Wellness-Trends in der Hotellerie (2021/22) – Trotz Corona-Pandemie und Hygiene-Massnahmen: Wellness liegt nach wie vor im Trend. Über die Hälfte der Deutschen, Österreicher und Schweizer planen in der Post-Corona-Zeit Wellnessreisen oder Wellnessaufenthalte in Hotels. Die Auszeiten im Hotel werden länger, sind allerdings mit hohen Erwartungen verbunden. Hinzu kommen zahlreiche kleine Wellnesspausen in Day Spas und Thermen. Wie aber lauten die Trends für die Jahre 2021 und 2022?
Mit jedem Wellnessangebot in der Hotellerie werden spezifische Erwartungen und Gewohnheiten verbunden. So geht es im Wellnesshotel vor allem um ganzheitliche Wellnesserlebnisse und um gemeinsame Zeit mit dem Partner. Gleichzeitig begleiten aber auch immer häufiger Kinder die Eltern in den Wellnessurlaub. Gebucht werden die Reisen in Zukunft zu einem noch grösseren Teil im Internet. Die Generation Y – das heisst die Gäste von morgen – kaufen auch Wellnesserlebnisse vorzugsweise online.
Die Wellness-Trends 2021/22 zeigen die neusten Entwicklungen im deutschsprachigen Wellnessmarkt. Grundlage sind aktuelle Umfragen unter 1439 Wellnessinteressierten und 133 Wellnesshoteliers sowie Auswertungen des GfK Travel-Scope (eine Langzeitstudie zur Analyse des Reisemarktes) durch die Hotelkooperation Wellness-Hotels & Resorts.
Wellnessreisen sind Trend – und werden länger
Mehrtägige Wellness-Auszeiten sind 2020 stark gewachsen und haben ein Umsatzplus von 12,8 Prozent erzielt – vor allem in der Schweiz, wo die Hotels während der Pandemie stets offen waren. Jeder dritte Schweizer erachtet heute den Wellnessurlaub für sich selbst als attraktive Reiseart. Noch mehr Befragte (53 Prozent) finden, dass Wellnessreisen voll im Trend liegen. «Schauen wir die Marktentwicklung an, so zeigt sich, dass Wellness aber weit mehr als eine kurzfristige Mode ist», so Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts. «Seit inzwischen zwanzig Jahren ist Wellness auf dem deutschsprachigen Markt etabliert und die Nachfrage nach Wellnessleistungen im Hotel steigt kontinuierlich. Ein Ende ist nicht in Sicht».
Jährlich zwei oder mehr Wellnessurlaube
Ein Viertel der Menschen, die Wellness als trendig empfinden, haben selbst noch keine Wellnessreise gemacht. Das Potenzial ist gross, diese als neue Gäste zu gewinnen. Wachstum erfährt die Branche ausserdem vor allem dadurch, dass immer mehr Menschen immer mehr und immer länger Wellness-Angebote in Anspruch nehmen. Über die Hälfte der Wellnessreisenden (52 Prozent) macht jährlich zwei oder mehr Wellnessurlaube. Die Tendenz dabei geht zu längeren Aufenthalten. «Das Wellnesswochenende mit zwei bis drei Übernachtungen wird zwar noch am häufigsten gebucht, längere Reisen nehmen jedoch stark zu», so Roland Fricke, Geschäftsführer von beauty24: «Fünf- bis achttägige Wellnessauszeiten haben 2019 um 27 Prozent zugenommen.» Über zwei Drittel der Befragten (67,7 Prozent) geben ausserdem an, dass sie künftig an Wellnessurlauben interessiert sind, die länger als nur ein Wochenende dauern.
