Wer führt HotellerieSuisse in die Zukunft? Und wie?

Wer führt HotellerieSuisse in die Zukunft? Und wie?

«Hotelière» lud die Kandidierenden ein, für das Präsidium von HotellerieSuisse ihr Wahlprogramm zu präsentieren. Alle nehmen die Möglichkeit wahr: Marie Forestier und Urs Bircher (kandidieren für ein Co-Präsidium), Claude Meier und Martin von Moos.

Nach neun Jahren muss Andreas Züllig wegen der Amtszeitbeschränkung das Präsidentenamt von HotellerieSuisse abgeben. «Hotelière» wollte von den potenziellen Nachfolgern im Originalton wissen, welche Prioritäten sie für die künftige Ver-bandsführung setzen. Bei der inhaltlichen Textgestal-tung ihres Wahlprogramms waren die Kandidieren-den selbstverständlich völlig frei. Als Anregung wur-den ihnen einige mögliche Themen oder Fragen mit-gegeben:

– Was ist ihre persönliche Motivation für die Aufgabe?
– Wie organisieren sie sich bzw. das Co-Präsidium, um das geforderte Pensum zu bewältigen?
– Was soll sich im Verband ändern?
– Was soll im Verband unverändert bleiben?
– Was ist in der politischen Lobbyarbeit für die Hotel-lerie dringlich anzupacken?

Gebeten wurden die Kandidierenden zudem um einen Zusatztext. Im Anfragemail schrieb ich, der Text solle «kurz, knackig und vielleicht auch mit etwas Humor oder Augenzwinkern» beantworten, was sie für das Präsidium differenziere, qualifiziere oder charakteri-siere. Beschränkt war der Textumfang für alle auf 6000 Zeichen. Umrahmt werden die Texte zudem mit Fotos, die von den Kandidierenden zur Verfügung gestellt worden sind.

Marie Forestier
Die Hotelière Marie Forestier (38-jährig) führt seit 10 Jahren das Hotel Bon Rivage in La Tour-De-Peilz. Die Absolventin der Ecole Hôtelière de Lausanne EHL prägt seit vier Jahren die Verbandsleitung von HotellerieSuisse, seit dem Jahr 2023 auch als Vizepräsidentin. Ihr fundiertes Branchenwissen bringt sie zudem in der HOTELA ein, als Kassenvorstand AHV+FK+KK sowie als Stiftungsrätin BVG. Ihr Profil zeichnet sich aus durch ihr Know-how im strategischen und
opera tiven Hotelmanagement, im Projektmanagement in den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation sowie im Krisen-management.

Urs Bircher
Der Hotelier und Stratege Urs Bircher (55-jährig) zeichnet sich aus durch seine fundierte Berufserfahrung in der
Führung von Hotels sowie Tätigkeiten in Verwaltungs- und Stiftungsräten. Der Absolvent der Schweizerischen Hotel-fachschule Luzern SHL weist einen Abschluss als Executive MBA HSG aus und prägt seit sechs Jahren die Verbands-leitung von HotellerieSuisse mit, u. a. als Präsident des Finanz- und Audit Komitee. Er amtet als Mitglied der Ver-waltung der SGH, als Präsident der Stiftung Tschumifonds sowie als Stiftungsrat der Hotelfachschule Thun. Urs Bircher ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Töchtern.

Marie Forestier und Urs Bircher: Vielfalt und Kontinuität mit Weitsicht

Co-Präsidium für HotellerieSuisse entspricht dem Zeitgeist. Zwei Persönlichkeiten, zwei Sprachen, zwei Generationen. Ein Ziel: ein starker Branchenverband für die ganze Schweiz.

Was ist ihre persönliche Motivation für die Aufgabe?

Marie Forestier: Als Verbandsleitungsmit-glieder und ich als Vizepräsidentin von HotellerieSuisse kennen wir die Anliegen der Mitglieder bestens. Wir wissen um die Her-ausforderungen, die es zu be wältigen gibt. Ich bin begeisterte Hotelière und möchte mit der neuen Aufgabe einen weiteren Bei-trag für die Branche leisten.
Urs Bircher: Als Hotelière und Hotelier mit grosser Berufserfahrung sowie einem sehr breiten Netzwerk, können wir uns beratend perfekt in die operativen und strategischen Themen einbringen. Zudem kennen wir die Strukturen und die Arbeitsweise des Verban-des. Das Präsidium wäre für uns die Fortset-zung unserer Arbeit als Branchenvertreter.

