«Zeitmanagement ist eine Kernkompetenz»

«Zeitmanagement ist eine Kernkompetenz»


Interview mit Dr. Doris Aebi, Headhunterin für Top-Führungskräfte, Mitinhaberin aebi+kuehni AG


Ist das Ferienmachen eine Kernkompetenz für Führungskräfte?

Doris Aebi: Generell würde ich «Zeitmanagement» als eine Kernkompetenz für Führungskräfte be­zeichnen – vor allem mit Blick auf die Aufgaben, die zu erfüllen sind, und die ­Verantwortungen, die es wahrzunehmen gilt. Zeit braucht eine Führungskraft aber auch für sich selbst, um zu reflektieren und Dinge konzeptionell voranzutreiben. Und sie braucht Zeit für Musse, um gesund sowie geistig und körperlich fit zu bleiben. Dazu sind Ferien oder generell Auszeiten wichtig. Ob diese in mehreren kürzeren Sequenzen oder während einer längeren Dauer erfolgt, ist etwas sehr Persönliches. Ich meine, mich an eine wissenschaftliche Studie zu erinnern, die zum Schluss kommt, dass drei Wochen Ferien am Stück ideal wären: Die erste Woche, um in den Ferienmodus zu kommen. Die zweite, um die Ferien richtig zu geniessen. Und die dritte, um sich auf die Rückkehr in den Alltag vorzubereiten.


Welches sind die wesentlichen ­Kom­petenzen für Führungskräfte?

In der Arbeitswelt wird sich der Trend der Digitalisierung zu flachen Hierarchien mit vernetzten und selbstorganisierten Strukturen künftig durchsetzen. Dem­entsprechend gewinnen soziale Fähigkeiten in in­terpersonellen Bereichen weiter an Bedeutung: Vertrauen, Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität sind keine leeren Schlagworte, sondern die Essenzen einer Kultur, welche Innovationsprozesse ermöglichen und die Leistung steigern. Die Voraussetzungen dazu sind in der Hotellerie und Gastronomie sehr gut: Die Mitarbeitenden sind nah an den Gästen, ihre Ideen und Vorschläge sollten bei ihren Vorgesetzten gehört und willkommen sein.

Wie beurteilen Sie die Situation der Führungskräfte beim Ferienmachen in der Branche?

Ich stelle mir vor, dass es bei inhabergeführten Hotels, die eine 7-Tage-24-Stunden-Präsenz erfordern, eher schwierig ist, Ferien zu machen. Wenn ich dennoch ei­­­nen Ratschlag geben darf: Für die eigene Ferienzeit ist auf jeden Fall eine gute Stellvertretung einzusetzen, und antizyklisch verreisen dürfte auch helfen.

Weiten wir die Frage über die Hotel-Branche aus. Wie machen Führungskräfte heute Ferien?

Bei unserem Rekrutierungsgesprächen sind die Freizeit, Freizeitbeschäftigungen, besondere Interessen, der Ausgleich zur Arbeit tatsächlich Punkte, die wir besprechen. Dabei wird häufig darauf hinge­wiesen, dass Ferien bewusst als Familienzeit betrachtet und genutzt werden. Das Bewusstsein vieler Führungskräfte für Ferien mit der Familie ist hoch. Es scheint mir in den letzten Jahren sogar noch ge­­stiegen zu sein.


Wie halten Sie es mit dem Ferien­machen persönlich?

Ich versuche, einmal pro Jahr für drei Wo­chen am Stück zu verreisen. Und punktuell, aber regelmässig, zusammen mit meinem Mann und unserem Hund die Schweiz zu Fuss oder mit dem Bike zu entdecke. Dabei geniessen wir die Hotellerie und Gastronomie jeweils vor Ort.

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