Nachhaltigkeit konkret: Mitarbeiter, Hotelwäsche, Saisonalität

Nachhaltigkeit konkret: Mitarbeiter, Hotelwäsche, Saisonalität

Nachhaltig bedeutet, dass etwas so gestaltet oder genutzt wird, dass es langfristig bestehen kann, ohne die Ressourcen oder die Umwelt zu schädigen. Künftigen Generationen soll eine Welt weitergegeben werden, mit der Chance, diese selbst weiterentwickeln zu können. Nachhaltigkeit ist für Michéle Müller sehr konkret. Ihre Nachhaltigkeitsgedanken drehen sich um Saisonalität, Food Waste, Hotelwäsche und die Hotelmitarbeitenden. 

Für uns als Dienstleister bedeutet dies, dass auch die Lieferwege berücksichtigt werden müssen. Idealerweise sind die­­se kurz, was sich auf die Auswahl der Lieferanten auswirken sollte. In kleinen Ortschaften ist es schon Praxis, dass Kleinunternehmer oder Produzenten ihre Produkte von Grosslieferanten mitliefern lassen. Neben vielen anderen Faktoren hat dies mit dem Personalmangel zu tun, aber auch damit, Transportkosten zu re­­duzieren. Dies ist auch mit einer Verringerung des CO2-Ausstosses verbunden. Nichtsdestotrotz kommen noch immer viele Lebensmittel von weit her. 

Saison
Ich frage mich, ob das notwendig ist. Es müssen nicht immer die Avocado oder die Mango auf dem Buffet sein. Es sollte mit Bedacht konsumiert und eingekauft werden. Ich persönlich bevorzuge saisonale Produkte. Für mich gibt es nichts Besseres als frische Beeren im Sommer, am besten die, die man selbst gepflückt hat. Den Apfel oder die Birne im Spätsommer oder im Herbst zu essen, ist ein wahrer Genuss – der Geschmack ist unvergleichlich. In ­meiner Kindheit gab es solche Leckereien nur, wenn sie Saison hatten. 

Aber all diese Produkte sind das gesamte Jahr über im Supermarkt zu finden, was uns dazu verleitet, sie auch in der Nebensaison zu konsumieren. Die ganzjährige Verfügbarkeit dieser Leckereien führt manchmal zu einer Verzerrung unseres Verständnisses dafür, wann die Jahreszeit sie eigentlich anbietet. Weisser Spargel aus den warmen Nachbarländern ist im Supermarkt schon zu finden, wenn der heimische Spargel noch lange nicht reif ist. Das finde ich immer sehr schade. Ich denke, man sollte wieder so essen wie unsere Grosseltern früher – mit mehr Bedacht auf das Lebensmittel. Wie es der Name sagt, «Leben» an erster Stelle und dann das «Mittel». Durch den Einkauf von lokalen und saisonalen Produkten unterstützt man lokale Betriebe und Produzenten, und zugleich werden dem Gast authentische und regionale Erlebnisse ge­­boten.

Food Waste
Food Waste und Überproduktion stellen ein grosses Problem dar. Es werden zu grosse Mengen an Lebensmitteln weggeworfen. Lebensmittelverschwendung hat ökologische, wirtschaftliche und soziale Folgen. In Hotels und Restaurants werden häufig zu viele Speisen zubereitet, um sicherzustellen, dass jeder Wunsch der Gäste erfüllt werden kann. Gerade in der Gastronomie führt die schwankende Nachfrage oder die Nachfrage nach allem zu Überbeständen, die am Ende des Tages entsorgt werden müssen. 

Verschwendung von Lebensmitteln trägt erheblich zur Umweltverschmutzung bei, da für die Produktion dieser Lebensmittel grosse Mengen an Ressourcen wie Wasser, Energie und Land verbraucht werden. Wenn Lebensmittel im Müll landen, führen sie zudem zu erhöhten Treibhausgasemissionen. Schulungen für Mitar­beiter können helfen, das Bewusstsein für Food Waste zu schärfen und ihnen beizubringen, wie sie Verschwendung re­­duzieren können. Die Reduzierung von Food Waste ist ein wichtiger Schritt in Richtung wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit.