Der Aufwand für das Präsidium beträgt rund 120–150 Tage pro Jahr. Wie
organisieren Sie das Co-Präsidium?

Urs Bircher: Genau dies spricht für ein Co-Präsidium. Wir führen in einer perfekten Symbiose das Präsidium sowie das Vize-präsidium zusammen. Die Themen werden klar untereinander aufgeteilt mit gegen-seitiger Unterstützung. So garantieren wir immer eine Stellvertretung und können als Duo breit abgestützt und effizient unsere Aufgaben wahrnehmen.
Marie Forestier: Wir bringen mit unseren Profilen eine grosse Bandbreite an Kompe-tenzen und Fähigkeiten mit. Will heissen, während ich in der Projektarbeit, Nachhal-tigkeit und Innovation zuhause bin, bewegt sich Urs im wirtschaftlichen und politischen Netzwerk sowie bei den Finanzen zielsicher.

Was soll sich im Verband ändern?

Marie Forestier: Potenzial sehen wir darin, das Image der Branche auf dem Arbeits-markt zu stärken. Die bestehenden Ansätze mit der Entwicklung der Bildungslandschaft sowie der Lehrberufe unterstützen wir und beabsichtigen, diese weiterzuentwickeln. Des Weiteren setzen wir auf Imagekampagnen. Urs Bircher: Unser Ziel ist, die Bedürfnisse der Mitglieder noch besser zu verstehen und pragmatische Lösungen zu erarbeiten. Da zu gehört in unseren Augen ein starkes Team aus strategischer Sicht zu formen und eine neue Direktion gestaltend aufzubauen. Dies verlangt ganz klar einen intensiven Dialog mit den Mitgliedern und dem Team von HotellerieSuisse. Wir sehen hier Poten-zial, um dann regional und national noch stärker gehört und angehört zu werden.

Was soll im Verband unverändert bleiben?

Urs Bircher: Als Verbandsleitungsmitglieder kennen wir die Strukturen und die Arbeits-weise. Die Organisation ist zuverlässig und agil. Wir wollen als lösungsorientierter und relevanter Arbeitgeberverband wahrgenom-men werden. Dabei nehmen wir aktiv Stel-lung, setzen uns für die Anliegen und unserer Mitglieder ein und sind sicht- und hörbar. Marie Forestier: Der Verband ist dank der intensiven Arbeit der letzten Jahre sehr gut aufgestellt. Wir beabsichtigen, darauf aufzu-bauen und ihn zu stärken. Der eingeschlagene Weg, den ich als Vizepräsidentin voll mittrage, ist richtig. Wichtig erscheint mir, dass wir etwas lauter werden. Hier sehen wir den Vor-teil unserer Kandidatur: Wir sind bekannt und vernetzt und können dort anknüpfen.

Was ist in der politischen Lobbyarbeit für die Hotellerie dringlich anzupacken?

Forestier/Bircher: Wir möchten gemeinsam mit anderen Verbänden auf die politischen, administrativen und regulatorischen Rah-menbedingungen einwirken, um einen ver-einfachten Zugang zu Arbeitskräften aus Drittstaaten zu ermöglichen. So könnten wir sicherstellen, dass das Umfeld den Zugang der Unternehmen zu verfügbaren Arbeitskräften fördert. Das Engagement der Branche in nati-onalen und kantonalen Parlamenten soll gefördert werden. Zudem wollen wir un sere Mitglieder unterstützen, die Klimaziele des Bundes zu erreichen. Dies bedeutet, dass wir auf eine marktfähige, liberale und wirt-schaftsfreundliche Nachhaltigkeitsstrategie hinarbeiten. Zudem setzen wir uns für Finan-zierungsanreize und gute Lösungen ein. Ganz klar ist, dass ein solches Engagement aber nicht ohne ein starkes Team bei HotellerieSu-isse funktioniert. Wir sind bestrebt hier alle unsere Kräfte zu bündeln und tatkräftig zu unterstützen und zu stärken. 

Sind Hotellerie und Tourismus mit Organisationen überstrukturiert?

Urs Bircher: Die verschiedenen Verbände und Branchenvertretungen führen bereits jetzt einen Dialog auf einer gesunden Ebene. Ich persönlich sehe darin keine Überstruk-turierung. Es ist klar, dass wir diese Ge- spräche weiterführen werden.
Marie Forestier: Dem stimme ich zu. Durch unsere Aufgaben zum Beispiel in der HOTELA, in der SGH oder mit den Bildungsinstitutio-nen sehen wir Schnittstellen und Parallelen, die wir für die Verbandsarbeit von Hotelle-rieSuisse optimal einsetzen können.

