das untergrabe den exklusiven Anspruch der Stammhäuser. Aber die Analysten sehen auch Raum für Wachstum in Lateinamerika.
Saudischer Prinz steigt aus dem Hotelgeschäft aus
Für den saudischen Prinzen Al-Walid bin Talal ist der Verkauf seiner Anteile an der noblen Hotelkette nicht der erste lukra-tive Tourismusdeal. Im Jahr 2018 hatte er bereits die Mövenpick Hotels für 482 Millionen Euro an den französischen Konkurrenten Accor verkauft.
Zuletzt war Al-Walid bin Talal, der zu den reichsten Menschen der Welt zählt, in seiner Heimat mit einem Korruptionsskandal in die Schlagzeilen geraten. Insgesamt 381 Menschen waren im Zuge einer Antikorruptionskampagne des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman festgenommen worden. Der Prinz selbst war erst kurz vor dem Abschluss des Deals mit Gates aus einem langen Hausarrest entlassen worden.
In einem Interview mit dem US-Sender Fox News sagte der Prinz, seine Inhaftierung sei «vergeben und vergessen». Er gilt als einer der meinungsstärksten saudischen Royals und hat sich lange für eine Stärkung der Frauenrechte starkgemacht. Gates’ Investmentfirma Cascade lehnte es ab, sich über die Pressemitteilung hinaus zu äussern. Das Unternehmen investierte erstmals 1997 in Four Seasons. Der Abschluss der Transaktion wird für Januar erwartet, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen.
Die Geschäfte des Prinzen
Der 66-jährige Milliardär Al-Walid ist ein international bekannter Geschäftsmann sowie der Gründer der Holding, die unter anderem in Hotelketten, Immobilien und an den Finanzmärkten investiert hat. Nach Angaben von Bloomberg verfügt Al-Walid über ein Privatvermögen von mehr als 18 Milliarden Dollar, was ihm Rang 109 auf dem Bloomberg-Billionaires-Index einbringt. Zu seinen Investments zählen demnach Citigroup, Snap, Lyft und Twitter.
Der Fonds Cascade von Bill Gates
Der Investmentfonds Cascade Investment legt Vermögen von Bill Gates an. Gates ist laut Wirtschaftsmagazin «Forbes» mit 133 Milliarden Dollar der viertreichste Mensch der Welt. Der Microsoft-Gründer hatte den Fonds im Jahr 1995 gegründet, der in zahlreiche Unternehmen investiert. Die Hotelkette Four Seasons wurde 1960 gegründet und betreibt derzeit 121 Hotels und Resorts in 47 Ländern. Über die Gründe für das verstärkte Engagement von Gates wird spekuliert. Die Hotelbranche erlebt wegen der Corona-Pandemie schwere Zeiten. Experten zufolge ist es aber nicht ausgeschlossen, dass die Branche deshalb vor einer signifikanten Erholung steht, an der Gates partizipieren möchte. So hatte die Hotelkette Hyatt vor wenigen Wochen das Luxussegment ausgebaut und in einem Deal über 2,7 Milliarden Dollar den Betreiber von Luxus-Ressorts, die Apple Leisure Group, übernommen.
Quellen & Copyright: Handelsblatt (Deutschland), September 2021, Wall Street Journal, Sept. 2021