Die H-Hotels geniessen in der Schweiz wenig Publicity, sind in Deutschland aber ein bedeutender Hospitality-Player. Vorzeigehaus hierzulande ist das Hyperion Hotel Basel. Besuch im Messeturm.
Der Blick geht über die Stadt zur Jurakette, im Nordwesten ins Elsass, im Norden zum Schwarzwald. Die Executive Lounge des Hyperion Hotels im Kleinbasel verheisst sowohl eine Traumaussicht als auch allerlei Annehmlichkeiten. Wer im Messeturm ein Businesszimmer, eine Suite gebucht oder genügend Punkte im ketteneigenen Loyality-Programm gesammelt hat, kann sich hier entspannen und Mahlzeiten geniessen. «Unsere Executive Lounge in dieser Höhe im 30. Stockwerk ist ein Plus», sagt Sophie Kocak. Die 40-Jährige ist als Operations Managerin für das Vier-Sterne-Superior-Hotel zuständig. Sie führt 48 Mitarbeitende. Housekeeping und Technik sind an Fremdfirmen ausgelagert. Die 224 Zimmer belegen die Stockwerke 5 bis 14. Das Erdgeschoss nehmen die Rezeption und die Checkpoint-Bar ein sowie das Entrée der anderen im Turm eingemieteten Firmen. Der dritte Stock gehört dem Restaurant und den Meetingräumen, der vierte den hoteleigenen Wellness- und Fitness-Facilities.
Immer noch vierthöchstes Gebäude der Schweiz
Der Messeturm befindet sich im Besitz der Swiss Prime Site AG. 2003 bei der Eröffnung galt er dank 105 Metern und 31 Etagen als höchstes Gebäude der Schweiz, mittlerweile ist er auf Rang 4 abgerutscht. Spitzenreiter: der Roche Tower 2 in Basel mit 205 Metern.
Als erste Hotelgruppe zog Sorat ein, übergab aber bald an Ramada, damals noch ein Brand von Marriott, heute zur Wyndham Hotel Group gehörend. Aus dem «Ramada Plaza» wurde 2017 das Hyperion Hotel Basel, weiterhin als Pachtbetrieb (Vertrag bis 2037) der H-Hotels.
Die 1969 von Helmut Fitz gegründeten Treff Hotels und Feriendörfer gingen 2000 mit Ramada eine Kooperation ein, im gleichen Jahr übernahm Helmut Fitz’ Sohn Alexander die Führung des Familienunternehmens. Das Co-Branding mit Ramada endete 2014, seither heisst die Hotelgruppe H-Hotels.com.
Unter dieser Dachmarke firmieren heute sechs Marken – von den einfachen Hostels bis zum Premiumbrand Hyperion. Die Gruppe engagiert sich stark im designaffinen Budgetsegment mit H.ostels, H+ und H2. Die Brands H4 und Hyperion toppen das Portfolio, das mit H.omes um die Sparte Serviced Apartments ergänzt wurde.
H-Hotels betreibt aktuell 51 Häuser in Deutschland sowie insgesamt 11 in Österreich, der Schweiz und Ungarn. Demnächst eröffnet das erste Hotel in Frankreich, in Paris. H-Hotels gehört zu den fünf grössten Hotelgruppen in Deutschland, verzeichnete 2023 einen Netto-Umsatz von rund 360 Millionen Euro.
Hotels in Stadt und Land
In der Schweiz führt die Kette fünf Häuser: das «Hyperion» in Basel, zwei H4 Hotels in Locarno und Solothurn sowie zwei H+ Hotels in Engelberg und beim Zürcher Letzigrund.
«Vorerst bleibt es bei diesem Quintett», sagt Sandra Jacobs. Die 54-Jährige arbeitet seit 2021 als Area Managerin Schweiz für die H-Hotels. Die erfahrene Hotelière ist regelmässig in den fünf Schweizer H-Hotels anzutreffen, wo sie den vier Direktorinnen und einem Direktor mit Rat und Tat zur Seite steht. «Wir können uns auf einen eindrücklichen Support aus der Zentrale in Deutschland verlassen», konstatiert Jacobs. «Ob IT oder Technik: Für alle Anliegen gibt es interne Lösungen. In dieser Form habe ich das noch bei keiner anderen Hotelgruppe erlebt.» H-Hotels gilt als innovativ, ist bekannt für flache Hierarchien, für eine seriöse Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden in der hauseigenen Akademie und für ein gutes Arbeitsklima, das viele Crewmitglieder lange an Bord hält. Eine Auseinandersetzung um Kündigungen 2023 in Österreich bleibt die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Mehrfach wurde H-Hotels für ausserordentliche Leistungen in den Bereichen Ausbildung und Human Resources ausgezeichnet.