Was spricht für ein Co-Präsidium?

Forestier/Bircher: Doppeltes Engagement wird eindeutig mehr bewirken. Ein Co-Prä-sidium entspricht dem Zeitgeist. Kompe-tenzen werden zugunsten des Verbandes in Einklang gebracht und die Interessen der Mitglieder sind breiter abgestützt. Bei Ent-scheidungsprozessen werden diverse Pers-pektiven eingenommen. Zwei Personen stel-len eine Kontinuität sicher, klar aufgeteilte Verantwortlichkeiten und Stellvertretungs-funktionen wirken sich effizient aus. Im Kri-senmanagement geben zwei Personen die erforderliche Sicherheit. Im Co-Präsidium ist es möglich, die Interessen der Mitglieder gegenüber Politik, Behörden und weiteren Stakeholdern differenziert zu vertreten.

Liebe Leserinnen und Leser seit nun 7.5 Jahren ...

… habe ich mich als Direktor Hotellerie-Suisse mit Herz und Seele der Schweizer Hotellerie verschrieben. Mit Stolz und Demut darf ich sagen, dass ich keine Stunde dieses Engagements bereue. Im Gegenteil: Das Wirken in der Branche hat mir persönlich so viel zurückgegeben, wie kaum eine berufliche Station zuvor. Als konsequenter Vorwärtsdenker durfte ich innerhalb der nationalen Ge schäftsstelle auf eine engagierte, motivierte Crew zäh-len, die meine Impulse in konkrete Leis-tungen umzusetzen verstand. Präsident Andreas Züllig und die Mitglieder des stra-tegischen Verbandsorgans forderten mich immer wieder kon struktiv heraus, sodass wir uns gegenseitig als echte Sparring-Partner betrachten konnten. Für relevante Inputs sorgte der konstante Austausch mit den 13 HotellerieSuisse-Regionalverbän-den. Und mein persönlicher Dialog beim Besuch von rund 500 Mitgliedern in allen Landesteilen ist Quelle dafür, dass meine Motivation für unermüdlichen Einsatz zugunsten der Branche bis heute unge-bremst bleibt.

Umfassender Leistungsausweis Gemeinsam haben wir unseren Verband dynamisiert, modernisiert und transpa-renter gemacht. Mit dem eingeführten Zu sammenarbeitsmodell den Regional-verbänden mehr Mitentscheidungskom-petenzen gegeben, die weiblichen wie auch die jüngeren Mitglieder sichtbarer und besser in die aktive Mitarbeit bei der Branchenorganisation integriert. Wert-volle Hilfestellungen, wie das Coaching Programm für unsere Mitglieder erarbei-tet, das Label Top Ausbildungsbetriebe als Instrument gegen den Fachkräftemangel verankert oder den Hospitality Summit als Leuchtturm für Innovation und Nachhaltigkeit initialisiert. Ebenso entscheidend sind die politischen Erfolge. Dazu gehören die Verankerung des MwSt.-Sondersatzes um weitere zehn Jahre, die Fair-Preis-Ini-tiative, die Lex Booking oder zusätzliche finanzielle Mittel für die Vermarktung unseres Tourismuslandes. Solche Erfolge bauen auf dem Schmieden breiter politi-scher Allianzen, die für den langfristigen Erfolg von Verband und Branche entschei-dend sind. 

Politisches Handwerk und Finger-spitzengefühl für breite Allianzen

Das politische Parkett ist seit meiner Jugend mein Spielfeld. Diese Erfahrung will ich weiter nutzen, um HotellerieSuisse als künftiger Präsident zu noch mehr Wirkung zu verhelfen. Denn wie entschei-dend die politische Rolle eines Branchen-verbandes ist, hat die Coronakrise ein-drücklich gezeigt. Bereits im Februar 2020 initiierte ich die Tourismusallianz und konnte zwölf nationale Tourismusverbän- de – inklusive GastroSuisse, Schifffahrts-verband und Seilbahnverband – dafür gewinnen und diese in den ersten sechs Krisenmonaten orchestrieren. So erreich-ten wir nicht nur fünf Treffen mit dem Bundesrat, sondern erwirkten auch Covid-Kredite, unbürokratische Kurzarbeits-regelungen und eine Härtefallregelung. Neben den Politikerinnen und Politiker in Bundesbern spielt auch das Agieren in den nationalen Wirtschaftsdachverbän-den eine entscheidende Rolle. Es ist kein Zufall, dass das Präsidium von Hotellerie-Suisse in diesen wirtschaftspolitischen Dachorganisationen bei economiesuisse sowie beim Schweizerischen Arbeitgeber- und Gewerbeverband Einsitz nimmt.

