Wo der Hoteldirektor auch Chefredaktor ist

Andreas Magnus ist im «Kempinski Palace Engelberg» Hoteldirektor und Chefredaktor der «Palace Post». Die Zeitung erscheint seit der Eröffnung im Juni 2021 vierteljährlich. Die Hotel-Qualitätszeitung ist zu einer Art Lokalzeitung für die Talschaft geworden. Die Hauptgeschichte kommt immer aus Engelberg. 



Wenn Andreas Magnus von den Anfängen des «Kempinski Palace» in Engelberg erzählt, so ist es seine Corona-Story. Eine schwierige Hotelzeit. Aber auch Glück im Unglück. Es gelang ihm, «tolle Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter» zu gewinnen. Um die Eröffnung zu inszenieren, gab es jedoch kaum Möglichkeiten. «Wir wählten eine Kampagnenstra­tegie von innen heraus», blickt er zurück und erklärt: «Wir sind nicht die Grössten, wir haben nicht die ­meisten Restaurants, nicht den grössten Spa. Aber wir haben die perfekte Balance von allem, was ein sehr gutes Hotel ausmacht. Der Service ist unsere Priorität und damit können wir den Gästen ein Zuhause bieten, auch wenn wir uns als ‹Palace› positionieren. An einem Ort, wo sich Gäste heimisch fühlen – ohne Krawatten, im T-Shirt, auch Wanderschuhe sind willkommen – werden Geschichten erzählt. Andreas Magnus: «Die Gäste kommen ins ‹Palace›, um hier ihre Storys zu kreieren. Wir sind sozusagen ihr Base Camp. Und wir wollen diesen Geschichten Raum geben, sie weitererzählen und verbreiten.» 

Qualitätszeitung statt Flyer
Magnus ist kein Fan von Flyern, die überall herum­liegen. Von Anfang an wollte er die kleinen Flyer-Geschichten «zusammenbringen». Unser Bestreben war immer, ein qualitativ ansprechendes Produkt zu gestalten. Das Potenzial einer Qualitätshotelzeitung hatte er bei einer seiner früheren Tätigkeiten in China erahnt. Da wirkte er für das «Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center» bei einer zweimal jährlich erscheinenden Hotelzeitung mit. Ganz (hotel-)journalistische Spürnase erkannte er damals richtig: «Erfolg hat man, wenn man die richtigen Geschichten hat.»

Engelberg und Kempinski – gleiche DNA
Die Chance, eine Hotelzeitung zu verwirklichen, bot sich Andreas Magnus mit dem Antritt als Direktor des «Kempinski Palace» in Engelberg. Hier wirkt und lebt er. «Engelberg ist unser Zuhause geworden. Wir feiern mit unseren beiden schulpflichtigen Kindern als Fa­­milie hier die fünfte Weihnacht.» Sich im Klosterdorf verwurzeln zu wollen, offen auf die «Einheimischen mit ihren Geschichten und lokalen Perspektiven zu­­zu­gehen und diese zu präsentieren», war und ist das Credo und Programm der Hotel-Zeitung. Andreas Magnus führt das «Palace» als offenes Haus. Er will zeigen, dass die Werte des Kempinski auch jene von Engelberg sind. 

So soll in seiner «Palace Post» mehr Storytelling zum Lokalen sein als Selbstpräsentation. Dieses Konzept kommt an bei den Lesern vor Ort und den Gästen. «Die Gäste wollen und sind dazu eingeladen, an der lokalen Kultur zu partizipieren. Denn Engelberg ist nicht in erster Linie eine Touristendestination, sondern ein lebendiges Dorf.» Der Hoteldirektor kommt ins Schwärmen: «Engelberg lebt seit 904 Jahren, seit der Klostergründung 1120, die benediktinische Gastfreundschaft. Die offene Gastgeber-Kultur gehört zur Engelberger DNA. Die Werte und die Tradition spürt man in der Bevölkerung. Und all diese Geschichten wollen wir in unsere Zeitung bringen.» 

