So setzen Wellness-Hotels Nachhaltigkeit im Alltag um

Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. 2021 ist das ­Programm Swissstainable lanciert ­worden. Mittlerweile machen 843 Hotelbetriebe in der Schweiz mit. Unser kleiner Querschnitt von Wellness-Hotels zeigt, was sie unternehmen, um vorbildlich zu handeln.

Das Reiseland Schweiz will sich zunehmend über Nach­haltigkeit differenzieren. Eine Befragung von Schweiz Tourismus (ST) im Jahr 2019 zeigte, dass Gäste Nachhal­tigkeit mit ho­her Qualität assoziieren. Sie gehen von höheren Preisen aus und sind auch bereit, diese zu zahlen.

Schweiz Tourismus hat deshalb zusammen mit der Hochschule Luzern (HSLU) Anfang 2021 das Programm Swisstainable lanciert. Hotels und andere Betriebe können sich dem Programm anschliessen, werden mit dem grünen Signet ausgezeichnet und treten so als Vorbilder auf. Gleichzeitig verpflichten sie sich zu bestimmten Massnahmen und Grundsätzen. 

2394 Unternehmen, davon 843 Hotels
Das Nachhaltigkeitsprogramm steht allen touristischen Betrieben der Schweiz aus allen Branchen mit einem sichtbaren touristischen Angebot offen. Bis heute machen laut Angaben von Schweiz Tourismus 2394 Unternehmen mit – Ziel ist es, bis Ende 2023 2500 Anmeldungen zu erreichen. Die Teilnahme ist sowohl für Betriebe möglich, die sich erst auf den Weg in Richtung einer nachhaltigeren Entwicklung machen möchten, als auch für Betriebe, die bereits eine umfassende Nachhaltigkeitszertifizierung aufweisen. 

«Die Hotels sind momentan die am stärksten vertretene Kategorie», sagt Lisa Arnet, Projektmanagerin Swisstainable beim Schweizer Tourismus-Verband (STV). Die Geschäftsstelle für das Programm Swisstainable ist beim STV angesiedelt, der Leistungsträger berät und unterstützt. Die Vermarktung läuft über Schweiz Tourismus (ST). 

843 Hotels beteiligen sich bereits am Programm. «Von diesen sind bereits drei Viertel in den Nachhaltigkeits-Levels I, II oder III eingestuft», erklärt Lisa Arnet. Das ist zwar noch weit vom ursprünglich entfernten Ziel entfernt, bis 2023 1500 Hotels zu ha­­ben, aber immerhin ein gutes Zwischenresultat. 

Es gibt laut myswitzerland.com total 45 Well­ness-Hotels in der Schweiz, die bereits nachhaltig unterwegs sind und am Programm Swisstainable teilnehmen. Davon haben 14 Betriebe das Level III («leading»), 9 das Level II («engaged») und 14 das Level I («committed») erreicht. 

Wie beurteilen Hotels das Programm, bringt es ihnen etwas und welche Nachhaltigkeitsmassnahmen wurden bereits er­­griffen oder sind in Zukunft geplant? Nachfolgend einige Stimmen aus der Branche dazu.

Limmathof Baden Hotel & Spa, Baden
Inmitten des traditionsreichen Bäderquartiers Baden liegt das Limmathof Baden Hotel & Spa. Der «Limmathof» bietet so­­wohl in seinem «Novum Spa» an der Limmatpromade mit eigener Thermalquelle ein grosses Wellnessangebot sowie auch in seinen luxuriösen «Private Spa Suiten» an der Badstrasse.

