Was bringt der «Booster» dem einzelnen Hotelier?

15 Fragen zum Hospitality Booster Der Hospitality Booster ist eine Innovationsplattform für die Beherbergungs­branche, die von HotellerieSuisse, der EHL-Gruppe und der Hotelfachschule Thun ins Leben gerufen wurde. Doch was heisst «Innovation»? Und warum ein «Booster»? Worin liegt der Nutzen für den einzelnen Hotelier? 15 Fragen an die fünf Hotelexperten und Booster-Mitinitianten.


1. Was ist der Hospitality Booster, um was geht es bei diesem Projekt konkret?

(Sara Moser) Der Hospitality Booster ist eine Plattform mit dem Ziel, die Vernetzung von Hoteliers und Hotelièren, Partnern aus der Branche, Start-ups sowie interessierten Dritten zu ermöglichen. Dank diesem Austausch und der übergreifenden Zusammenarbeit entstehen Ideen für neue Dienstleistungen, Produkte, Prozesse oder Geschäftsmodelle. Die Lösungen, die dabei entwickelt werden, sollen einen echten Mehrwert für die Hotel­betriebe bzw. für die gesamte Branche schaffen. Der Hospitality Booster begleitet die Ideengeber:innen bei der Umsetzung.



2. Es geht um die Förderung von Innovationen in der Hotellerie. Was aber heisst «Innovationen»? Haben Sie konkrete Beispiele?

(Sara Moser) Das Wort «Innovation» leitet sich vom latei­nischen Verb «innovare» ab, was so viel wie «erneuern» bedeutet. Im Kern hat das Wort seine Bedeutung bis heute beibehalten. Innovation bedeutet nämlich, etwas zu optimieren, weiterzuentwickeln oder zu ersetzen. Das kann beispielsweise eine Dienstleistung, ein Prozess, ein Angebot oder ein ganzes Geschäftsmodell sein. Beispiele für Projekte und Ideen aus dem Hospitality Booster finden sich auf der Website des Hospitality Boosters mit der Adresse www.hospitality-booster.swiss und dort unter «Chal­lenges». Ein aktuelles Projekt fokussiert sich beispielsweise auf die Kund:innengruppen der sogenannten «Best Agers». Innerhalb einer Destination wird nun im nächsten Schritt in mehreren Beherbergungsbetrieben an der Schärfung der Kund:innensegmente und des gezielten Angebots gearbeitet, bevor dieses dann getestet wird.

3. Wer kann bei diesem Projekt mitmachen? Wen wollen Sie mit dem Hospitality Booster ansprechen?

(Sara Moser) Ideen dürfen von Hotelièren und Hoteliers, Branchenpartner:innen, Start-ups oder interessierten Dritten einge­geben werden. Es kann sich dabei um eine Idee zur Verbesserung bzw. Veränderung der Branche oder auch um eine Unterstützungs­anfrage handeln. Letzteres beispielsweise, wenn jemand Feedback zu einer Idee erhalten möchte oder nicht weiss, wie er/sie die notwendigen Partner:innen für das Vorhaben gemeinsam an einen Tisch bringen kann.

Dabei ist es unwichtig, ob bereits ein ausgearbeitetes Konzept oder sogar eine Erstversion des Produktes vorliegt oder ob erst einige Ideen im Kopf herumschwirren. Wichtig ist, dass die Idee sich mit der Beherbergungsbranche beschäftigt. Ein spannendes Beispiel hierfür ist die konkrete Umsetzungsidee eines pensionierten Hoteliers, die Weinkarte (www.hospitality-booster.swiss/weinkarte) komplett neu zu strukturieren und so die Weinauswahl für die Gäste einfacher zu gestalten. Der Initiant konnte aufzeigen, dass er damit den Kellerumsatz erhöhen konnte, was natürlich auch für andere Betriebe spannend ist.

4. Ich habe als Hotelier oder Start-up eine Idee. Was muss ich nun konkret tun, damit diese Idee bei Ihnen ankommt?

(Sara Moser) Die Idee kann mit einer einfachen, kurzen Beschreibung oder schon mit einem vollständigen Konzept jederzeit auf hospitality-booster.swiss eingegeben werden. Danach wird eines unserer Hospitality-Booster-Teammitglieder Kontakt mit der ideengebenden Person aufnehmen, allfällige Fragen klären und alles Weitere besprechen.


5. Seit wann gibt es den Hospitality Booster – und wie viele Projekte wurden schon eingereicht?

(Karthik Muralidharan) Der Hospitality Booster wurde offiziell im April 2021 lanciert. Bis heute sind über 60 Ideen eingegangen. Bei einigen dieser Ideen war die Rolle des Hospitality Boosters ­respektive unseres Teams diejenige einer Netzwerkerin, das heisst, wir konnten die richtigen Partner miteinander in Verbindung setzen, sodass aus der Idee ein konkretes Projekt entstand. Bei bisher sieben Projekten war eine engere Begleitung durch das Booster-Team das richtige Vorgehen, und wir konnten mit inter­essierten Betrieben Pilotprojekte aufsetzen. In einem solchen Pilotprojekt wird getestet, ob das Produkt, die Dienstleistung, der Prozess oder das Geschäftsmodell funktioniert, welche Anpassungen und Verbesserungen notwendig sind, bevor weiterent­wickelt wird. Mit diesem Vorgehen kann man das Risiko eines Misserfolges am Markt reduzieren.