Wellness mit Kind und Kegel
Familien galten lange als Exoten im Wellnesshotel. Jetzt sind sie die am stärksten wachsende Gästegruppe der befragten Hoteliers (und machen derzeit 17,5 Pro-zent der Gäste aus). An erster Stelle stehen immer noch die Paare, die seit Jahren gut die Hälfte der Gäste in den Hotels ausmachen. Der Wellnessurlaub ist also weiterhin vor allem «Zeit zu zweit», es zeigt sich jedoch grosse Bewegung im Markt. Familien-Wellnesshotels erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Und das, obwohl vor zwei Jahren noch 59,1 Prozent der Gäste angaben, dass sie ein Wellnesshotel ohne Kinder bevorzugen würden. Eltern möchten heute die oftmals beruflich bedingt knappe Freizeit einfach gemeinsam mit ihren Kindern verbringen. Trotzdem sollen im Urlaub alle auf ihre Kosten kommen. Wellnesshotels, in denen die Kinder stundenweise gut betreut sind und die Erwachsenen währenddessen Zeit für sich im Spa geniessen können, sind daher eine immer öfter gewählte Option.
Schönheit oder Entspannung? Alles zu seiner Zeit!
Der Wellnessgast nutzt heute vielfältige Wellnesseinrichtungen und hat für jede Art der Wellnessauszeit seine ganz eigene Motivation. In der Therme möchte man sich vor allem einen Tag frei nehmen und kurzfristig entspannen (57,6 Prozent). Die Nutzung der Pool- und Saunalandschaft steht hier im Vordergrund. Im Day Spa will der grösste Anteil der Befragten (32,1 Prozent) etwas für die Schönheit tun.
Gemeinsam mit dem Partner im Wellnesshotel
Die höchsten Erwartungen stellen Reisende aber an das Wellnesshotel. Gemeinsame Zeit mit dem Partner verbringen (50,4 Prozent), aber auch Anwendungen geniessen (37,6 Prozent), sowie etwas für die Schönheit und die Entspannung tun (jeweils 35,2 Prozent) sind dort wichtige Aspekte. Entsprechend sind den Gästen bei einem Besuch im Wellnesshotel Rückzugsorte zum individuellen Entspannen (78,9 Prozent) sowie Massagen und physiotherapeutische Anwendungen (76,6 Prozent) am wichtigsten.
Pools und Saunalandschaft (je 75 Prozent) sind ebenfalls von grosser Bedeutung. Und nicht zuletzt werden auch kosmetische Anwendungen, Fitnessangebote, Informationsveranstaltungen und Seminare sowie Private-Spa-Suiten von über der Hälfte der Befragten im Wellnesshotel gewünscht.
Top-Service im Wellnesshotel
Wer Wellnessurlaub im Hotel macht, möchte ein Rundum-Sorglos-Paket. Die Ansprüche der Gäste an Wellnesshotels sind deutlich höher als an andere Wellnessanbieter oder Hotels ohne Wellness-Angebote. Fast alle Befragten (94 Prozent) erwarten in einem Wellnesshotel einen gehobenen Service. 74,8 Prozent wünschen sich Wellness-Arrangements, in denen alle Leistungen inklusive sind. Dafür sind die Gäste auch bereit, einen höheren Preis ™ zu zahlen. Ausserdem werden Angebote, welche die Zeit im Wellnesshotel verlängern, gerne wahrgenommen. Sei es beim Early Check-in oder beim Late Check-out: Wichtig ist, dass diese die Nutzung des Wellnessbereichs einschliessen. Zusätzlich bietet ein Grossteil der befragten Wellnesshoteliers (75,2 Prozent) eine Day Spa-Nutzung ihres Wellnessbereichs an. «Für einen halbtägigen Aufenthalt dort sind die meisten Gäste bereit, bis zu 50 Euro zu zahlen», weiss Daniela Briceño Schiesser von der GfK. «Die absolute Schmerzgrenze liegt bei 100 Euro».
Die Generation Y kommt …
Immer mehr Wellnessreisen werden online gebucht. Aktuell liegt der Anteil bei 53 Prozent und in den nächsten Jahren ist mit einer deutlichen Zunahme dieses Wertes zu rechnen. «Der Wellnessgast von morgen bucht online und mobil», so Roland Fricke. «Die Generation Y klebt am Smartphone, überall und jederzeit ist da das Motto. Das gilt nicht nur für die Informationssuche, sondern es wird immer wichtiger, auch die passende Reise schnell und unkompliziert kaufen zu können.»
