So spannend und so vielfältig war der Investment-Club-Event noch nie. Ein Galopp mit Speed-Diskussionen und Info-Highlights jagte sich durch den Tag. Der hochkarätige Networking- und Info-Anlass hat sich seinen festen Platz in der Hotellerie-Agenda erkämpft.
Mit einem Kaleidoskop aus Berichten und Statements werden einige Highlights des Hospitality-Investment-Informations-Bouquets beleuchtet. Dazu gehören Entwicklungen und Erfolgsfaktoren der Hotellerie; Nebenwirkungen von Taylor-Swift-Konzerten und ESC für die Hotels; Haltungen zu Hotelmanagement-Verträgen und Datenmanagement; Ideen von Hospitality-Luxus und Kapsel-Hotels; wir werfen einen Blick in die geheime Landschaft des Hotelkauf- und -verkaufs; lernen, wie gestrandete Hotelimmobilien zu neuen Chancen werden können, und erfahren schliesslich, warum man sich für die Esskultur um die Welt «fressen» muss.
Investment-Club-Erkenntnisse und vermeintliche Selbstverständlichkeiten
«Der ESC (European Song Contest) in Basel 2025 wird für die Hotellerie in Basel und der Region auf jeden Fall ein Erfolg.
Taylor Swift erzeugt für die Hotellerie Konzert-Städte einen kurzfristigen, erfreulichen Nebeneffekt. Die Auslastung und die Zimmerpreise konnten in den Tagen rund um ihre Konzerte um 56 Prozent gesteigert werden.»
Thomas Emanuel, Senior Director, STR
«Es hat, obwohl einige meinen, der Hotelmarkt sei gesättigt, noch viel Platz für neue Konzepte. Die junge Generation hat viele neue Ideen – immer wieder.»
Ion Eglin, Swiss Hospitality Investment Club, Präsident
«A Hotel is more than a place to be. It is a good palce.» Und was macht dieses Gute aus? «Gutes Essen und Trinken, gute Musik, gutes Design, eine gute Atmosphäre. Und das Hotel muss zu den Leuten und zur Umgebung passen.» Besonderen Wert legt die Mama-Shelter-Hotelkette auf sehr gutes Essen und Trinken. Damit würden 60 bis 65 Prozent der Einnahmen erzielt.
Serge Trigano, Co-Founder & CEO Mama Shelter, Hotel-Visionär
«Das Wichtigste für den Erfolg eines Hotels – lange bevor es um Investments geht – ist ein überzeugendes, funktionierendes und vor allem schlankes Konzept.»
Benjamin Habbel, Managing Partner & Co-Founder, Limestone Capital/Aethos Hotels
«Der beste Schutz vor der Kündigung eines Hotelmanagement-Vertrags ist ein ausbalancierter Vertrag, der den Interessen von Eigentümer und Betreiber gerecht wird.»
Robert Schlup, Wirtschaftsanwalt, Unternehmer, Pionier des HotelmanagementVertrags
«Wir sind Hoteliers und nicht Immobiliers. Deshalb können wir Steigerungen
im Lebenshaltungskosten-Index nicht an unsere Gäste weitergeben.» Dennoch meinte Werner, dass Kosten, wenn sie einen bestimmten Indexwert überschreiten, heute an die Gäste übertragen werden müssten.
Marc Werner, Rechtsanwalt, Head of Global Hotels Leisure & Gaming Group, Hogan Lovells
Wohin geht die Reise beim Hospitality-Luxus?
Ion Eglin unterhielt sich mit Jürg Schmid, VR-Präsident The Living Cercle und ehemaliger Direktor von Schweiz Tourismus (1999–2017), über Luxus und generelle Hotelperspektiven. Luxus definierte Schmied als «etwas Irrationales», das man wollen müsse, wie beispielsweise sehr teure Markenhandtaschen.» Luxusbestandteile sind nach Schmid «Emotionen, Geschichte, Erlebnisse und Erinnerungen». Es sei die Erinnerung an einen Hotelaufenthalt das beste Kundenbindungsinstrument, sagte er weiter.
Zur Entwicklung der Hotellerie am Beispiel von Zürich meinte er, dass sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten zur Freizeitstadt entwickelt habe. Gab es in den achtziger Jahren 80 Prozent Business- und 20 Prozent Freizeittourismus, so sei es heute ziemlich genau umgekehrt. Als wesentlichen Grund für diese Entwicklung machte er die Social Media aus. «Sie sind ein absoluter Booster für die Erlebnishotellerie, weil man die Erlebnisse mitnehmen und teilen kann.» phg
Sind Kapsel-Hotels die Hotelzukunft?
Hideteka Yonemoto, Director of International Development, nine hours, Tokio, erläuterte, dass die nine-hours-Hotels 2009 gegründet wurden. Heute ist das Unternehmen mit 25 Kapsel-Hotels in Japan Marktführer und will global expandieren. Die Hotels liegen alle in der Nähe von wichtigen Bahnhöfen bzw. Verkehrsknotenpunkten.
