Es darf ein bisschen viel mehr sein

Es darf ein bisschen viel mehr sein

Positive Prognosen für den «Pomp mit Panoramablick»: Heute gibt es 23 % mehr Fünf-Sterne-Häuser als vor zehn Jahren. Was hat es mit der Renaissance der Exklusivität auf sich? Von der «Haute Couture» des Erlebens. 



Es gibt Entwicklungen, die sich sachte vollziehen – wie der Schnee, der über Nacht nonchalant die Gipfel bedeckt, oder der aufmerksame Kellner eines Grandhotels, der in makellosem Weiss Champagner nachschenkt, beinahe unbemerkt. So etwa wächst derzeit eine Branche, von der manche dachten, sie sei längst an ihrem Zenit angekommen: die Luxushotellerie in der Schweiz und in ihren alpinen Nachbarländern.

Über 50 neue Luxushotels
Die High-End-Hotellerie läutet ein vergoldetes Zeit­alter ein: Zahlungskräftige Klientel sucht in den ­Bergen nicht nur reine Luft, sondern Exklusivität, ­weshalb Fünf-Sterne-Häuser florieren und neue Resorts entstehen. Während Hotels der niedrigeren Kategorien bei Gästen zunehmend auf Granit beissen (ihre Zahl sank von 2900 auf 2350 Betriebe), schiessen die «Alba-Trüffel» unter den Unterkünften fast wie Pilze aus dem Schweizer Boden: Zwischen den Jahren 2010 und 2023 stieg gemäss HotellerieSuisse die Anzahl der Vier- und Fünf-Sterne-Adressen von 253 auf 304. Im selben Zeitraum verzeichneten die Luxushotel-Übernachtungen ein Wachstum von 4,8 Millionen auf 6,2 Millionen. Somit macht das Luxussegment zwar nur rund 8 Prozent der Schweizer Logiernächte aus, was jedoch bis zu 30 Prozent des Gesamtumsatzes im Tourismus generiert – schliesslich geben Gäste des Premiumsektors täglich im Schnitt 630 Franken pro Person aus (Quellen: Schweiz Tourismus, HotellerieSuisse). Laut Prognosen wächst der Luxusreisemarkt auch international – mit der Wucht eines Privatjets auf Rollfeldkurs: Bis 2032 soll sich der Umsatz dieses Wirtschaftszweiges nahezu verdoppeln, wie der «Global Wealth and Lifestyle Report» voraussagt. Nicht zuletzt, um dieses Potenzial anzuzapfen, hat Schweiz Tourismus kürzlich den Bereich «globaler Luxusmarkt» geschaffen, der strategisch erschlossen werden soll. 


Lieber all-individual als all-inclusive
Doch warum zieht es Menschen aus aller Welt vermehrt in die Verheissung alpiner Idylle, in noble Suiten mit Seesicht, in Kingsize-Betten mit handbestickten Plaids? Es sind wohl nicht nur die «prunkvollen Paläste» an sich, die punkten. Vielmehr geht es um die «Experience» und den persönlichen Service – um eine Form der Selbstvergewisserung bei einem Aufenthalt, der sowohl der Erholung als auch der Individualität dient und somit identitätsstiftend ist. Die Antwort liegt also nicht allein im wachsenden Wohlstand einzelner Weltregionen beziehungsweise immer ver­mögenderer Eliten. Luxus erfüllt emotionale Bedürfnisse wie Sicherheit in einer schnelllebigen Zeit, Selbstwert und Streben nach Schönheit. Gäste investieren heute in Erfahrungen, die sie «emotional auf­laden» und mit dem Wunsch nach «Das vergesse ich nie»-Momenten. Darauf reagiert gerade der Luxus-Sektor mit Packages wie etwa Candle-Light-Dinners unter dem Sternenhimmel von einem Michelin-ge­adelten Küchenchef, Privatkonzerten eines Streichquartetts in einer abgelegenen Kapelle oder Yoga­stunden bei Sonnenaufgang auf einem Felsplateau. Der anspruchsvolle Gast fühlt sich dabei weniger als Konsument denn als Hauptdarsteller seines persönlichen Blockbusters. In einer Welt, in der alle ­ständig online sind, wird das Offline gewissermassen zur neuen Exklusivität. Wenngleich so viel Prestige ­oftmals dennoch in einem Post auf Social Media gipfelt – später, wenn sich die Gänsehaut geglättet hat.


Neues Fünf-Sterne-Quartett 

Grand Hotel Belvedere, Wengen
Diese Wiedereröffnung ist exemplarisch für einen weiteren Trend im Luxustourismus: Die Renaissance von Klassikern, die ebenso aufwändig wie behutsam modernisiert werden und Patina zur Philosophie machen: Das kürzlich wiedereröffnete Grandhotel vor der Jungfrau-Kulisse mit 90 Zimmern schlägt die Brücke zwischen Nostalgie und zeitgemässem Design als Hommage an das alpine Erbe. 

www.beaumier.com


Eden Roc, Ascona
Auch diese Legende lebt: Ab dieser Saison erstrahlen das Hauptgebäude, das mit seinen grosszügigen Glasfronten wie eine filigrane Yacht wirkt, und die 46 Zimmer und Suiten des Fünf-Sterne-Hauses am Ufer des Lago Maggiore in neuem Glanz. Nach sieben Monaten Umbauzeit sollen Gäste hier ein Lebensgefühl geniessen, das zwischen Dolce Vita und «bare­foot luxury» schwebt. 

tschuggencollection.ch


Hotel Solvie, Pfalzen, Südtirol
Das Hotel Solvie in Pfalzen, einst als «Sonnenhof» bekannt und nun Teil der Winklerhotels, öffnet Mitte Juni 2025 seine Pforten – und zugleich ein neues Kapitel alpiner Ästhetik. Natürlich und ungezwungen soll der Luxus hier sein, der das Konzept des «Calm Inspiring Getaway» neu interpretiert. Mit gehobener Gelassenheit, natürlichen Materialien und ­luftiger Architektur will das «Solvie» Raum für Entschleunigung bieten. 

www.winklerhotels.com


Amonti Chalets, Ahrntal, Südtirol
Seit Mitte Mai 2025 empfängt das neue «Amonti» im unberührten Tauferer Ahrntal Gäste mit gehobenen Ansprüchen. 23 High-Class-Chalets, Lofts und Suiten dienen als Rückzugsorte, ausgestattet mit allem, was das Herz beruhigt: von der frei stehenden Badewanne bis zur privaten Sauna unter dem Holzgiebel. Im Tal der 80 Dreitausender erwartet Gäste Fünf-Sterne-Service bei voller Privatsphäre. 

amontichalets.com

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