Wo steht die Schweizer Hotellerie nach Corona?

Wo steht die Schweizer Hotellerie nach Corona?

STR-Hospitality-Manager Robert Bauer über den Schweizer Hotel-Markt während und nach der Covid-Krise – Die Pandemie hat gezeigt, dass die Schweiz ein solider Hotelmarkt ist und sich im internationalen Vergleich stabil ­positioniert hat, schreibt der STR-Hospitality-Manager Robert Bauer. Wo steht die Schweizer ­Hotellerie nach der ­Pandemie? Wie sieht die unmittelbare Hotel-Zukunft aus?



Die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) hat über die letzten Jahre stetigen Zuwachs an RevPAR (Revenue per Available Room) erwirtschaftet. Das Jahr 2019 war ein Rekordjahr mit höchster RevPAR-Jahresauslastung seit der Datenerfassung durch STR. Dieser Trend wurde allerdings durch den Ausbruch der Covid-Pandemie gestoppt. Die DACH-Region muss­­te in den Jahren 2020 und 2021 deutliche Ein­bussen verzeichnen. Im Gesamtjahr 2020 und der Zu­­sammenfassung von 2021 bis August fallen die Be­­legungszahlen unter 30 % im Vergleich zu 2019, das eine Auslastung von über 70 % ausweisen konnte.



Globaler Effekt durch die Pandemie (2020 und 2021)


Besonders die Lockdown-Phasen, inter­nationale Reisebeschränkungen sowie die Absagen von Events und Konferenzen als Präventivmassnahmen der Pandemieeindämmung haben der Hotellerie und der Tourismusindustrie zugesetzt. Als direkte Folge dieser Ereignisse waren Hotels zeitweise durch Beherbergungsverbote verpflichtet (Österreich und Deutschland), oder durch Stornierungen angeleitet, temporär zu schliessen. Während der ersten Lockdown-Phase in Europa im zweiten Quartal 2020 waren zeitweise nur 33 % der Sample-Verfügbarkeiten als geöffnet gelistet. Diese Zahl inkludiert auch Hotels, die als sogenannte Quarantäne-Häuser oder Personal-Unterkünfte für Pflegefachpersonal und Ärzt:innen in den kritischsten Pha­­sen dienten. Im dritten Quartal – einhergehend mit niedrigeren Inzidenzwerten und Lockerungen in Reisebeschränkungen – haben viele Hotels ihre Tore wieder aufgemacht und damit auch zu einer saisonalen Erhöhung der Auslastungen beigetragen. 2021 hat im Vergleich zu 2020 das gesamte erste Halbjahr des Jahres mit der Pandemie gerungen. Der Zuwachs an Nachfrage sowie der Effekt der Impfkampagnen und weitereichend verfügbaren Teststationen hat ermöglicht, dass sich bis September die Zahl an geöffneten Hotels fast wieder auf Vor-Pandemie-Level normalisiert hat. Deutschland und die Schweiz haben 2021 ihre Hotels über dem europäischen Durchschnitt wieder geöffnet.



Pandemie führt zu deutlichem Rückgang der Buchungen


Verglichen mit dem Zeitraum Januar bis August 2019 spürten die DACH-Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz einen Einbruch der Gesamtauslastungen von –51,6 % im Jahr 2020 und –60,8 % im Jahr 2021.


Mit Blick auf die Schweiz gab es zwar deutliche Buchungseinbussen von 47,5 % im Jahr 2021, dennoch waren Unterschiede in den Auslastungen besonders marktabhängig. Durch den Wegfall von Konferenzen, Events und internationalen Geschäftsreisen waren die Städte stärker betroffen, als die Feriendestinationen. Auf der positiveren Seite wurden mit diesen Lücken aber auch andere Stärken sichtbar. Die regionalen Auslastungen und vor allem der Freizeitsektor in der Schweiz konnten den Trend etwas abfedern. Das Reisebedürfnis war nach dem ersten Lockdown und den Sommermonaten wieder hoch. Viele Schweizer haben durch die Pandemie die inländischen Freizeitregionen besser kennengelernt und dadurch dem Defizit an internationalen Touristen wirksam entgegengesteuert.




Sehr gute Auslastungen in den Ferien-Destinationen


Besonders in der Ferienzeit 2021 stiegen ab Mitte Juni die Auslastungen deutlich. Trotz vieler kurzfristiger Buchungen wurde be­­sonders in den Ferienregionen, aber auch in den Städten, ein Auslastungszuwachs vermerkt. Hervorzuheben sind im Zeitraum Juni bis August Freizeitdestinationen wie Wallis (+11,8 %), Graubünden (+11,4 %) oder Tessin (+18,4 %), die einen markanten Zuwachs gegenüber dem Sommer 2020 verzeichnen konnten. Im selben Zeitraum – verglichen mit 2019 – haben das Tessin und das Wallis ihren Belegungsdurchschnitt sogar übertroffen.



Positive Entwicklung in den Städten, aber


Die Städte Genf, Zürich, Bern und Luzern haben sich zwar – gegenüber 2020 – positiv über den Sommer 2021 gesteigert, waren als Städte aber auf einem niedrigeren Ni­veau als die Ferienregionen. Der Belegungsdurchschnitt im gleichen Dreimo­natszeitraum Juni bis August 2021 beträgt 43 % bis 51 %. Dieses niedrigere Niveau kam vor allem durch Abwesenheit von in­­ternationalen Geschäftsreisen zustande.

