Shannon Knapp, CEO der Leading Hotels of the World (LHW), traf sich mit Hoteliers, Experten, Fachjournalisten und der LHWFührungsriege in Gstaad zum «Leading Luxury Summit». Die 47jährige Amerikanerin hat ambitionierte Ziele.
Interview Christoph Ammann
Worin bestand die Idee dieses erstmaligen
Gipfeltreffens?
Angedacht war eine Art Thinktank, von dem wir uns Inputs für die Zukunft und gute Ideen erhofften.
Ihre Bilanz?
Der Summit war voller guter Nachrichten und Er gebnisse. Wir erlebten ergiebige Diskussionen und einen interessanten Austausch über die Zukunft der Luxushotellerie. Dank dem Schneefall bekam die Veranstaltung gar eine magische Note.
Wie viele Hotels verliessen LHW während der Pandemie?
In normalen Jahren verändert sich unser Portfolio etwa zu fünf Prozent. Während der schlimmsten Phase der Pandemie lag dieser Wert bei acht Prozent. 2022 stiessen 30 neue Mitglieder zu uns. Wir sind nun auch in Panama, Jamaica oder Qatar vertreten und seit vielen Jahren auch wieder in Australien. Und ich freue mich sehr über den Zuzug so renommierter Häuser wie dem «Portrait» in Mailand oder dem «Glen eagles» in Schottland.
Geht es in diesem Takt weiter?
Ich bin zuversichtlich, dass wir 2023 mindestens wieder 30 neue LHWHotels dazugewinnen. Müssen wir auch, wenn wir unser ehrgeiziges Ziel erreichen wollen, jährlich 25 Prozent an Umsatz zuzulegen.
Welche Rolle spielen die Schweizer Hotels? Hinter Italien stellt die Schweiz am meisten LHWHotels. Der Schweizer Markt ist fantastisch, das Portfolio hervorragend. Ich sage nur: kleines Land, sehr hohe Präsenz! Wir sind sehr stolz auf unsere Schweizer Hotels. Weil der Brand «The Leading Hotels of the World» in ihrem Land so bekannt ist, steigen Schweizer Gäste im Ausland häufig in unseren Häusern ab.
Hätten Sie gerne mehr als 30 Schweizer Hotels unter Vertrag?
Ja, natürlich. Der Geist der Unabhängigkeit lebt auch in der Schweizer Hotellerie.
Im Gegensatz etwa zu Häusern von Relais
& Châteaux tragen Ihre Hotels die Marke nicht im Namen: Vergeben Sie eine Chance?
Dieses Branding wollen wir nicht. Die Hotels haben ihren eigenen Namen, der für sich spricht und oft einen hohen Bekanntheitsgrad geniesst. Unsere Hoteliers haben sich für LHW entschieden, weil sie vom Service und Support eines globalen Brands profitieren wollen, ohne aber die eigene Vision und DNA zu verlieren. Deshalb ist es undenkbar, dass etwa das Haus, in dem wir dieses Gespräch führen, plötzlich «Gstaad Palace, The Leading Hotels of the World» heisst.
Was sind die grössten Herausforderungen
für LHW?
Die Dinge verändern sich extrem schnell – vor allem die Themen Technologie und digitale Innovation. Unsere Hoteliers haben täglich mit Firmen zu tun, die ihnen das beste Produkt verkaufen wollen. Un möglich, auf dem Markt die Übersicht zu behalten. Sie benötigen unsere Hilfe, um den besten Weg für ihr Haus, das Gästeerlebnis, die Infrastruktur und die Angestellten zu finden.
Hinken LHW-Hotels, oft Herbergen mit 100-jähriger Geschichte, bei der Digitalisierung hinterher? Ein erfolgreiches Luxushotel muss dem Gast die Wahl bieten zwischen digitalisierten Abläufen und persönlicher Ansprache und Service. Der eine will selbst mit dem Concierge sprechen, die andere verzichtet explizit darauf. Die Digitalisierung bietet die grosse Chance, hinter den Kulissen die Arbeiten effizienter zu erledigen. Das eröffnet mehr Raum für die persönliche Interaktion zwischen Mitarbeitern und Gästen.
Haben unabhängige Hotels, die oft in Familien-besitz sind, eine Überlebenschance?
Es gibt heute ein wachsendes Bedürfnis nach dem authentischen und unabhängigen Gästeerlebnis. LHW ist in diesem Bereich seit Jahrzehnten sehr stark. Da halten wir im Vergleich zu den grossen globalen Ketten einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil.
Sind die LHW-Hotels genug ökologisch?
Am einfachsten ist es, wenn man ein neues Hotel auf der grünen Wiese baut. Dann kann man leicht CO2neutral und nachhaltig sein. Hoteliers, die mit den Sachzwängen eines alten Gebäudes leben, empfehle ich, mit den Basics zu beginnen, Plastik zu vermeiden, auf Foodwaste zu achten, Heizung und Klimaanlage zu optimieren – und dann die Chance zu nutzen, wenn Um oder Neubauten anstehen. Die Kundschaft er wartet von uns, dass wir das Menschenmögliche tun in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Für die neuen Generationen von Reisenden ist das eine Selbstverständlichkeit. Hotels, die jetzt nicht handeln, werden es in fünf, zehn Jahren sehr schwer haben.