Nach vier Jahren Pause fand dieses Jahr erstmals wieder die Igeho statt. Brand Director Benjamin Eulau stand der «Hotelière» trotz Messe-Stress für ein Interview zur Verfügung.
Herr Eulau, heute ist der dritte von fünf Messetagen. Wie fällt das Zwischenfazit aus?
Wir sind am Samstag sehr gut, wenn auch eher etwas ruhig gestartet – trotzdem war die Halle gut gefüllt. Auch die Ausstellenden müssen sich zuerst einspielen, da ist ein gemächlicherer Start ideal. Wir sind ja eine Fachmesse, hatten am Samstag aber nicht nur Fachbesuchende, sondern es hatte auch Publikumscharakter. Auch das passt gut zum Messebeginn. Sonntag und Montag waren dann sensationell. Ich bin mit dem Besuchervolumen bisher sehr zufrieden. Und gemäss den ersten Rückmeldungen stimmte auch die Qualität. Genau können wir das dann aber erst am Schluss eruieren. Wenn ich auf der Messe herumlaufe, kriege ich Gänsehaut. Überall sehe ich sehr glückliche
Gesichter. Selbstverständlich bemerkten wir auch ein paar Aspekte, bei denen es noch etwas harzte – dort haben wir sofort eingegriffen. Wir bedienen mit der
Messe schliesslich die Hospitality-Branche, also müssen auch wir Top-Dienstleistungen abliefern.
Was sind Ihre persönlichen Highlights?
Die Igeho hat ja von der Kocharena über die Cheminée-Chats bis hin zum Igeho-Atelier eine Vielzahl an Highlights zu bieten. Aber mein persönliches Highlight ist
das, was an den verschiedenen Ständen passiert. Was die Ausstellenden alles bieten, um ihre Produkte bzw. ihre Firmen zu präsentieren, ist einfach sensationell. Shows, Persönlichkeiten, Wettbewerbe, ein eigener Song – die Liste liesse sich noch lang fortführen. Das Engagement ist herausragend. Ein weiteres Highlight ist für mich, dass es uns gelungen ist, die Lefa (der neue Branchentreffpunkt für das lebensmittelverarbeitende Gewerbe) in die Igeho zu integrieren. Das entspricht auch meiner Vision, alles unter einem Dach anzubieten.
Benjamin Eulau ist seit Januar 2023 Brand Director der Igeho. Der 39-jährige
Familienvater kommt aus der Gastronomie und ist auch heute noch im Verwaltungsrat einer kleinen Gastrokette mit je zwei Filialen in Basel und Bern. Nachdem er lange Jahre als selbstständiger Projektmanager
tätig war, stiess er zur MCH Messe Schweiz (Basel) AG und betreut nun mit einem jungen motivierten Team die Igeho.
Vor vier Jahren war die letzte Igeho. Was ist alles neu dieses Jahr?
Die Igeho hat eine sehr lange Tradition, sie wird 2025 bereits 60 Jahre alt. Trotz dieser reichhaltigen Geschichte dürfen und müssen wir uns weiterentwickeln. Entsprechend gab es im Operativen und im Angebot viele Neuerungen; doch ich würde gern zwei hervorheben: Erstmals haben wir mit dem Foodfestival
Street Food Taste & Talks in der Eventhalle einen Teil öffentlich gemacht. Die Igeho ist eine Fachmesse, und das soll sie auch bleiben. Doch es ist toll, wenn der ganzen Bevölkerung etwas geboten wird. Zusätzlich haben wir neu das Atelier mit Masterclasses lanciert. Die Wissensvermittlung ist ein wichtiger Bestandteil von Fachmessen. Unsere Masterclasses sind an Tickets
gebunden. Diese sind zwar fast ausschliesslich kostenlos, doch man muss trotzdem eine Entscheidung treffen und das Ticket lösen. Das schafft Verbindlichkeit und ermöglicht den Veranstaltenden, ihren Content besser zu planen. Damit wollen wir klären, wie wir zukünftig mit solchen Content-Plattformen umgehen sollen.
Welche Bedeutung hat die Igeho für die Branche?
Es handelt sich um den grössten Branchentreffpunkt, entsprechend ist die Bedeutung enorm. Hier kann man unzählige Kontakte knüpfen und lernt die Entscheidungsträger kennen, womit Vertrauen geschafft wird. Das Persönliche ist entscheidend. Die Produkte werden erlebt und nicht einfach nur auf der Website betrachtet. Man sieht es, fasst es an, es wird demonstriert, man probiert es, und man kann direkt Feedback einholen – das ist in diesem Umfang nur an der Igeho
möglich. Ich bin der Meinung, dass die Ausstellenden genauso wie die Besuchenden eine solche Plattform brauchen – sie müssen sich austauschen können. Wenn wir es alle zwei Jahre schaffen, diesen Austausch
zu ermöglichen, dann ist das ein sehr nachhaltiges Konzept.
Lassen sich von der Igeho Rückschlüsse auf den Zustand der Branche ziehen?
Nur bedingt. Wenn ich nur von der Stimmung auf der Messe ausgehen würde, müsste ich sagen, der Branche geht es sehr gut. Wir wissen aber alle, dass dem nicht so ist. Die Branche ist sich nach wie vor am Erholen, und viele Betriebe haben grosse Probleme in der Personalbeschaffung. In der Nachbetrachtung wird sich zeigen, ob die Betriebe überhaupt die Ressourcen hatten, um ihre Mitarbeitenden an die Igeho zu schicken. War es beispielsweise dem Chefkoch möglich, an die Igeho zu kommen, oder musste er im Betrieb in der Küche stehen? Wir merken es auch bei den Ausstellenden. Einige Unternehmen haben abgesagt, weil sie wirtschaftlich noch nicht wieder gut dastehen. Anderen geht es sehr gut, aber sie haben zu wenig Personal, um einen Stand zu betreiben.
Was die Ausstellenden alles bieten, um sich zu präsentieren, ist einfach sensationell.
Was macht für Sie einen spannenden Stand aus?
Erstmals muss es fürs Auge stimmen, was immer bei der Beleuchtung beginnt. Wenn das Licht stimmt, kommt man gern näher. Dann ist natürlich das Erlebnis entscheidend – und das Erlebnis beginnt mit dem Menschen, den Mitarbeitenden am Stand, die mich empfangen. Wenn diese lächeln, wird es automatisch spannend. Das Produkt, die Firma, die Aufmachung, das ist natürlich wichtig – aber der Mensch ist entscheidend.