Schlüssel zur Gastfreundschaft im ältesten Basler Zunfthaus

Schlüssel zur Gastfreundschaft im ältesten Basler Zunfthaus

Das Zunfthaus zum Schlüssel ist nicht nur das älteste Zunfthaus Basels. Es ist während der drei schönsten Tage des Jahres – der Basler Fasnacht – das pulsierende Herz der Stadt, Treff- und Ruhepunkt der Cliquen sowie Besuchenden aus aller Welt. Legenden bedürfen jedoch ebenfalls einer Renovation, und so wurde das Haus mit seinem Restaurant ­während nur vier Monaten umgebaut und im Herbst 2023 wieder eröffnet.



Endlich wieder geöffnet
Ein Aufatmen der Bevölkerung ging durch die Stadt, als es hiess: «Der ‹Schlüssel› ist wieder offen.» Der beliebte Treffpunkt mitten in der ­Einkaufs- und Flaniermeile Freie Strasse wurde schmerzlich vermisst. Nun kann wieder drinnen wie draussen gesnackt, getafelt, getagt und angestossen werden. Ein elegantes Restaurant, die unkonven­tionelle Bistro-Bar im neu überdachten Innenhof sowie der gepflegte Aussenbereich laden dazu ein. Kleine und grössere Gesellschaften lieben den grossen repräsentativen historischen Saal im Obergeschoss oder treffen sich in der intimeren Vorgesetztenstube.

1308 wurde das Haus erstmals erwähnt, zwei Häuser eigentlich, ein Vorder- und ein Hinterhaus. Seit 1404 ist es im Besitz der Stube zum Schlüssel, die sich seitdem Zunft zum Schlüssel nennt. 1883 erfolgte der historische Umbau zum öffentlichen Restaurant und erst in den 1955er-Jahren erfolgte ein weiterer Umbau mit Überdachung des Hofs. 1985 dann erhielt die Brandmauer zum Nebengebäude ein monumentales Wandbild des bekannten Malers Samuel Buri. Der nun neuerliche Umbau erfolgte durch Villa Nova Archi­tekten mit Christian Lang. Er zeichnete bereits 2007 verantwortlich für den Umbau im Erdgeschoss mit der Öffnung der Arkaden zum Hof. Für die Innenarchitektur beauftragten die Architekten Iria Degen Inte­riors. 



Bitte eintreten!
Betritt man das elegante Restaurant, fällt sogleich die helle und leichte, ja unbeschwerte Stimmung auf. Der zweite Blick geht dann zum heimlichen Star des Re­­stau­­rants, dem prächtig dekorierten, farbenfrohen Kachelofen mitten im Raum. In Szene gesetzt wird er durch die zurück­haltende Wahl der Farben und Materialien, die ihn umgeben: lichtgrau gestrichene Wände, schwarz-blau gepolsterte, dunkelbraun gebeizte Holzstühle- und -bänke zum helleren, warmen Eichenparkettboden und diskretem Licht aus den übernommenen Wandappliquen: ein Wohlfühlambiente, das Klarheit und hohe Wertigkeit ausstrahlt. Ein Gestaltungskonzept wie es Basel und Baslern entspricht – diskret, von hoher Qualität und Eleganz. Das neue Ensemble wurde denn auch von den Zunftbrüdern, den Gästen wie den Mitarbeitenden rasch und freudig angenommen. 

Der Ofen, ein Geschenk der Familie von Passavant, stand ursprünglich im grossen Zunftsaal im Obergeschoss, fand dann anlässlich einer früheren Renovierung einen Platz unten im Restaurant, allerdings wird er wenig beachtet. Er zeigt ­Bilder aus Basels Vergangenheit wie etwa die Predigt Oekolampads im Münster oder Rudolf von Habsburg im Feldlager vor Basel (Quelle: Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt). An seinem neuen Standort darf er nun seine Pracht entfalten, die Gäste erfreuen und staunen lassen. Die lichtgraue Wand und das angenehme Licht setzen ihn perfekt in Szene.

Das ans Restaurant anschliessende Bistro, unter dem beim Umbau eingesetzten neu­en und energetisch sanierten Oberlicht, ist schlicht gehalten, die räumliche Öffnung dank herausgebrochener Wände hat auch diesen Bereich aufgewertet und Buris Wandbild zum neuen Hingucker gemacht. Hinzu kommt, dass man sich auf der Bank mit den von Samuel Buri passend zu seinem Bild neu gestalteten Sitzkissen be­­quem niederlassen kann. Die Bodenplatten sind im für Basel typischen roten Sandstein, das Interieur mit dem bestehenden Bartresen in Walnuss und matter Zinn­abdeckung atmet den Charme einer französischen Bar und ist ein Entwurf der Architekten. Über allem schwebt eine fi­­ligrane Lichtskulptur, ein Geschenk der befreundeten Zunft zu Hausgenossen, auch sie wurde mit heutiger Technik ausgerüstet. Das räumlich aber nicht optisch abgetrennte Bistro offeriert von morgens bis abends, was immer Gäste sich wünschen, als Spezialitäten gelten die Tapas.

