Hard Rock im Hotel – und im Blut

Eine junge Familie, ein Motorrad und vor allem ein Hotel in turbulenten Zeiten: Florian K. Walther, Generaldirektor des Hard Rock Hotel Davos, kann sich nicht über einen Mangel an Herausforderungen beklagen.

Die Harley Davidson steht in der Tiefgarage; Töffjacke und Helm liegen im Büro bereit. «Gelegentlich muss man den Kopf durchlüften», sagt Florian Walther. «Und dafür gibt es nichts ­Besseres als einen kurzen Ausritt auf dem Motorrad.» An Wochenenden, wenn das Wetter mitspielt, bieten sich rund um seine Wirkungsstätte in Davos viele Alpenpässe und abwechslungsreiche Bergstrecken für längere Touren an.


Der Österreicher Florian Walther, 48 Jahre alt, an ­Eliteuniversitäten in den USA und Frankreich ausgebildet, hat sich etwas von einem Rocker bewahrt. Und das passt bestens zu seiner heutigen Tätigkeit: Nach Stationen in Deutschland, Nigeria, Gabun, China und Algerien ist er seit September 2018 General Manager des Hard Rock Hotel and Residences in Davos.


Rockmusik, Bühnenkostüme, Gitarren

Das erste Hard Rock Cafe überhaupt wurde vor gut 50 Jahren von zwei amerikanischen Hippies an der Old Park Lane in London gegründet. Heute gehört die Gruppe Hard Rock International, welche Hotels, Restaurants und Casinos in rund 75 Ländern betreibt, dem indigenen amerikanischen Volk der Seminolen, das vor allem in Florida lebt.

Das Hard Rock Hotel Davos ist das erste der Gruppe auf dem europäischen Festland. Häuser in London, Amsterdam, Dublin, Madrid und seit Kurzem in Budapest sind inzwischen dazugestossen, weitere sind geplant. In den rockigen Hotels herrscht eine besondere Atmosphäre: Originale Memorabilien wie Bühnenkostüme und Gitarren der grössten Stars, Elvis Presley, Michael Jackson, sind in den Gängen, der Lobby und den Restaurants zu bestaunen. Im Merchandising-Shop sind dazu passende Dinge zu kaufen. Hotel- und Restaurantgäste werden permanent mit Musik beschallt, und an Wochenenden finden Live-Konzerte statt.


«Buy to use and let»

Das Hard Rock Hotel in Davos, unter Florian Walther vom Vier-Sterne- zum Vier-Sterne-Superior-Haus ­promoviert, bietet zudem unter anderem einen weitläu­figen Fitness- und Wellness-Bereich und eine Rooftop-Bar mit Rundumsicht auf Davos und die Berge. Vor allem aber bietet es Residenzen an, die nach dem Prinzip «buy to use and let» erworben werden können. Florian Walther erklärt, wie das funktioniert: «Man kauft das Apartment wie eine normale Eigentumswohnung. Es gibt sogar eine Stockwerkeigentümerversammlung.» Der Eigentümer einer Residence im Hard Rock Hotel kann diese maximal acht Wochen pro Jahr selber nutzen, davon höchstens drei während der Hauptsaison. Während der unbenutzten Zeit vermietet es das Hotel als Suite an andere Gäste. Dabei profitiert der Eigentümer von der Erfahrung des ­Hotelpersonals im Marketing und der Preisgestaltung. Mieter und Eigentümer können die gesamte Infrastruktur des Hotels nutzen. Auch Reinigung und Unterhalt sind inbegriffen. Abgerechnet wird individuell einmal pro Jahr. Von den Einnahmen behält das Hotel 40 Prozent. Vom 60-Prozent-Anteil des Eigentümers werden 15 Prozent Management Fee abgezogen.

Blick in die Zukunft

Corona hat auch die Destination Davos durcheinandergewirbelt. So wurde die Jahrestagung des World Economic Forum (WEF), die jeweils im Januar stattfindet, 2021 abgesagt und 2022 auf den Mai verschoben. Auch der traditionelle Spengler Cup, ein Eis­hockey-Turnier über die Weihnachtstage, fiel 2020 und 2021 aus. Doch Florian Walther mag über Corona und andere Turbulenzen nicht mehr reden und blickt lieber in die Zukunft. Das Hard Rock Hotel hat auch die harten Zeiten, unter anderem wegen neu gewonnenen Zielgruppen wie Familien sowie einer wachsenden loyalen Schweizer Stammkundschaft, gut überstanden. Ab 2024, hofft der Hotelier, dürfte der Tourismus in seine gewohnten Bahnen zurückkehren.


Auch Florian Walthers Privatleben ist auf die Zukunft ausgerichtet. Auffällig in seinem CV ist eine achtmonatige Phase von Januar bis August 2018, die mit «privat» überschrieben ist. Damals, zwischen seinen Engagements beim Sheraton Annaba Hotel in Algerien und beim Hard Rock Hotel Davos, kam sein Sohn zur Welt. Florian Walther, nicht nur ein moderner Manager, sondern auch ein moderner Mann, wollte Zeit mit ihm und seiner Frau verbringen. Dass es ein Privileg ist, sich eine solche Auszeit zu nehmen, dessen ist er sich voll bewusst. Im Januar 2021 ist eine kleine Tochter hinzugekommen. Die Familie lebt mit ihm in Davos, und wenn er von ihr erzählt, wirkt er noch enthusiastischer als beim Thema Hard Rock oder Harley.

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