Der Betrieb hat das Label Swisstainable Stufe I («commited). «Unser Ziel ist, Ende 2023 die Stufe II zu erreichen», sagt Muriel Peterhans. «Damit wollen wir signalisieren, dass wir mehr als das Nötigste ma­­chen.» Die notwendige Barrierefreiheit habe der Betrieb bereits realisiert. Die Marketingleiterin stellt fest, dass das Label Swisstainable professionell wirkt. «Es hilft, unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit besser nach aussen zu tragen.» Laut Peterhans hat das Hotel schon vor vier Jahren – also lange bevor Swisstainable exisitierte – das Thema des enormen Wäscheaufwands besprochen. «Dieser ist ein grosser Kostenpunkt und ein Problem für die Umwelt.» Eine Massnahme ist beispielsweise, dass Businessgäste unter der Woche keinen Wellnesskorb (Bademantel und Tücher) mehr vorfinden – weil sie ihn zumeist gar nicht brauchen. Am Wochenende gibt’s einen. Zudem hat der «Limmathof Baden» die Grösse der Badetücher in der Wellnessoase verkleinert. «Der Aufwand sinkt dadurch enorm.» Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Anreise der Gäste. «Unser Ziel ist, dass nicht jeder mit dem eigenen Auto anreist», erklärt Muriel Peterhans. Deshalb gewährt das Hotel 20 Prozent Rabatt auf den Eintritt in die Wellnessoase für Gäste, die mit dem öV anreisen und stellt Voucher für die Fahrt vom Bahnhof zum Hotel mit dem E-Taxi zur Verfügung.

Hotelresort Seerose Resort & Spa, Meisterschwanden
Das Hotelresort Seerose Resort & Spa in Meisterschwanden (AG) liegt am Sonnenufer des Hallwilersees. Im Erweiterungsbau Cocon wurde 2013 das erste authen­tische Thai-Spa der Schweiz eröffnet. Das Hotel ist einer von sechs Betrieben der Balance Familie AG von Felix und Rhéane Suhner. Alle nehmen am Programm Swisstainable teil (Stufe I «commited»). «In unserer Strategie legen wir einen grossen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit», sagt Jan Belser. Die Gruppe habe in der Vergangenheit bereits sehr viel unternommen und Investitionen getätigt oder plant sie noch. Er erwähnt zum Beispiel neue Photovoltaik-Anlagen auf Hoteldächern sowie Seewasserkühlungen bei den Häusern mit Seeanstoss. Im sozialen Bereich baut die Hotelgruppe eine Akademie mit Fokus auf die Lehrlingsausbildung auf – sie bildet 59 Lernende aus. All diese Massnahmen würden jedoch nicht zwingend wahrgenommen. «Mit dem Label Swisstainable versprechen wir uns auch etwas mehr ­Präsenz oder Aufmerksamkeit vonseiten unserer Gäste», sagt Belser. «Neben all den ge­­planten Massnahmen sowie Projekten ist es unser Ziel, spätestens 2024 das Label Swisstainable auf Stufe II «engaged» oder gar noch die Stufe III «leading» zu erhalten», so Belser.

Hotel Alexander, Weggis
Das gepflegte Vier-Sterne-Hotel Alexander liegt direkt am Vierwaldstättersee in Weggis. Zum Hotel gehört ein privater Badestrand, ein beheizter Aussenpool mit 33 Grad heissem Wasser und ein Hallenbad (31,5 Grad) sowie die 1500 Quadratmeter grosse Wohlfühlwelt Vitalis. Das Hotel wird in der fünften Generation von Familie Hasler geführt. Das Haus trägt das Label Swisstainable Stufe II («engaged»). «Ich bin froh, haben wir das Label», sagt Petra Hasler, «wichtiger ist mir jedoch, dass wir die Nachhaltigkeit auch im Alltag umsetzen und diese von allen Mitarbeitenden gelebt wird.» Was das Label bringe, sei (noch) nicht direkt messbar. «Das sind wir am Herausfinden», so die Hotelbesitzerin; der Betrieb befragt neu die Gäste und wird auch das Thema Nachhaltigkeit ansprechen. Wie wird diese praktisch umgesetzt? Im Wellnessbereich wie in den Badezimmern verwendet das Hotel Produkte der lokalen Firma Schnarwiler AG. «Das ist gleichzeitig unser Care-Projekt», sagt Hasler. Das Restaurant des «Alexander» verwendet regionale Produkte und arbeitet mit lokalen Landwirten zusammen. Im Energie­bereich hat die Besitzerin ebenfalls Neu­igkeiten. «Vor drei Wochen haben wir die Bewilligung für die neue Seewasserpumpe erhalten, die die Ölheizung ersetzen wird.»

