Alexander Hänsel, Managing Director im Kursaal Interlaken, über den MICE-Markt nach der Covid-Krise
Es ist unterdessen allgemein bekannt: Die Einschränkungen als Folge der Pandemie haben den Kongresstourismus global und natürlich insbesondere bei uns in der Schweiz und speziell auch in Interlaken massiv in die Knie gezwungen. Wie vor Corona wird es wohl nicht mehr sein, und wir sind massiv gefordert, mit dem rasanten Wandel durch digitale Innovationen nicht nur Schritt zu halten, sondern einige Schritte strategisch voraus zu sein.
Die gesamte Gruppe «Congress Centre Kursaal Interlaken» (CKI) musste nicht nur erhebliche Einschnitte verdauen, sondern sich wie die gesamte MICE-Branche auf einen einschneidenden Wandel und entsprechende Veränderungen einstellen und Lösungen anbieten. Weitsicht ist gefragt, innovative Ideen und Produkte, die mit der ausserordentlich rapiden Entwicklung digitaler Kongressinstrumente und der 5G-Technologie mithalten können. Ich bin aber überzeugt, dass mit der richtigen Positionierung und passenden Produkten für die zukünftige Nachfrage durchaus gute Chancen bestehen, gestärkt aus der Krisensituation hervorzugehen. Nicht zuletzt deshalb haben Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Congress Centre Kursaal Interlaken AG und der Casino Interlaken AG das bisherige Geschäftsmodell unter Strategie- und Nachhaltigkeitsaspekten grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt, um dem Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden gute Zukunftsaussichten zu bieten.
Wir müssen uns kurzfristig bewegen und daran gewöhnen, kreative Lösungen für Hybrid- und Online-Veranstaltungen innert kürzester Zeit zu finden und unterschiedliche Szenarien zu planen. Diese Formate haben sich voll etabliert und werden künftig den MICE-Markt dominant bestimmen. Die Akzeptanz der Teilnehmer von hybrid und online durchgeführten Events ist während und wegen der Corona-Krise massiv gewachsen. Dieses Konzept mit der Kombination klassischer Face-to-Face-Events und digitalen Technologien eignet sich dafür, grössere Reichweiten zu generieren und auch um neue Zielgruppen zu gewinnen. Hier sehen wir Wachstumschancen, da sich damit eine Integrationsmöglichkeit von bis dato nicht konvertierbaren Kundenkreisen ergibt.
Wir sind überzeugt, dass die digitalen Möglichkeiten für Online-Interaktionen innert kurzer Zeit noch viel umfassender werden. Es ist demnach zu erwarten, dass viele Geschäftstermine und interne Konferenzen auch künftig virtuell stattfinden werden. Längere Seminare und Konferenzen ab einer Dauer von mehreren Tagen, Generalversammlungen, Prüfungen, Vertragsabschlüsse und Team-Events sowie Incentives werden eher wieder mit Präsenz stattfinden. Zu all diesen Möglichkeiten wollen wir für unsere Kunden entsprechende Produkte, Tools, Apps und Methoden zur Hand haben.
Aktuell planen wir die Kongresse und Veranstaltungen, die in den Herbst und Winter 2021/22 verschoben wurden. Für einige Kongresse ist eine Vorplanung von über fünf Jahren nötig. Mit Generalversammlungen rechnen wir erst wieder im nächsten Jahr. Die Sales-Aktivitäten konzentrieren wir auf die Schweiz, da für internationale Events weiterhin eine grosse Planungsunsicherheit besteht.
Wir richten aber nicht nur das Geschäftsmodell unter angebotsspezifischen und strukturellen Gesichtspunkten auf die anstehenden Herausforderungen aus, sondern nehmen als zentraler Grundeigentümer in Interlaken eine aktivere Rolle ein. Politik und Wirtschaft auf dem «Bödeli» sollen für die Bedeutung und Belange des Kursaals und Spielcasinos sensibilisiert werden. Weiter setzen wir uns ein für eine vermehrte Unterstützung durch die Standortgemeinde und eine gesamtheitlich auszurichtende Tourismus- und Destinationsförderung im Zusammenwirken möglichst aller interessierten Akteure vor Ort. Dabei hoffen wir sehr, dass das nach wie vor benötigte zusätzliche Hotel in Interlaken weiterhin in Angriff genommen wird, um die Chancen auf mehrtägige Veranstaltungen zu erhöhen.