«Kurzfristig sind die Verluste nicht zu decken»

«Kurzfristig sind die Verluste nicht zu decken»

Kevin Kunz, CEO der Kongress + Kursaal Bern AG



Die Lage im Mice-Geschäft werde sich erst normalisieren, wenn Anlässe bis und über 1000 Personen wieder erlaubt seien und eine zuverlässige Präventivmedizin im Einsatz sei, sagt Kevin Kunz, CEO der Kongress + Kursaal Bern AG. «Hotelier» sprach mit Kunz über die Folgen der Corona-Krise für den Kursaal Bern, das Business- und das Mice-Geschäft.


Kevin Kunz, wie haben Sie die letzten drei Krisenmonate als CEO der Kongress+Kursaal Bern AG erlebt? Ich kann nur sagen: Es war herausfordernd. Meines Wissens war es auch das erste Mal, dass der gesamte Kursaal Bern einfach geschlossen war, und das für drei Monate! Die leeren Räume und Gänge wirkten surreal. Gleichzeitig war es eine immense Herausforderung für das ganze Team: Kurzarbeit für die Mitarbeitenden organisieren, den Betrieb runterfahren, mit unseren Kunden und Partnern in Kontakt bleiben und antizipieren, wie es weitergehen kann.
«Bei Business- und Städtereisen wird wieder eine Nachfrage entstehen, wenn grössere Events und Messen durchgeführt werden können.» Kevin Kunz

Wie hoch würden Sie den Schaden beziffern, der durch die Krise (Lockdown) im Kursaal Bern entstanden ist? Das kann ich noch nicht abschätzen, aber der Schaden geht sicher in die Millionen. Und das Ende der Krise ist ja noch nicht erreicht. Für uns hängt der weitere Geschäftsgang von den zukünftigen Lockerungen im Herbst ab. Der Kursaal lebt zum grossen Teil von Events, Tagungen, Seminaren und anderen Businessanlässen. Dieser Markt ist im Frühjahr völlig eingebrochen. Wie lauten denn Ihre kurz- und mittelfristigen Prognosen, was das Mice-Geschäft im Kursaal Bern und generell in der Schweiz betrifft? Kurzfristig sind die Verluste, die wir in den drei Krisenmonaten erlitten haben, nicht zu decken. Mittelfristig ist das Buchungsverhalten für grössere Anlässe noch sehr vorsichtig. Die Lage im Mice-Geschäft wird sich erst normalisieren, wenn Anlässe bis und über 1000 Personen wieder erlaubt sind und eine zuverlässige Präventivmedizin im Einsatz ist.
In der grossen Arena werden hybride Events durchgeführt: 300 Personen sind in der Arena, andere nehmen virtuell teil.

ALLEGRO HOTEL WIRD SWISSÔTEL

Rund 20 Jahre nach der Eröffnung beginnt eine neue Etappe in der Berner Kursaal-Geschichte. Ab Ende 2020 wird Swissôtel das heutige Kursaal-Hotel Allegro betreiben. Zudem werden derzeit alle 171 Zimmer sowie der Lobby-Bereich des Hotels für rund 16 Millionen Franken umgebaut. «Wir haben eine starke internationale Marke als Partner gesucht und diese mit Swissôtel gefunden. Swissôtel vereint authentische Schweizer Gastfreundschaft mit intelligentem Design und einer belebenden Atmosphäre, damit passen wir sehr gut zusammen», so Kursaal-CEO Kevin Kunz.
Die Ferienhotels in den Bergen und im Tessin und die Hotels an den Seen profitieren jetzt von der Tatsache, dass viele Schweizerinnen und Schweizer die Sommer- und Herbstferien in der Schweiz verbringen. Kritisch ist die Situation in Städten wie Zürich, Basel, Bern oder Genf. Hier fehlt der interkontinentale Markt. Keine Messen, keine Events, keine Businessanlässe – die Stadthotellerie leidet unter dem tiefen Buchungsniveau. Wann entsteht hier wieder Nachfrage? Für unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ferienhotellerie bin ich sehr froh über die positive Nachfrage und Unterstützung, die sie aus der Schweiz erhalten. Wie Sie gesagt haben, leidet die Stadthotellerie hingegen unter massiven Rückgängen bei der Zimmerbelegung. In diesen Hotels wird es erst aufwärts gehen, wenn alle Grenzen weltweit offen sind, wenn das Fliegen und das Reisen ohne Komplikationen wieder möglich sind. Bei Business- und Städtereisen wird wieder eine Nachfrage entstehen, wenn grössere Events und Messen durchgeführt werden können. Bern ist die Bundeshauptstadt der Schweiz. Auch hier spielt das Mice-Segment eine immer wichtigere Rolle. Werden in Bern schon bald wieder grosse Anlässe in der Kursaal-Arena stattfinden? Vielleicht muss man «grosse Anlässe» momentan anders definieren: Anlässe mit 300 Personen an einem Ort sind grosse Anlässe, mehr ist einfach nicht erlaubt. Unser Lösungsansatz sind deshalb hybride Events, die wir mit unserem Technikpartner Habegger AG in der Arena im Kursaal Bern anbieten: 300 Personen sind physisch in der Arena dabei, andere nehmen per Onlinestreaming virtuell teil. So können wir mithilfe moderner Technik «grosse» Anlässe anbieten, an denen auch Risikogruppen und Interessierte aus dem Ausland online teilnehmen können. Der Hotelbereich im Kursaal Bern, das heutige Allegro-Hotel, wird derzeit umfassend saniert und umgebaut. Führen Sie den Umbau – trotz Krise und Rezession – weiter? Der Umbau ging die ganze Zeit weiter, während des Lockdowns etwas reduziert, aber ohne Unterbruch. Wir gehen davon aus, dass wir, wie geplant, Ende Jahr fertig sind und dann das Hotel als Swissôtel Kursaal Bern eröffnet wird.
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