Das «Hyperion» und früher das «Ramada Plaza» galten als typisches Business und Konferenzhotel, das von der Messe profitierte. «Dieses Geschäft hat in Basel abgenommen», sagt Sophie Kocak, «dafür begrüssen wir vermehrt Leisure-Gäste. Wenn Events wie das Basel Tattoo oder eine grosse Ausstellung in der Fondation Beyeler anstehen, so spüren wir das bei den Buchungen.» Auch die meist angelsächsischen Passagiere der im Rheinhafen startenden oder ankommenden Flusskreuzfahrtschiffe sorgen für viel Betrieb im Hotel.
Von der Rezeptionistin zur Chefin
Die gebürtige Dresdnerin Kocak arbeitet seit 2011 im Hotel im Messeturm, begann als Rezeptionistin und amtiert seit 2021 als Operations Managerin. «Weil ich auch in den Bereichen Rooms, Technik und Reservation tätig war, kenne ich jede Ecke in allen 14 vom Hotel belegten Etagen.» Und legt schmunzelnd nach: «Nicht nur zur Freude des Housekeepings.»
Und das sind drei Bereiche, die im «Hyperion» besonders auffallen:
1. Zimmer: Badewanne mit Aussicht
Das Hotel wurde 2017 gründlich renoviert, am Layout auf den Etagen änderte sich nichts. Aussergewöhnlich ist die grosse Zahl an Einzelzimmern. «Es sind genau 101. Sie werden von Businessgästen gerne genutzt», sagt Sophie Kocak. Neben Doppelzimmern der Kategorie Komfort und Superior finden sich in den Ecken des Gebäudes auf jeder Etage vier Business-Doppelzimmer, dazukommen sechs Suiten mit einem Schlaf- und Wohnbereich. Instagramable: die in eine Nische eingelassene Badewanne mit Blick durch bodentiefe Fenster. Zu jedem Zimmer gehören Kaffeemaschine und Minibar. Deren Inhalt wartet hinter einer Glasscheibe und ist im Zimmerpreis inbegriffen. Immer wiederkehrendes optisches Element: Blätter in leuchtenden Herbstfarben über dem Bett oder im Badezimmer.
2. Nachhaltigkeit: Sonnenschutzfolie und To good to go
Die H-Hotels bemühen sich stark um Nachhaltigkeit. Sandra Jacobs hat die fünf Schweizer Häuser auf Level 1 von Swisstainable zertifizieren lassen: «Wir wollen den CO2-Fussabdruck so klein wie möglich halten.» Aufmerksamkeit schenkt man Food Waste. Was etwa beim Zmorge nicht weggeht, wird auf der Plattform To good to go ins Netz gestellt und für kleines Geld abgegeben. Der Immobilieneigner hat den Turm mit einer Sonnenschutzfolie überzogen, was Auswirkungen auf den Energieverbrauch für Kühlung im Sommer und Heizung im Winter hat.
3. Gastrokonzept: Tagesmenu und regionale Lieferanten
Die H-Hotels haben deutsche Wurzeln. «Deshalb gehört gutes Schwarzbrot auf das Frühstücksbuffet», bekräftigt Sandra Jacobs. «Wir arbeiten mit Transgourmet, aber auch intensiv mit regionalen Lieferanten.» In Basel bezieht man etwa Käse, Milch, Eier oder Speck aus der unmittelbaren Umgebung. Das «Hyperion» fokussiert sich wie viele Stadthotels auf Unterkunft und Meetings. Die Gastronomie verliert eher an Bedeutung, gehört aber zum unerlässlichen Angebot. Frühstück gibt’s im Restaurant im dritten Stock, Live-Cooking-Station und veganer Corner inbegriffen. Über Mittag beschränkt sich das Angebot für Individualgäste, etwa aus den Büros im Haus, auf ein Tagesmenu und eine kleine Karte in der Checkpoint-Bar im Parterre. Abends tafeln vor allem Hotelkunden im Restaurant und die Aussicht auf den Messeplatz ist mehr als ein Amuse-Bouche.
Bleibt die Frage, weshalb die H-Hotels trotz respektabler Performance und fünf Häusern in der Schweiz selbst in der Branche eher wenig Bekanntheit geniessen? «Die Gruppe war mit Öffentlichkeitsarbeit zurückhaltend», urteilt Area Managerin Sandra Jacobs. Das soll sich jetzt ändern: Die Kommunikation wird neu aufgestellt und es gibt definitiv keinen Grund für die H-Hotels, das Licht unter den Scheffel zu stellen.