Der Name «nine hours» weist auf die Aufenthaltsdauer in einem Kapsel-Hotel hin. Wie Hideteka erläuterte, legen die Gäste in Capsule-Hotels grossen Wert auf Design, auf Look and Feel. Die Kosten für eine Übernachtung in einer der sechs Quadratmeter grossen Kapseln in Tokio liegen bei rund 40 Franken. Dabei inbegriffen ist die Mitnutzung der gemeinschaftlichen Serviceräume, wie Dusche oder Aufenthaltsräume.
Der Moderator Daniel Schneider fragte in die Diskussionsrunde etablierter Hotel-Manager und Fachleute: «Is reduce to the minimum the future of hospitality?» Hier ihre Antworten:
Thiermo Willms, Vice-President Development DACH, Accor: «Ja, es wird ein Teil des Angebots unter dem Schirm eines Hotels oder einer Hotelkette sein und bleiben. Kapsel-Hotels sind ein Teil des heutigen Lifestyles.»
Tim Zeichhardt, Vice-President, International Development DACH, Marriott Internationale: «Hotelzimmer ohne Fenster sind heute ein akzeptiertes Angebot. Wir sprechen von «lean luxury», beispielsweise in den moxy-Hotels. Das gesamte Angebot muss stimmen – und schlafen ist ein wichtiges Element.»
Waleed Julier, Private Equite Experte und Berater u. a. der Private Equite Engagements von König Charles III. Er lüftete das Geheimnis, dass der König schon lange, bevor er auf den Thron kam, in Hospitality-Projekte und -Unternehmen investiert sei. Er beobachte auch in diesem Kontext in der Schweiz die Hotelmärkte von Genf und Zürich. Wert legt er dabei auf Objekte in der Stadt in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten. phg
Daten im Hotel-Management
Über ihr Verhältnis zu Daten berichtete Ute Dirks, General Manager «Hermitage», Luzern: «Als langjähriges Kettenkind (Hotelketten), wo Daten schon längst systematisch genutzt werden, habe ich heute das Glück, als angestellt Managerin in einem Hotel in Familienbesitz mit sehr vielen Gästedaten arbeiten zu können. Das ist mit grosser Verantwortung und mit Vertrauen verbunden, das mir und meinem Team vom Verwaltungsrat entgegengebracht wird. Ich habe jedoch den Eindruck, dass in der privaten Hotellerie noch wenig und nicht systematisch mit Daten gearbeitet wird. Die Marktdaten sind sehr wichtig und wir richten unser Marketinghandeln auch nach diesen aktuellen Daten aus. Wir beobachten und analysieren die Daten täglich; auch die Umsatzdaten und geben sie an die Mitarbeitenden weiter. Sie sehen, welchen Erfolg wir erzielt haben, und wir feiern diese Erfolge gemeinsam. So machen Zahlen nicht Angst, sondern Spass.» phg
Gestrandete Hotel-Immobilien
In Immobilienfonds gäbe es viele wertlose, unverkäufliche Immobilien. In Schweizer Immobilienfonds sollen es bis zu 60 Prozent sein, in Deutschland sogar bis zu 80 Prozent. Diese Diagnose stellte Markus Burkhard, Gründer und Vorsitzender der Geschäftsleitung von Strotbek Capital Partners AG, einem Unternehmen in der Restrukturierungsberatung. Den Anteil gestrandeter Hotelimmobilien in deutschen Immobilienfonds schätzt er auf 77 Prozent (Wohnimmobilien: 42 Prozent, Büroimmobilien: 67 Prozent). Zugleich sieht er in der Immobilienkrise eine Chance für neue Investoren, wenn gestrandete Immobilien restrukturiert werden. Bei Hotels beurteilt er die «Restrukturierungsfähigkeit» durch neue Konzepte auf 78 Prozent, wesentlich höher als bei Büro- (59 Prozent) oder Wohnimmobilien (27 Prozent). Mit anderen Worten: Die Krise kreierte auch neue Hoffnungen. phg
Geheimnisvoller Schweizer Hotelmarkt
Julia Wyss von CERE, Lead Hotels & Operational Real Estate Switzerland, gab mit ihren Zahlen einen kleinen Einblick in die Dimensionen eines weitgehend geheimen hiesigen Hotelmarktes. Im Jahr 2023 haben in der Schweiz Hotels im Wert von CHF 320 Mio. die Hand gewechselt. Fünfzig Prozent dieser Geschäfte betrafen Hotels in Genf.
In der ersten Jahreshälfte 2024 sind Transaktionen in der Grössenordnung von rund CHF 300 erfolgt. Auf dem Markt würden sich aktuell Hotel-Immobilien im angestrebten Wert von rund CHF 1,2 Mrd. befinden. In ihrem Vortrag zog Wyss zur Situation des Hotel-Transaktionsmarktes ein Fazit in drei Punkten: «Erstens: Der Markt ist noch immer intransparent und variabel. Zweitens: 2023 war der Markt sehr instabil. Drittens: Für das Jahr 2024 ergibt sich ein «positives Momentum», da der Markt etwas stabiler erscheint.» phg