In Krisensituationen zeichnen sich Macher aus

Während die Coronakrise gerne als Krisen-exempel dargestellt wird, dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Branche auch beim Euroschock 2015 sowie im Zuge der drohen-den Energiemangellage 2022 akut be droht war. Die nächste Krise kennen wir nicht, kommen wird sie aber mit Sicherheit. Auch dann werden wieder rasche Entscheide, starke Allianzen und öffentliche Präsenz gefordert sein. Krisenmanagement lässt sich nicht delegieren, sondern muss durch ein agierendes Präsidium geführt werden, das politisch stark antizipiert, strategisch denkt und mutig handelt. Mein Rucksack ist gefüllt mit dreissig Jahren politischer Arbeit, mit breiten Kenntnissen der volks-wirtschaftlichen Mechanismen und mit lang-jähriger Er fahrung in der Führung grosser Branchenverbände. Dadurch fühle ich mich bereit, in Zukunft an der Spitze unseres Verbandes zu stehen. Gestützt durch mei ne Branchenerfahrung der vergangenen Jahre kann ich als Macher für optimale Rahmen-bedingungen unserer Branche kämpfen – und zwar nicht nur im Krisenfalle.

Klare Vorstellungen und strategischer Weitblick für gute Rahmenbedingungen

Als Verband mit 3000 Mitgliedern beschäf-tigen wir über 80 000 Mitarbeitende und erwirtschaften ein Umsatzvolumen von jährlich rund 7,5 Milliarden Franken. Diesen Stellenwert dürfen wir keinesfalls kleinreden. Als zukünftiger Präsident will ich an die erfolgreiche Arbeit von Andreas Züllig anknüpfen, einerseits mit prakti-schen Hilfsinstrumenten unsere Mitglie-der im Alltag weiter unterstützen aber auch gleichzeitig in essenziellen Fragen die bestmöglichen Rahmenbedingungen für unsere Branche erwirken:

– Ich setze mich für ein modernes, flexibles Arbeitsrecht ein, damit unsere Betriebe über unternehmerische Freiheit verfü-gen und behördliche Einschränkungen gestoppt werden.
– Ich engagiere mich mit Herzblut für eine starke Berufsbildung auch in den kom-menden Jahren der Sparrunden bei der öffentlichen Hand.
– Ich stärke unsere politischen Allianzen, sodass unserer Branche auch in Zukunft das Rekrutieren von Mitarbeitenden aus dem europäischen Raum erlaubt bleibt.
– Ich engagiere mich aus Überzeugung für die Weiterentwicklung unseres L-GAV und bekämpfe gleichzeitig dessen Aus-höhlung durch kantonale Initiativen sei-tens der Gewerkschaften.
– Ich fordere die Belebung der städtischen Zentren und eine Ausweitung der Touris-muszonen, weil wir sonst im Vergleich zum nahen Ausland erhebliche Nachteile erleiden.
– Ich kämpfe für ein Raumplanungsgesetz, das weniger einschränkend ist, um inno-vative Entwicklungen im Tourismus zu fördern.
– I ch will ein differenziertes Zweitwoh-nungsgesetz, weil nur so die Weiterent-wicklung von Geschäftsmodellen der Be herbergungswirtschaft gefördert und der Strukturwandel fair begleitet werden kann.
– Ich verlange die Sicherstellung der Strom-versorgung zu angemessenen Preisen bei gleichzeitiger Förderung nachhaltiger Energie, da die Eindämmung von Kosten-treibern und der Umweltschutz für das Tourismusland Schweiz von höchster Relevanz sind.

Am 22. November 2023 wählen 199 Dele-gierte die Nachfolge von Andreas Züllig. Ich bin überzeugt, dass ich die acht Ho te-lièren und Hoteliers im strategischen Organ Verbandsleitung mit meiner Erfahrung, meinen Kompetenzen und meinem strate-gisch-politischen Know-how als Präsident so ergänzen kann, dass wir Hotellerie-Suisse gemeinsam in eine weiterhin erfolg-reiche Zukunft führen können. Herzlichen Dank für die Unterstützung und das Vertrauen.

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