6. Können Sie mir zwei oder drei Beispiele geben?

(Karthik Muralidharan) Ein Projekt, an dem wir derzeit arbeiten, ist die Nachhaltigkeitsinitiative My Blue Planet. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich für ein klimaschonendes Wirtschaften einsetzt. My Blue Planet unterstützt Hotels dabei, kleine Veränderungen im Betrieb vorzunehmen, um so die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und zu verbessern. Die Idee wird zurzeit im Grand Hotel Giessbach Brienz, Hotel Rössli Weggis und Chesa Rosatsch Celerina getestet. Die Erfahrungen aus dem Pilotversuch werden ausgewertet und fliessen in einem nächsten Schritt in ein Angebot ein, das sämtlichen interessierten Beherbergungsbetrieben offensteht. Mit dem Food Waste Benchmark verfolgen wir ein wei­teres Pilotprojekt im Nach­haltigkeitskontext. Dieses Projekt soll es ermöglichen, die Lebensmittelverschwendung eines Hotels mit dem Durchschnitt der Branche zu vergleichen. Dieser Benchmark wird zusammen mit dem EHL Spinoff KITRO und der Ecole hôtelière de Lausanne entwickelt und voraussichtlich Ende 2022 allen interessierten Betrieben zur Verfügung stehen.

7. Worin liegt der Nutzen für den Hotelier, der beim Hospitality Booster mitmacht und ein Projekt einreicht?

(Karthik Muralidharan) Für die einzelnen Ideengebenden ist der konkrete Mehrwert des Hospitality Boosters, dass die Idee vorangetrieben und bis hin zur Umsetzung unterstützt wird. Der Hospitality Booster ist ein Partner, um Ideen weiterzuentwickeln oder auch um Testkund:innen zu gewinnen, weiterführende Workshops durchzuführen oder sonstige Unterstützung zu erhalten.

Der zusätzliche Nutzen des Hospitality Boosters zeigt sich auch in seiner Wirkung als Innovationsnetzwerk. Es entstehen neue Dienstleistungen, Produkte und Prozesse; es werden Kontakte geknüpft, Erfahrungen aus­getauscht sowie der Kontakt zu den richtigen Entscheidungsträger:innen und Partner:innen in der Branche hergestellt. So können neue, effiziente und bedürfnis­orientierte Lösungen entstehen, welche für die Branche einen echten Mehrwert schaffen.

8. Wem gehört am Ende das Projekt oder die Idee, die eingereicht wurde?

(Karthik Muralidharan) Die eingegebene Idee und die daraus entstandenen Resultate oder Produkte gehören immer den Ideengebenden. Der Hospitality Booster un­­terstützt dabei den Prozess von der Idee bis zum Projektabschluss als Sparringspartner und hilft den Ideengebenden auf ihren Innovationswegen.


9. Warum braucht es eigentlich den Hospitality Booster – und wer hatte die Idee dazu? Welche Rolle spielt der Branchenverband ­HotellerieSuisse im Zusammenhang mit dem Booster?

(Ueli Schneider) In der Beherbergungsbranche kam das Thema Erneuerung, sprich die Dienstleistungs-, Produkt- oder Prozessinnovation, bis anhin in vielen Betrieben zu kurz. Gerade in einem KMU-Umfeld nimmt das Tagesgeschäft oft sämtliche verfügbare Zeit in Anspruch. Mit der Vision «Wir sind der Verband der innovativen und nachhaltigen Beherbergungsbetriebe» hat es sich HotellerieSuisse zum erklärten Ziel gemacht, die Branche auch darin zu unterstützen, Innovationen im eigenen Betrieb anzustossen und umzusetzen. Diesen Weg unterstützt der Hospitality Booster aktiv. Die Idee, diese Inno­vationsplattform zu schaffen, ging von HotellerieSuisse aus und wurde zusammen mit Mit­gliedern und Partner:innen – allen voran der EHL-Group und der Hotelfachschule Thun – in einem Projekt ­verdichtet. Hotellerie­Suisse ist heute zusammen mit dem Village de l’innovation an der EHL und dem The Lab Hotel an der Hotelfachschule Thun Trägerin des Boosters und nimmt eine Drehscheiben- und Netzwerkfunktion ein.

10. Der Hospitality Booster wird im Rahmen der staatlichen Tourismusförderung Innotour des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) finanziell unterstützt. Wie viel Geld hat man vom Seco erhalten?