Cervo Mountain Resort, Zermatt
Das «Cervo Mountain Resort» in Zermatt wurde 2009 eröffnet. Es ist eines der führenden Fünf-Sterne-Resorts der Schweiz und besteht aus neun Lodges im alpin-­kontemporären Stil mit 54 Zimmern und Suiten. Von allen hat man Zugang zum Mountain Ashram Spa mit Sauna, Dampfbad, Onsen, bhutanesischem Bad und ­vielem mehr. Das Resort freut sich, das Label Swisstainable auf der höchste Stufe III – «leading» – zu tragen. «Das Thema Nachhaltigkeit ist stark in der Philosophie und in den Grundwerten des Cervo Mountain Resorts eingegliedert», erklärt General Manager Benjamin Dietsche. «Das Label ist ein anerkanntes Gütesiegel ge­­worden und wir erachten es als wichtig, dass ein landesweites, einheitliches Label geschaffen wurde», meint er. Gäste-Feedback darauf gebe es bisher selten. Das Resort ist bezüglich Energie bereits auf 100 Prozent Wasserkraft umgestiegen. Drei Erdwärmesonden liefern 54 Prozent des Wärmebedarfs für Pool, Heizung und Warmwasser. Den übrigen Bedarf deckt die ins System rückgeführte Abwärme. Solaranlagen liefern die Energie für die Wärmepumpen. Im Bereich soziale Nachhaltigkeit gibt es viele Schulungen für ­Mitarbeitende, Staff-Aktivitäten wie Yoga, Filmabende sowie Wanderungen und das Resort bietet zusätzlich Deutschkurse an. Im Bereich Hygiene hat das Resort eigene Kosmetikprodukte, ersetzte die Zahnpasta durch Zahnpasta-Tabletten und bezieht Hygieneprodukte von nachhaltigen Firmen. Die Lebensmittel stammen möglichst aus einem Radius von 150 Kilometern, ha­ben das EU-Biosiegel oder das Unter­nehmen unterstützt ein soziales Projekt.

Hotel Eden Spiez
Zum exklusiven Hotelresort Eden Spiez am Thunersee gehört der grosszügige Eden Spa. Auf 650 m² überzeugt er mit seinem einzigartigen Soleaussenbad samt «strukturiertem Jungbrunnenwasser», Sprudelattraktionen und Unterwasserliegen. Es gibt eine finnische Biosauna, ein Dampfbad, eine Salzgrotte, ein Panorama-Hallenbad und vieles mehr. «Wir sind vom Erfolg und Nutzen des Labels Swisstainable vollkommen überzeugt», sagt Hoteldirektor Patrick Jäger auf Anfrage. Der grosse Vorteil aus seiner Sicht liegt in der Bündelung der verschiedenen Zertifizierungen und Massnahmen vieler unterschiedlicher Be­­triebe und neu auch Destinationen. «Swisstainable bündelt die Kräfte verschiedenster Labels. Diese ‹Power› hätten wir als ein­­zelner Betrieb oder einzelnes Lable nie», so Jäger. Zum Echo der Gäste verweist der Hoteldirektor auf interne Gästebefragungen. «Unsere Auswertung zeigt, dass Nachhaltigkeit bei einem Drittel aller Gäste aktuell eine Rolle im Entscheidungsprozess spielt und ein weiteres Drittel dieser Gäste auf eine Zertifizierung geachtet hat.» Das Thema Nachhaltigkeit sei nicht neu im Hotel Eden, der Besitzerin Lisbeth Mathys seien Ziele in diesem Bereich schon bei der Eröffnung 2006 wichtig gewesen. 2021 führte das Hotel zum Beispiel für Gäste die Möglichkeit der Klimakompensation mit myclimate ein. 2023 hat der Betrieb als Novum eine Wärmerückgewinnung auf der Lingerie in das Solebad realisiert. Doch auch im sozialen Bereich – Stichworte: sicherer Arbeitsplatz, faire Entlöhnung, Mitspracherecht, familienfreundliche Teilzeitangebote und die Nachwuchsförderung – ist der Betrieb vorbildlich unterwegs.

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