Hotelwäsche
Früher wurde Bettwäsche täglich gewechselt. Energie- und Wasserkosten, aber auch der Waschmittelverbrauch waren zu der Zeit, glaube ich, noch nicht Teil der wirtschaftlichen Sichtweise. Das hat sich, Gott sei Dank, mittlerweile geändert. Jetzt wird Bettwäsche im Durchschnitt alle drei Tage oder auf Nachfrage gewechselt. Der Durchschnittsgast bleibt meist auch nur ein paar Tage, und möchte nicht mehr, dass die Bettwäsche täglich gewechselt und gewaschen wird.

Hotels sind sehr erfinderisch geworden, wie sie signalisieren, dass die Bettwäsche nicht mehr täglich gewechselt werden soll. Bei uns im «Kempinski Palace Engelberg» ist es ein Holzengel, der die Botschaft ­überbringt. Das kommt bei Gästen sehr gut an. Jeder Gast kann für sich selbst entscheiden. Das spart viel Wasser, Energiekosten und natürlich Arbeitskraft. 

Nachhaltigkeit wird für viele Reisende immer wichtiger. Hotels, die sich als umwelt- und sozial verantwortlich posi­tionieren, ziehen Gäste an, die auf dieses Thema achten und vor allem während ihres Aufenthalts mehr erfahren wollen. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, die Umwelt zu schützen, sondern auch sicherzustellen, dass gesellschaft­liche und menschliche Bedürfnisse berücksichtigt und gewahrt werden. 

Mitarbeiter
Nachhaltigkeit wird auch in der Führung der Mitarbeiter grossgeschrieben. Das be­­deutet, langfristige und verantwortungsvolle Strategien einzusetzen, um Mitarbeiter zu leiten und zu entwickeln. Es ist unser aller Ziel, ein gesundes, motivierendes und stabiles Arbeitsumfeld zu schaffen, um langfristig Mitarbeiter zu halten. Sie müssen kontinuierlich gefördert werden, um ihre beruflichen und persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Das physische und psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter im Auge zu behalten und Massnahmen zu ergreifen, sind unabdingbar. Ressourcen sollen stets effizient genutzt und eingesetzt werden, um unnötigen Verschleiss von Arbeitskraft und Motivation zu vermeiden. Das Wohlbefinden des Mitarbeiters steht an oberster Stelle. Dies führt zu höherer Motivation, geringerer Fluktuation und verbesserten Serviceleistungen, was wiederum die Gästezufriedenheit erhöht. 

Rentner
Immer mehr Unternehmen erkennen den Wert älterer Mitarbeiter und nutzen deren Fähigkeiten und stellen Rentner ein. In vielen Branchen herrscht ein zunehmender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Sie verfügen über langjährige Erfahrung und Fachwissen, das direkt genutzt werden kann. Durch ihre Lebenserfahrung und ihre Kompetenz sind ältere Mitarbeiter oft gelassener und oder stressresistenter. In hektischen Situationen bewahren sie oftmals mehr Ruhe. 

Rentner können als Mentoren jüngere ­Mitarbeiter betreuen und ihnen helfen, so bleibt wichtiges Know-how im Unternehmen erhalten. Viele Rentner sind bereit, in Teilzeit oder auf projektbezogener Basis zu arbeiten. Das bietet Unternehmen die Möglichkeit, flexible und kostengünstige Lösungen für ihren generellen Personalbedarf oder in Stosszeiten zu finden.

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit in der Ho­­tellerie bedeutet, dass Hotels langfristig profitabel bleiben, während sie gleichzeitig ökologische und soziale Verantwortung übernehmen und auch zur Schaffung eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Gastgewerbes beitragen.

 

Michéle Müller machte im «Kempinski Palace Engelberg» den Weg von der Köchin zur leitenden F&B-Managerin
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