Das Dornröschenschloss wurde wachgeküsst. Der berühmte grosse Park mit alten Bäumen aus der ganzen Welt war verwildert. Im Schloss mussten alle dunklen und verwinkelten 29 Räume renoviert und neu geplant werden. Jetzt kann man sich der Magie des Hauses nicht mehr entziehen.
Die Innenarchitektin Iria Degen war in diesem Schloss vor Jahren an die Hochzeit eines Freundes eingeladen. Umso grösser war ihre Freude über den Anruf der neuen Betreiber, des Schweizer Hotelierpaares Rolf und Andrea Bertschi-Witmer in Dubai.
Sabran, nahe des bekannten Mont Ventoux, ist touristisch noch wenig erschlossen. Es ist daher unabdingbar, dass auch die Menschen der Umgebung kommen und sich wohlfühlen. Das immer geöffnete Tor symbolisiert die Zugänglichkeit; die Düfte der Zedern, das Licht und die Ruhe des Parks sind wie eine warme Umarmung.
Die Vergangenheit des Schlosses ist faszinierend. Der Seidenunternehmer Alexandre Eugène Collain baute es, mit Nebenräumen und Bepflanzung der Parkanlagen, von 1858 bis 1892 für seine Familie. Er war täglich auf der Baustelle anzutreffen und eröffnete 1875 Montcaud mit einem grossen Empfang. Er sammelte, wie zu jener Zeit üblich, die schönsten Bäume der Welt. Viele dieser geheimnisvollen und zum Teil unbekannten Baumriesen stehen heute noch im Park, umgeben von Wasserspielen und Springbrunnen, und machen die Anlage zu einem magischen Ort.
Zu neuem Leben erweckt
In der späteren Zeit sah das Schloss mehrere Besitzer, es war auch schon früher ein Hotel und gehörte zur «Relais & Châteaux». Seit 2014 war es verwaist und geschlossen, bis der Schweizer Industrielle und Vater von Andrea Bertschi es kaufen konnte. Da stand Iria Degen nun vor der Aufgabe, das erste Schloss ihres Lebens zu renovieren und ihm seine Eleganz zurückzugeben. Einige der antiken und teilweise sehr wertvollen Möbel konnten übernommen und vom lokalen Schreiner restauriert werden.
Das neue Mobiliar darf nicht in Konkurrenz dazu stehen, muss also eher schlicht und zeitgemäss sein. Es war ihr wichtig, dem Haus seine Grundwerte zurückzugeben, seine einfache ländliche Eleganz ohne jegliches Bling-Bling oder dekorative Effekthascherei. Manches wurde durch bestehende Vorschriften bestimmt, so auch die Anzahl Lux im repräsentativen Treppenhaus. Dennoch wollte man die Treppenstufen nicht von unten beleuchten und suchte nach einer anderen harmonischeren Lösung. Ebenso für das Verlegen von Leitungen und von Verteilern, ohne dass die alten Stuckdecken tangiert wurden.
Eine fruchtbare Zusammenarbeit
Gemeinsam mit der lokal ansässigen Interior-Designerin Sophie Petit wurde Iria Degens Projekt umgesetzt. Die beiden kennen und schätzen sich, seit sie gemeinsam in Paris im Studio von Andrée Putman arbeiteten, und genossen die erneute Zusammenarbeit. Die Hotelzimmer sind in unterschiedlichen subtilen Farben gehalten. Grosse monochrome Seidenbilder erinnern an den ersten Schlossbesitzer, «objets trouvé» von den regionalen Antiquitätenmärkten zeugen von der Herkunft und der Tradition der Gegend.
Der Grundstein für ein neues langes Leben ist gelegt. Ein Spa-Bereich im Sinne eines «Atelier de Beauté» ist in Planung, und der grosse alte Park mit der Grotte soll kulturell genutzt werden. Bereits heute aber fühlt man sich an diesem magischen Ort buchstäblich wie Gott in Frankreich.