Das smarte Hotelzimmer

Das smarte Hotelzimmer

Licht an und … Licht bleibt an. Nicht so in automatisierten Gästezimmern. Wo überall automatisierte Prozesse möglich – und sinnvoll – sind, weiss Alexander Erni, Geschäftsführer der MDT Schweiz AG.

Nach einem langen Tag voller Entdeckungen und einem leckeren Abendessen geht es direkt ins (Hotel)Bett. Jetzt ein gutes Buch lesen und den Urlaubsluxus geniessen. Wäre da nicht das grosse Deckenlicht, das noch ausgeschaltet werden muss und der Lüfter, der laut surrt. Dahin die gemütliche Stimmung. Und wo ist der Schalter für die Leselampe am Bett? Ein Szenario, das die meisten schon einmal erlebt haben und eines, das laut Alexander Erni der Vergangenheit angehört. Der 49-Jährige ist Experte für Gebäudeautomation. Für ihn ist klar: Smarte Hotelräume sind die Zukunft.

Den eigenen Haushalt mit dem Smartphone zu steuern, wird langsam zur Normalität. Wie sieht es in der Hotellerie aus, wo stehen wir hier?
Aktuell sehen wir einen klaren Trend hin zu intelligenten Hotelzimmern, die Gästen personalisierte Erlebnisse bieten und gleichzeitig den Betrieb optimieren. Durch die Digitalisierung der Elektroinstallationen können Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit in Hotelgebäuden massiv gesteigert werden. Dabei ist es entscheidend, auf standardisierte und professionelle herstellerunabhängige Systeme zu setzen.

Wo überall kann die Gebäudeautomation für Hotels Sinn ergeben?
In den Zimmern gibt es diverse Möglichkeiten, den Aufenthalt für Gäste angenehmer zu gestalten. Etwa in dem ein bestimmtes Setting beim ersten Betreten des Zimmers automatisch startet. Viele gehen als ­Erstes ins Bad, um den Kulturbeutel zu deponieren – auch hier wirkt es freundlich, wenn das Licht bereits angedimmt ist. Es ist auch möglich, Stimmungen ­vorzubereiten, etwa fürs Fernsehen: Deckenlicht aus, indirekte Beleuchtung an, Jalousien zu. Oder um ein Buch zu lesen, geht die starke Nachttischlampe an, das Hauptlicht aus. 

Und wenn ich das Zimmer kurz verlasse, muss ich dann alle Einstellungen wieder vornehmen? Es wäre einfacher, den Schalter zu kippen.
Die Einstellungen können für eine gewisse Zeit ge­­speichert werden, sobald der Gast die Schlüsselkarte mitnimmt. Bei einer Rückkehr innert 30 Minuten wird direkt wieder der «Lesemodus» aktiviert. Ist man ­hingegen länger weg, begrüsst das Zimmer mit der Standardeinstellung. Zudem weiss das Zimmer, dass alle Lichter einzuschalten und die Jalousien hochzufahren sind, sobald die Reinigungskraft eintritt. Das vereinfacht die Arbeit und optimiert den Zeitaufwand.

Und ausserhalb der Gästezimmer?
Besonders wichtig finde ich die Flure vor den Zimmern. Diese sind oft entweder sehr düster oder grell beleuchtet. Mithilfe der Gebäudeautomation kann die Innenbeleuchtung an der Tageszeit angepasst ­werden. Tagsüber ist es hell und abends eher gedimmt, um den Biorhythmus nicht zu stören.

Was empfehlen Sie zur Energieeffizienz?
Die Jalousien können so programmiert werden, dass sich die Lamellen, je nach Sonnenstand, optimal ausrichten. Soll es in den Räumen im Sommer kühl ­bleiben, schliessen sie sich langsam und öffnen sich wieder, wenn die Sonne wandert. So wird grösstmögliche Helligkeit bei minimaler Wärmeeinstrahlung garantiert. Umgekehrt – im Winter – wärmt die Sonne die Räume, indem geschlossene Jalousien hochge­zogen werden. Sofern der Gast das zulässt.

Um so viele Teile eines Hotels zu verbinden, sind aufwändige Installationen nötig. Wie hoch ist der Aufwand?
Am einfachsten ist es natürlich bei einem Neubau oder einer Totalsanierung. Da können die nötigen Funktionen eingeplant und während der Bauarbeiten umgesetzt werden. Aber auch ohne umfangreiche Renovierung ist vieles möglich.

Was empfehlen Sie einer Hotelière mit einem ­älteren Traditionshaus?
Können die nötigen Kabel nicht verlegt werden, gibt es die Möglichkeit, via Funk die Verbindungen zu schaffen. Es ist auch nicht nötig, ein Hotel vollständig zu automatisieren. Man kann sich etwa auf die Gästezimmer, das Entrée oder das Restaurant beschränken. Eine gute Beratung ist hier entscheidend, sonst werden unnötige Automatisierungen geschaffen.

Wie zum Beispiel?
Das ist zwar kein Hotel-Beispiel, erklärt es aber sehr gut. Ein Kunde wollte seine Autogarage mit dem Smartphone öffnen können. Aber ist es praktisch, für das Öffnen der Garage immer das Smartphone zur Hand zu nehmen? Und so war es im konkreten Fall dann auch – mehrere Wochen später erhielt ich einen Anruf. Der Prozess funktionierte einwandfrei, wurde aber nie genutzt, weil es zu umständlich ist. So ist das auch in Hotels. Nur weil etwas «gäbig» und cool klingt, ist es im Alltag noch lange nicht hilfreich oder nötig. Eine gute Beratung durch erfahrene Personen kann den Mehrwert massiv steigern und un­­nötige Kosten einsparen.


Alexander Erni


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1 Kommentar

Ich habe diese Lichtkonzepte schon oft erlebt und auch verflucht. Dieses Jahr habe ich bereits 36 Übernachtungen in unterschiedlichen Hotels hinter mir. Wenn die hier erwähnten smarten Hotelzimmer jedes Mal zuerst im Smartphone programmiert werden müssen und wenn möglich sogar unterschiedliche Apps notwendig sind, weil man sich sicher nicht weltweit auf einen Standard einigen kann dann wurde nichts verbessert. Wieso kann man nicht alles für den Gast vereinfachen? Wenige und leicht zu bedienende Lichtschalter und Storentasten.
Alles sollte so ausgerichtet sein, dass es von Kindern aber auch von 90jährigen bedient werden kann.
Meine Erwartungen an ein Hotelzimmer liegt darin, dass ich mich erholen möchte und nicht vor neue Herausforderungen gestellt werde.

Hanspeter Mohler

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