Von der Redaktionssitzung … 
Die Abläufe der «Palace Post» lassen sich mit einer Zeitungsredaktion vergleichen. Hinzu kommt, dass die Zeitung für das Hotelmanagement der «vierteljährliche Action-Plan» ist, führt Andreas Magnus aus. Mit fünf bis sechs Monaten Vorlauf müssten Themen bearbeitet werden, beispielsweise die Winter-/Weihnachtsausgabe bereits im Juni. Operativ geleitet wird die «Palace»-Zeitung von der Marketing- und Kommunikationschefin Brenda Lavra (davor, vom Start bis Sommer 2024, von Alexandra Ellerkamp). 

In der Redaktionssitzung wird jeweils die letzte Ausgabe besprochen und bei der Planung der neuen Ausgabe geschaut, was man vor einem Jahr im Blatt hatte. So sollen Dubletten vermieden werden. In einem Brainstorming werden die neuen Themen festgelegt. Die Produktion – auch Design und Social Media – wird hausintern gemacht. Unterstützt werden die Hotelmitarbeitenden mit lokalen Geschichten und Interviews, die die freie Engelberger Journalistin Andrea Hurschler beisteuert. Fotos stammen von den Mit­arbeitenden oder werden von Engelberg Tourismus bezogen. Andreas Magnus steuert, neben seinen Ideen, ein selbst geschriebenes Editorial bei: «Liebe Gäste, liebe Kollegen, liebe Nachbarn». Darin stellt er die Themen der aktuellen Ausgabe in einen (grösseren) Zusammenhang, ordnet ein, stellt eigene Überlegungen an – ganz Chefredaktor. 

… in die Briefkästen
Die enge Verbindung zwischen Hotel und Dorf zeigt sich auch beim Vertrieb der «Palace Post». Viermal im Jahr wird die Zeitung von zwölf Mitarbeitenden während je rund drei Stunden in die Engelberger Briefkästen verteilt. Den Gästen wird die Zeitung elektronisch zugestellt. Das soll sich ändern: Künftig können Schweizer Gäste die «Palace Post» per Post zugestellt bekommen. Es scheint, dass die Zukunft der Hotel-Kommunikation auch (!) im Print liegt. 

Sehr gefreut und etwas stolz gemacht haben das Team und Andreas Magnus, dass sich die Schweizerische Nationalbibliothek gemeldet und um die Zustellung der «Palace Post» gebeten hat. Sie gehört so für künftige Generationen zum gesammelten historischen Erbe der Schweizer Hotellerie-Geschichte. Ausruhen auf den Lorbeeren ist aber nicht das Ding von Andreas Magnus und dem «Kempinski Palace»-Team. Vielmehr arbeitet man daran, dass die «Engelberger Palace Post» innerhalb der Kempinski-Gruppe weltweit als Inspiration dient. Auf jeden Fall hat der Hoteldirektor-Chefredaktor die Hotel-Qualitätszeitung «Made in Engelberg» bereits an internationalen Mee­t­ings der Kempinski-Hoteldirektoren präsentiert. 



«Palace Post» hat die richtigen lokalen 
Geschichten aus Engelberg
Seit 2021 erscheint die «Palace Post» in Engelberg gedruckt, acht bis zwölf Seiten, vierteljährlich, gut designt und für die Leserschaft kostenlos. Der Di­rektor des Kempinski Palace, Andreas Magnus, und sein Redaktionsteam präsentieren richtige lokale Geschichten (inkl. QR-Code mit weiterführenden Informationen), komplementiert mit Storys aus dem eigenen Hoteluniversum. Diese Grundidee stand bereits am Anfang 2021. Seither hat sich die Zeitung laufend weiterentwickelt. Neben der «Palace Post» erscheint zweimal pro Jahr die «Frutt Post», zum Frutt Mountain Resort Melchsee-Frutt, das ­Andreas Magnus ebenfalls leitet. Hier einige Highlights aus den ersten dreizehn «Palace Post»-Ausgaben.

Nr. 1/Juni-Dez 2021: Die Eröffnung des «Kempinski Palace Engelberg» und das neue Hotelteam stehen im Mittelpunkt; auch darum, weil man noch nicht so viele Einheimische kannte. 