Auch im Zunftsaal im Obergeschoss wie der Vorgesetztenstube wurde sachte re­­noviert. Die Böden wurden restauriert, die bildhaften Meisterwappen aufgefrischt. Etwas über eine Million Franken haben die Arbeiten im Zunfthaus zum Schlüssel schliesslich gekostet. Das notwendige Ka­­pital wurde durch eine Spendensammlung unter den Zunftbrüdern aufgebracht.



Zünftig verbunden
Im ältesten Zunfthaus von Basel empfängt das Restaurant in der Zunftstube und im Bistro neben seinen «Hausherren» das ganze Jahr auch Gäste, die in Basel leben oder zu Besuch sind. Es ist Stammlokal einiger Service Clubs, nicht zu sprechen von seinem Ruf als «Basels Fasnacht-Treffpunkt». Dazu kommt der Aussenbereich in der belebten Flaniermeile Freie Strasse. Das sind anspruchsvolle Anforderungen, de­­nen der Chef Andreas Uebersax mit ­seinem rund 20-köpfigen Team gerecht werden muss. Hat er Bankette in den oberen Zunftsälen, und die hat er fast jede Woche, wird es noch anspruchsvoller. Dabei hilft ihm seine Erfahrung, hat er doch vor 17 Jahren bereits seine Küchenchefstelle im «Schlüssel» angetreten und hat in 24 Jahren als Partner und Mitin­haber der Solbad Gastronomie AG vieles erlebt, entdeckt und für seine Gäste ge­­kocht.

Die Karte im Bistro und Aussenbereich tagsüber basiert auf kleinen Köstlichkeiten wie Snacks oder Tapas, die gern auch auf einer Etagere zum Afternoon Tea oder Apéro gereicht werden. In der Zunftstube der Business Lunch in drei Gängen über die Mittagszeit ist eines der Gerichte, die am Abend als Vier- oder Fünf-Gänge-Gourmet-Menu auf der Karte stehen. Diese Saisonkarte wird alle zwei bis drei Monate gewechselt und weist die beliebten Fisch- und Fleischgerichte auf, wie auch vegeta­rische oder vegane Kompositionen, deren Zutaten – so Uebersax – mittlerweile so gut und zahlreich seien, dass die Gäste oft nicht wissen, dass ihre Vorspeise oder das Dessert vegan waren, sie sind einfach nur interessant und gut! Nach seinen Spezialitäten gefragt, nennt Andreas Uebersax die mehrgängigen thematisch zusammengestellten Saison-Menus. Das können Curry-Varianten, Trüffel-, Safran- oder wie jetzt im Herbst, Wildmenus sein.



Verantwortung und Demut
Villa Nova Architekten sind bekannt und geschätzt für ihre Erfahrung und Innovationen beim Umbau historischer Ge­­bäude, wie etwa das Hotel Trois Rois oder der Spiesshof in Basel. Iria Degen Interiors gehört zu den renommiertesten modernen Büros für Innenarchitektur. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zweier stilbildender und – könnte man denken – so unterschiedlicher Gestalter? Wo gibt es die Schnittstellen zwischen Architektur und Innenarchitektur, die schliesslich über den Erfolg entscheiden? «Sich einlassen können, Teamfähigkeit, Grosszügigkeit in der Ausführung», sagen sowohl Iria Degen wie Christian Lang. «Jedes Projekt immer ­wieder neu und auf den Ort wie den Auftraggeber bezogen planen.» In diesem Fall waren das 111 mitdenkende Bauherren und Zunftbrüder! Und «man darf bei his­torischen Gebäuden nicht zu viel wollen», ergänzt Iria Degen. Man müsse unter­stützen, bewahren was vom wertvollen Be­stand da ist und möglichst viel sinnvoll übernehmen; die Elemente verbinden und aus Einzelteilen wieder ein Ensemble ma­­chen. Verzichten worauf man verzichten könne, etwa auf Vorhänge, wenn man mit der alten Hauptpost ein so attraktives Gegenüber habe wie hier. Keine Effekt­hascherei, einen Raum wirken lassen, der so viel hergibt. Eigentlich unsichtbare Innenarchitektur! 

Dass diese Arbeiten in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt in nur vier Monaten möglich waren, verdient Bewunderung und grossen Dank an alle Beteiligten. 

Weitere Informationen zum ältesten erhaltenen Zunftshaus Basels: Martin Möhle – Das Zunfthaus zum Schlüssel in Basel. Kunstführer in Zusammenarbeit mit E. E. Zunft zum Schlüssel und Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt. ISBN 978-3-03797-311-0.

Iriadegen.com
villanova.ch
schluesselzunft.ch

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