Aktuell generieren die älteren Generationen den grössten Umsatz für den Wellnessmarkt. Menschen ab 65 Jahren sind in dieser Hinsicht die bedeutendste Reisegruppe für Wellnesshotels, gefolgt von den heute 50- bis 64-Jährigen. Beide Gruppen buchen Wellnessreisen zu einem Grossteil offline. Die Wellnessgeneration der Zukunft ist jedoch ganz klar die sogenannte Generation Y (Jahrgänge 1982 bis 1996). Diese machen heute zwar noch einen relativ kleinen Teil der Wellnessreisenden aus (14 Prozent), zeigen aber ein Marktwachstum von 53 Prozent. Zu fast drei Vierteln bucht die Generation Y ihre Wellnessreisen online.
Wellness ist in allen Generationen fest verankert
Egal wie alt die Reisenden sind, eines haben sie jedoch gemeinsam: Der Wellnessurlaub wird direkt beim Hotel oder beim Reiseportal des Vertrauens gebucht. 84 Prozent aller Buchungen werden auf diese Weise getätigt. Die Auswahl an Optionen für eine Wellnessauszeit ist dabei so breit wie nie.
Allein im Segment der Wellnesshotels finden Jung bis Alt genauso wie Singles, Paare und Familien auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete Angebote. «Um die Zukunft von Wellnessreisen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen», ist Michael Altewischer überzeugt. «Gesundheit, die Spass macht, gehört im Urlaub genauso wie im täglichen Leben einfach dazu. Wellness ist heute in allen Generationen fest verankert.»
Über die Wellness-Trends 2021/22
Für die Wellness-Trends 2021/22 haben beauty24 und die Wellness-Hotels & Resorts zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 2021 zwei Online-Umfragen durchgeführt. An der Gästebefragung nahmen 2566 Wellness-interessierte Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil, die Expertenbefragung wurde von 154 Wellness-Hoteliers im DACH-Raum beantwortet.
«Wellness ist nicht länger ein Luxusgut»
Wellness-Experte Michael Altewischer über Spa-Trends – Wie ist es um den weltweiten Wellnessmarkt in Zeiten der Pandemie bestellt? Michael Altwischer von den Wellness-Hotels & Resorts über die jüngsten Entwicklungen in Asien, Afrika und Europa.
Michael Altewischer, Sie sind Experte für den deutschsprachigen Wellnessmarkt: Was sind dort momentan die wichtigsten Themen?
Das ist im Moment immer noch Covid-19. Die Wellnessmärkte waren oder sind weltweit stark von der Pandemie betroffen. Interessant ist, wie unterschiedlich einzelne Länder oder Regionen auf die Pandemie reagiert haben, besonders in Bezug auf Wellnessreisen und -dienstleistungen. Darüber hinaus gibt es gerade jetzt einige Themen, die global immer wichtiger werden. Wie hier im deutschsprachigen Raum lässt sich zum Beispiel in Afrika ein steigender Bedarf an Mental-Wellness-Angeboten beobachten. Hier wie dort nimmt die Bereitschaft zu, aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun, ebenso wie die Sehnsucht der Wellnessgäste nach möglichst viel Zeit an der frischen Luft.
Wie wird sich der europäische Wellnessmarkt nach der Pandemie weiterentwickeln?
Viele Experten sind davon überzeugt, dass die Menschen sich nach der Pandemie vor allem nach Freiheit wie zu den Zeiten vor Covid-19 sehnen. Sie möchten endlich wieder ihr «normales Leben» führen. Wellnessangebote werden daher noch mehr gefragt sein. Vielen Menschen ist dabei eine ganzheitliche Betrachtung wichtig, sowie eine Rückbesinnung auf ursprüngliche Methoden, traditionelle Rituale und lokal hergestellte Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen.
Wie sieht es in Asien aus – entwickelt sich die Situation dort ähnlich wie in Europa?
Insgesamt zeigt man sich in Asien grundsätzlich optimistisch, da Wellness als Urlaubsangebot dort nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. In China ist inzwischen fast wieder Normalität eingekehrt. Besonders die Bewegungs- oder Fitnessangebote sind dort beliebt. Doch es gibt auch schlechte Nachrichten: Aufgrund der Pandemie reisen 30 bis 50 Prozent weniger Touristen als sonst nach Asien. In Thailand beispielsweise haben viele Wellnesseinrichtungen schliessen müssen. 35 Prozent davon werden nicht mehr öffnen. Die Folgen des Lockdowns und der internationalen Reiseverbote machen sich also auch im asiatisch-pazifischen Raum drastisch bemerkbar.