(Ueli Schneider) Der Förderbeitrag für den Aufbau des Hospitality Boosters beträgt insgesamt CHF 1.5 Millionen über mehrere Jahre bis Ende 2023 verteilt. Dabei wird der Betrag jedoch unter dem Village de l’innovation, dem The Lab Hotel und HotellerieSuisse aufgeteilt, da diese drei Partner unterschiedliche Rollen im Hospitality Booster einnehmen.

11. Hat HotellerieSuisse den Hospitality Booster allein zum Fliegen gebracht?

(Michael Lindemann) Beim Aufbau, der Weiterentwicklung und Etablierung des Hospitality Boosters haben wir uns entschieden, dass wir nach dem Lean-Startup-Gedanken funktionieren wollen. Das bedeutet, dass wir uns zum Ziel setzen, Innovationen in Form von Produkten, Dienstleistungen oder Geschäftsmodellen rasch an den Markt zu bringen, Feedback einzuholen und dann Anpassungen vorzunehmen. Der Markt, sprich die Kundinnen und Kunden, entscheiden somit, wie sich ein Produkt, eine Dienstleistung entwickeln soll und man vermeidet, dass teure Entwicklungen letztlich an der Kund:innenakzeptanz scheitern. Dieses Prinzip haben wir auch in der Entwicklung des Hospitality Boosters angewandt, indem wir in mehreren Workshops zusammen mit Hotelièren und Hoteliers das Angebot der Plattform Hospitality Booster getestet und deren Feedback für die anschliessende Weiterentwicklung einbezogen haben. Zudem haben wir mit dem Hospitality Booster den grossen Vorteil, auf ein etabliertes und weitläufiges Partner:innennetzwerk in der Hospitality Branche zurückzugreifen. So haben wir zum Beispiel in enger Zusammenarbeit mit den drei Partnerschulen von HotellerieSuisse, der EHL in Lausanne, der Hotelfachschule Thun und der EHL SSTH in Passugg, den Booster und das zugehörige Angebot seit der Ge­­burts­stunde vorangetrieben. So gelingt es uns, Innovation und Bildung mit den Bedürfnissen der Beherbergungsbranche zu verbinden, was für alle Seiten einen erheblichen Mehrwert generiert.

12. Wie lange dauert das Projekt Hospitality Booster?

(Karthik Muralidharan) So lange wie möglich! Der Hospitality Booster sollte langfristig ein integraler Teil von HotellerieSuisse sein. Nachhaltigkeit ist in der Vision des Verbandes verankert, und der Hospitality Booster ist das ideale Mittel, die Beherbergungsbranche in diesen Bestrebungen mittel- und langfristig zu unterstützen.


13. Zwei Drittel der Hotels in der Schweiz sind austauschbar, sie unterscheiden sich kaum von ihren Mit­bewerbern am Markt und verkaufen sich vor allem über Grundleistungen des Gastgewerbes und über den Preis. Führt der Hospitality Booster dazu, dass Hotels einzigartiger werden?

(Nicoletta Müller) Der Hospitality Booster nimmt Bedürfnisse der Branche auf, um konkrete Lösungsansätze zu entwickeln oder die richtigen Personen miteinander zu vernetzen. Der Booster soll die Beherbergungsbetriebe dabei unterstützen, sich kontinuierlich zu erneuern. Dies führt in der Konsequenz dazu, dass die Betriebe bezüglich Dienstleistungsangebot à jour bleiben und sich somit am Markt nachhaltig positionieren können. Der Hospitality ­Booster ist aber kein Angebot für eine Einzelberatung bezüglich Positionierung, dafür gibt es am Markt bereits viele sehr gute Angebote. Der Zweck des Boosters ist es, zu vernetzen, zusammenzubringen und Ideen vorwärtszubringen, sodass sie im Be­­trieb um­­gesetzt werden können. Beispiele für solche eingebrachten Ideen: Mit den «Best Agers» und «Adults only» wollen zwei Hoteliers künftig Zielgruppen noch konsequenter ansprechen, und sie suchten dazu Gleichgesinnte aus der Branche. Zusammen mit weiteren Hoteliers, die die gleichen Interessen zeigten, wurde das Thema vertieft. Der Hospitality Booster hat sie auf einfache Art und Weise zusammengebracht, was zuvor vielleicht gar nicht oder wenn, nur zufällig passiert wäre. Die Vereinigung der Zürich City Hoteliers (www.zurichcityhotels.ch) als weiteres Beispiel, wird vom Hospitality Booster bei der Entwicklung einer digitalen Plattform für Hotelkooperationen begleitet. Diese Plattform wird die Aktivitäten und Synergien der 20 Hotels digitalisieren und weiterentwickeln, sodass die Kooperation künftig einen noch grösseren Nutzen für die individuellen Hotels bringt.

14. Was ist, wenn der Hospitality Booster später einmal nicht mehr existiert?

(Sara Moser) Wir glauben daran, dass der Hospitality Booster langfristig eine Rolle in der konstanten Erneuerung der Branche spielen kann und wird. Im Jahr 2022 wird es darum gehen, unser Angebot und unsere Leistungen weiter zu konkretisieren, um unseren Kund:innen einen echten Mehrwert zu bieten.


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