Nr. 2/Januar-März 2022: Die Engelberger Ski-Olympia-Siegerin Michelle Gisin wird als Hotel-Ambassadorin präsentiert: «In Engelberg fühle ich mich geborgen.»

Nr. 3/April-Juni 2022: Im Mittelpunkt steht Sälmi Töngi – «Original und Star unter den Engelberger Alpkäsern», be­­kannt für seinen Alp-Sprinz, den er seit vier­zig Jahren produziert und damit «im­­mer wieder Preise abräumt». Zudem die 125-Jahr-Geschichte der Kempinski-Ho­­tels. Sie begann 1897 in Berlin.

Nr. 4/Juli-September 2022: Fun-Story als Aufmacher, Interview mit der Kuh «Biene» zu ihrem «Bilderbuchleben». Sie meint zu ihrem Bauer, Kaspar Scheuber, der für alles sorgt: «Neben dem Melken und Füttern sorgt er mit regelmässigem Bürsten, Putzen, Striegeln und Waschen dafür, dass wir 25 Milchkühe stets ein gepflegtes Fell haben.» Weitere Artikel zum bekannten Schweizer Bergfotografen Thomas Biasotto (Ausstellung «Massive» im Hotel) und Sbrinz-Schmuggler oder dem ersten Event der Sportstiftung Laureus im «Palace». 

Nr. 5/Oktober-Dezember 2022: Die ­zwölfseitige «Palace Post» wurde in einer Auflage von 120 000 Exemplaren als Beilage der regionalen CH-Media-Zeitungen in der Zentralschweiz verteilt. Titelthema: «Sternstunden in Engelberg» – u. a. mit einem Doppelinterview der Olympiasiegerinnen-Schwestern Dominique und Michelle Gisin. Auf die Frage «Was kann ihre Schwester besser», antwortet Michelle: «Rechnen. Und zwar viel besser.» Dominique sagte: «Slalom fahren – und beim Zu­­spätkommen Gelassenheit bewahren.»

Nr. 8/Juli-September 2023: Höhenflüge in – Paragliding. Ein Höhenflug ist auch das erste Konzert des Sinfonieorchesters Luzern im «Kempinski». Oder das einwöchige Bugatti-Treffen mit 70 Oldtimern, mit Corso und Aufstellung im Dorf.

Nr. 10/Januar-März 2024: Vier Geschichten, wie Engelberger durch den Winter kommen: Gliding – Langläuferin Lea Fischer; Floating – Marketing-Managerin und Bergwanderführerin Katrin Benz; ­Skiing – Schneesportlehrer Kili Weibel; Perfect Experience – Geschäftsführer der Einwohnergemeinde Bendicht Oggier. ­Weitere Artikel zur Kooperation des «Kempinski Engelberg» mit Swiss, zur neuen Klosterkäserei und zur Olympio­niken-Ausstellung im Talmuseum. 

Nr. 11/April-Juni 2024: Der 24-jährige Le-Mans-Sieger 2023, Fabio Sieger, wohnt in Engelberg. Er ist der zweite «Kempinski Palace Engelberg»-Botschafter. Inter­-views zu Holz und Nachhaltigkeit mit Josef Infanger, VR-Präsident Heizwerk Engelberg, und Thomas Dittrich, CEO Han’s Europe AG, Eigentümer des «Kempinski Palace Engelberg».

Nr.12/Juli-September 2024: «Der Wald ist mehr als nur Erholungsort» ist die ­Titelgeschichte zum Jubiläum drei Jahre «Kempinski» in Engelberg: Interviews mit Forstwart Fabian Langenstein und Förster Geny Hess, zuständig für das Resort Naturgefahren (u. a. Lawinenschutz).

Nr. 13/Oktober-Dezember 2024: Natür­liche Energiequellen, u. a. mit den Schwerpunkten Kloster und Weihnachten. Abt Christian Meyer sagt im Gespräch mit der «Palace Post», was ihm Klöster in der ­heutigen, hektischen Welt bedeuten. «Sie sind Pole in der Welt, die auf etwas anderes hinweisen wollen». phg

 

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