Wie lassen sich diese Verluste auffangen?
Ähnlich wie bei uns: Neue Arrangements und funktionierende Hygienekonzepte müssen den Gästen Sicherheit vermitteln, damit ihr Vertrauen in die Ferienregionen wieder gefestigt wird.
Welche weiteren Trends sind aktuell?
Ingo Schweder, Gründer & CEO von Goco Hospitality, hat beim Expertenforum Wellness auf der ITB einen beeindruckenden Beitrag gebracht: Nachhaltigkeit ist ja schon länger ein Trend, der sich auch weiterhin hält. Durch die Pandemie noch wichtiger geworden, ist das Bewusstsein für das körperliche und geistige Wohlbefinden. Die in Wellnesseinrichtungen, -anlagen und -gebäuden verwendeten Materialien sollten sich gut anfühlen und möglichst aus lokalen Ressourcen stammen, ausserdem sollten sie umweltschonend hergestellt werden und gesundheitsförderlich sein. Aspekte wie Energieeffizienz und die Qualität von Luft und Wasser rücken zusätzlich in den Fokus. Zusammen mit der allgemeinen Sehnsucht nach einem gesunden Leben entwickeln sich Wellness-Communities weg von absoluten Luxusprojekten, hin zu Gemeinschaften, die für immer mehr Menschen zugänglich werden. Mit den hohen Qualitätsansprüchen geht also auch eine stärkere Nahbarkeit von Wellness einher.
Ziehen wir den Kreis etwas kleiner: Wie sieht denn der europäische Wellnessmarkt aktuell aus?
Wie wir alle sehen konnten, mussten die europäischen Märkte im vergangenen Jahr hauptsächlich vom heimischen Tourismus leben. Besonders in Nordeuropa haben die Inlandsreisen zugenommen und werden höchstwahrscheinlich auch nach dem Ende der Pandemie beliebt bleiben. Trotz dieser herausfordernden Zeit sieht zum Beispiel Dr. László Puczkó, Gründer von «Health Tourism Worldwide», auch Chancen – es bleibt abzuwarten, welche neuen Möglichkeiten sich für die Wellnessbranche eröffnen. Fest steht, dass Wellness nicht länger als Luxusgut gilt, sondern als Lebensstil in den Köpfen aller ankommt. Die Menschen möchten bewusst gesundheitlich orientierte Wellnessangebote wahrnehmen und freuen sich, von diesen profitieren zu können – erst recht nach der Pandemie.
Wie wirkt sich die Krisensituation auf den Wellness-Tourismus aus?
Wellness ist kein kleines Nischenprodukt mehr, das gilt für alle Kontinente. László Puczkó hat dazu eine spannende Studie veröffentlicht, die ihren Blick auf die Zeit nach Covid-19 richtet. Darin stellt er unter anderem fest, dass die Gäste zunehmend Wert auf Medical-Wellness-Angebote und naturbasierte Anwendungen legen. Insgesamt wächst das Interesse an Wellnessreisen weiterhin – Europa nimmt dabei eine führende Position ein. Auch nach Covid-19 werden kurze Anreisewege willkommen sein, was für ein verändertes Reiseverhalten sorgt. So wirkt sich die Pandemie ebenfalls auf die Buchungsentscheidungen der Wellnessgäste aus: In Zukunft werden diese mit deutlich weniger zeitlichem Abstand zum Reisedatum getroffen werden.
Quelle und Erstabdruck: AHGZ, Frühjahr 2021
Michael Altewischer (60) ist geschäftsführender Gesellschafter in der Zentrale der Wellness-Hotels & Resorts GmbH. Seine Schwerpunkte liegen in der Wellness-Betriebsplanung und der betriebswirtschaftlichen Führung von Spa-Abteilungen. Ehrenamtlich ist er Beiratsmitglied des Hotel Verbandes Deutschland (IHA) und dort mitverantwortlich für das Segment Wellness-Hotellerie.