Als Folge der Pandemie-Verluste haben die Hotels den Fokus generell auf die Auslastung gelegt. Sie konnten dabei aber die Preislage stabil halten. Schweizer Hoteliers haben dabei einen ADR-Preisanstieg von 5,8 % gegenüber 2019 erreicht.



Gruppen und Events generieren langsam wieder Buchungen


Seit dem Beginn der Pandemie waren Grup­­penbuchungen weitgehend verschwunden. So waren im Januar 2021 Gruppenbuchungen anteilsmässig fast nicht existent. Seit Juni 2021 verzeichnet man wieder stetige, aber langsam ansteigende Gruppenbuchungen. Mit dem Zuwachs im europä­ischen Impfprogramm und den 3G-Regeln (ge­­impft, genesen, getestet) haben Reisen­de wieder mehr Gewissheit und Planungsoptionen für ihre Reisen – auch Veranstaltungen verzeichnen wieder Zuwachs – natürlich unter Auflage von Hygienekonzepten. Dadurch erklärt sich nicht nur der generelle Anstieg an Auslastungen seit Juni, sondern auch der prozentuale An­stieg an Gruppenbuchungen. In der letzten Augustwoche 2021 machten Gruppen­buchungen einen Höchstwert von 18 % der Zimmerauslastung aus.

Unsere STR-Prognosen gehen davon aus, dass Veranstaltungen wieder zurückkommen und zu mehr Buchungen in der Hotellerie führen.



Verlangsamte Erholung der DACH-Märkte


Die Pandemie hat gezeigt, dass die Schweiz ein solider Hotelmarkt ist und sich im internationalen Vergleich stabil positioniert hat. Vor allem die Sommermonate zwischen Juni und August 2021 machen deutlich, dass Reisen wieder möglich ist, vor allem im inländischen Markt. Bis sich Geschäftsreisen wieder auf einem inter­nationalen Level einpendeln, wird noch einige Zeit vergehen. Auch hat die Rückkehr von Veranstaltungen und Gruppen noch viel Luft nach oben, um das Niveau von 2019 zu erreichen. Der erwartete An­­stieg von Geschäftsreisen wird vor allem auch das Event- und Gruppensegment antreiben. Im Event- und Konferenz-Be­­reich gibt es bereits positive Anzeichen, dass regionale und internationale Veranstaltungen im zweiten Halbjahr in einem gewissen Rahmen wieder durchgeführt werden können.

In den Städten werden die Durschschnittsraten von 2019 erst 2023 wieder erzielt, das RevPAR-Niveau 2019 wird erst 2025 wieder erreicht.



Die Zeichen in der Hotellerie stehen auf Wachstumskurs


Während sich die Hotelauslastungen langsam und stetig in Richtung Vorpandemie-Niveau steigern, ist auch die Pipeline an Hotelprojekten konstant vertreten. Die DACH-Länder werden in den Folgejahren ein Wachstum von 11 % bis 13 % auf die derzeitig verfügbaren Zimmer verzeichnen. Um die Erholungskurve genau zu verfolgen und zu verstehen, empfiehlt es sich, die aktuellen Leistungen von 2021 mit 2019 zu vergleichen. Wie die Performance-Daten gezeigt haben, gibt es weitreichende Elastizität zwischen den Märkten, aber sehr positive Entwicklungen. Die Schweiz ist ein gutes Beispiel, wie Zimmerauslastungen und Ratenentwicklungen mit den Bedürfnissen der Reisenden korrespondiert haben. Dies kann auch als positives Zeichen für die nächste Wintersaison gedeutet werden.



Was steckt hinter STR?

Das 1985 gegründete Unter­nehmen STR bietet fundierte Benchmarking-Daten sowie ­Analysen und gewährt wichtige Markteinblicke für Unternehmen der globalen Hospitality-Branche. STR wurde im Oktober 2019 von der CoStar Group, Inc. (NASDAQ: CSGP) als Sparte des Konzerns übernommen. Das STAR-Benchmarking ist ein einfaches, ­web-basiertes Tool, das einzelnen Betrieben tagesaktuelle ­Vergleiche der Zimmerauslastung, des Zimmerpreises, des RevPAR und der Entwicklung des Marktanteils ermöglicht. STR unterstützt dabei als neutraler Mittler zwischen den Betrieben und garantiert die Anonymität der bereitgestellten Daten.


Wer ist Robert Bauer?

Robert Bauer arbeitet seit 2013 bei STR. Er hat über 16 Jahre Erfahrung in der Hotellerie gesammelt, in Europa, Asien und Afrika studiert und ge­­arbeitet. Er ist Manager im Bereich Business Intelligence des R&D- und Analysis-Teams. Bauer entwickelt neue Datenmodellierungslösungen, Visualisierungen und Innovationen für zukünftige Produkte. Er hat einen Abschluss in Hospitality Management von der Hotelschool The Hague sowie einen MSc in Management mit Fokus Business Innovation von der University of London. Er arbeitet im STR-Büro in München.








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